Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks
als Spur dienen. Was ich allerdings auf keinen Fall tun durfte, war, Furey oder Finchley oder meine anderen Freunde bei der Polizei anzurufen und mich nach Alma Mejicana erkundigen.
Ich hatte die rechte Hand ausgewickelt, ehe ich in die Wanne stieg. Die Blasen auf der linken waren aufgegangen und hatten sich, nachdem sie stark genäßt hatten, wieder geschlossen. Sie brannten heftig, als ich die Hand vorsichtig ins Wasser tauchte. Die rechte, die von der Gaze geschützt gewesen war, zeigte allmählich wieder richtige Haut. Nichts sorgt schneller für Heilung als gute Gene. Gute Arbeit, V.I., du hast die elterlichen Chromosome gut ausgewählt.
Obwohl meine Schultern steif waren und mein Nacken schmerzte, war ich ausgesprochen fröhlich. »Liebe, deine Stimme ist Musik«, krähte ich und seifte mir die Achselhöhlen ein.
Ich wußte nicht, was Farmworks, Inc. war. Ich hatte keinen Beweis dafür gefunden, daß Luis Schmidt versucht hatte, mich zu ermorden. Ich wußte nicht mehr darüber als zuvor, ob Cerise umgebracht worden war, oder warum Elena voller Angst weggelaufen war, aber mein erfolgreicher Einbruch erwies sich als äußerst wirkungsvolles Stärkungsmittel.
Ich hüpfte aus dem Bad, schaffte mehr meiner gymnastischen Übungen als gestern und zog Jeans und ein Hemd an, um mir den Hund bei dem alten Mann auszuleihen. Peppy hatte gebellt, als ich heute morgen nach Hause gekommen war, aber weder Mr. Contreras noch Vinnie, der Bankmensch, hatten den Kopf durch die Tür gestreckt, deshalb hoffte ich, daß sie mich nicht gehört hatten.
Daß mich Mr. Contreras mißtrauisch musterte, als er auf mein Klopfen reagierte, ließ mich daran zweifeln, aber freiwillig sagte ich gar nichts. Als Pflichtverteidigerin mußte ich meine Mandanten immer wieder davor warnen, aus Euphorie anzugeben. Am einfachsten wird man erwischt, wenn man tadellose Arbeit leistet und dann so stolz auf sich ist, daß man damit prahlen muß. Dann kriegt ein Kumpel eine Wut auf einen und singt, und schon sitzt man an der Kreuzung zwischen der Twenty-sixth Street und der California Avenue und redet mit der Polizei.
»Sie müssen sehr müde gewesen sein, Engelchen, daß Sie so lange geschlafen haben«, sagte Mr. Contreras streng.
»Ja, aber ich fühle mich heute morgen viel besser. Ich will Ihre Königliche Hoheit spazieren führen.« Ich zeigte ihm die heilenden Handflächen und bekam seine widerwillige Zustimmung, den Hund mitzunehmen. Es wäre grausam gewesen, es mir abzuschlagen, wenn man bedachte, daß Peppy in ihrem Eifer schier aus der Haut fuhr.
Ich war noch nicht in der Lage, mit ihr zu laufen, aber ich konnte mit ihr zum See fahren und Stöckchen für sie ins Wasser werfen. Ein Paar Winterhandschuhe schien als Schutz für die Hände auszureichen. Weil Golden Retrievers als Schwimmweltmeister zur Welt kommen, bestand die einzige Schwierigkeit darin, Peppy dazu zu überreden, ins Auto zurückzukommen, als mir die Schultern vom Werfen zu weh taten.
Ich parkte verbotenerweise am Hydranten vor unserem Haus und lief hinein, um Peppy bei Mr. Contreras abzuliefern. Er weigert sich zu glauben, daß das Seewasser ihrer zarten Konstitution nicht schadet, aber ehe er dazu kam, seine Klage anzustimmen, lächelte ich ihn an und verabschiedete mich.
»Das können Sie sich doch bestimmt alles merken und mir später sagen«, versicherte ich ihm, als er mich von der Schwelle aus finster anschaute.
Ich lief nach oben in meine Wohnung und holte die Wanderstiefel aus dem Flurschrank. Ich nahm die Pistole aus dem Gürtel, den ich heute morgen auf einen Stuhl gelegt hatte, und steckte sie in den Hosenbund. Das Telefon läutete, als ich die Vordertür schloß, aber ich ließ es klingeln. Obwohl ich es eilig hatte, nahm ich mir die Zeit, alle drei Schlösser abzusperren – schließlich hatte jemand versucht, mich umzubringen, und es gab keinen Grund, einen Hinterhalt herauszufordern.
Ich zog die Handschuhe wieder an und fuhr zum Lake Shore Drive. Obwohl das Gras in den Anlagen am See gelb und ausgetrocknet war, linderten die weiche Luft und das glitzernde Wasser die Erinnerung an den harten Sommer. Beim Fahren sang ich »Wir fahren heut auf Omas Hof« und andere Kinderlieder.
Die Tiefgaragen waren besetzt, aber nicht einmal die Tatsache, daß ich in einem teuren Parkhaus an der Wabash Avenue parken mußte, dämpfte ernsthaft meine gute Laune. Ich pfiff leise vor mich hin, als ich mit dem launischen Aufzug im Pulteney-Gebäude in den dritten Stock
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