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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Ordnung. Zahlungen von verschiedenen Auftraggebern waren registriert, zum Beispiel von der Bundesregierung für das Dan-Ryan-Projekt, und Zahlungen für Strom, Zement und anderen Bedarf des Baugewerbes wurden geleistet. Aber die größten regelmäßigen Zahlungen gingen nicht an Lieferanten. Sie gingen an Wunsch und Grasso und Farmworks, Inc.
    Ich schloß die geschwollenen Augen und versuchte, mich daran zu erinnern, woher ich den Namen kannte. Als ich aufwachte, war es drei. Mein Nacken war steif von Luis’ Stuhl, in den ich gesackt war, und mein Herz raste unbehaglich – ich hätte bis zum Morgen schlafen und hier drin von den Angestellten der Alma Mejicana überrascht werden können.
    Als ich wieder in die Bücher schaute, konnte ich mich jedoch genau an Farmworks, Inc., erinnern – das war der absurde Name, den ich in der Nacht, in der Cerise tot aufgefunden wurde, in den Arbeitsblättern der Rapelec-Baustelle gesehen hatte. Ich wühlte in Luis’ Schreibtischschubladen nach einem Block. Als ich keinen fand, riß ich ein leeres Blatt aus dem hinteren Teil von einem der Bücher und notierte einige Zahlen. Ich hatte eine leise Ahnung, was sie zu bedeuten hatten, aber jetzt, wo der Morgen nahte, hatte ich keine Zeit mehr zum Nachdenken, nur noch zum Abschreiben und Gehen.
    Ich legte die Bücher in das Fach zurück, in dem ich sie gefunden hatte, wusch die Kaffeetasse ab und schlich auf Zehenspitzen nach oben, um die Falltür auf dem Dach zu schließen. Vorher zog ich das Handtuch weg. Ich würde die Vordertür nicht wieder verriegeln können. Aber das könnte ja auch Freitagabend vergessen worden sein. Sollte man an einen Einbruch denken, ich hatte keinerlei persönliche Spuren hinterlassen. Und ich war viel zu kaputt, um den Weg zurückzugehen, den ich gekommen war.
    Ich schob die Riegel zurück und trat auf die Ashland Avenue hinaus. Ich war etwa drei Meter von der Tür entfernt, als der Alarm losging. Ich hatte in die Gasse gehen und meinen Klapptritt holen wollen, aber es schien ein günstiger Zeitpunkt zu sein, einen neuen zu kaufen. Ich ging zügig die Straße entlang – wenn Alarm schrillt, darf einen niemand rennen sehen.
    Ein Auto, das die Ashland Avenue entlang zur Forty-fifth Street fuhr, wurde langsamer. Ich suchte in der Gesäßtasche nach dem Tuch – ich hätte es umbinden sollen, ehe ich das Gebäude verließ. Es war nicht da. Ich faßte in die Seitentaschen, in den Hosenbund, an den Gürtel, aber ich mußte es im Büro der Alma Mejicana verloren haben.
    Meine Hände zitterten, und meine Beine wurden zu Gummi. Ich zwang mich, natürlich zu gehen. Falls die Polizei oder Luis Schmidt es fanden, wer konnte wissen, daß es meins war? Bobby Mallory führte vermutlich nicht Buch über die Geschenke seiner Frau, und es war äußerst unwahrscheinlich, daß er dieses Beweisstück je zu sehen bekam.
    Daß ich mir diese logischen Sätze vorsagte, beruhigte mich nicht, aber es beschäftigte meinen Verstand so weit, daß ich nicht völlig in Panik geriet. Außerdem half mir, daß der Autofahrer zwar immer noch langsam fuhr, aber nicht anhielt. Soweit ich das beurteilen konnte, kümmerte er sich nicht um den Alarm, sondern er überlegte, wie ratsam es sei, eine Frau zu überfallen, die so viele Waffen umgeschnallt hatte wie ich. Ich schaute weiter geradeaus, versuchte, ihn unsichtbar zu machen. Während ich an der Kreuzung nach links bog, fuhr er weiter nach Norden.
    Meine Selbstbeherrschung brach zusammen; ich joggte das restliche Stück bis zu meinem Auto und fuhr zum Ryan Expressway, ohne abzuwarten, ob jemand auf den Alarm reagierte.

33 Arbeitskleidung
    »Hoch soll sie leben, hoch soll sie leben, dreimal hoch, ist sie auch daneben, ist sie auch daneben, dreimal hoch«, sang ich im Bad. Das war Montag morgen um elf; ich war aus einem Schlaf erwacht, der so tief gewesen war, als gehörte ich zu den Gerechten und wäre keine Einbrecherin mit bescheidenem Erfolg.
    Die Morgenzeitungen enthielten keine Meldung über meinen Einbruch. Sie waren vermutlich auch schon im Druck gewesen, als ich nach Hause fuhr, aber ich glaubte nicht, daß ein Alarm in einer kleinen Firma auf der South Side eine Meldung wert sei, wenn kein Schaden entstanden war. Meine Panik vom frühen Morgen war verschwunden. Ich hatte wohl ein Beweisstück zurückgelassen, aber das Tuch wurde von irischen Importläden in der Stadt jede Woche dutzendweise verkauft. Es lag nur an meinen schuldbewußten Ängsten, wenn ich geglaubt hatte, es könne

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