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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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eine oder andere Geschichte erzählt.«
    Sie wartete auf meine Zustimmung, ehe sie fortfuhr. »Sie behauptet also, sie hat ein paar Wochen vor dem Brand jemand gesehen, der mit Jim Tancredi spricht, und dann ist sie an dem Abend, an dem das Hotel abgebrannt ist, in mein Zimmer gekommen und hat mir erzählt, daß der Kerl wieder da war.«
    Sie lächelte verlegen. »Sie müssen schon verstehen, so wie wir da gelebt haben, ist jedes neue Gesicht aufregend. Vielleicht hätten Sie sich nicht dafür interessiert, aber mich hat’s interessiert. Und so hat sie gesehen, daß meine Enkelin bei mir war, Cerise und Otis hatten sie bei mir gelassen, wie Sie wissen, und sie kriegt einen Anfall von Rechtschaffenheit darüber, daß im Gebäude keine Kinder erlaubt sind und daß sie mit Tancredi darüber reden will, also geb ich ihr Geld für eine Flasche und sie haut ab, aber ich denk mir, es ist besser, wenn ich unsere kleine Prinzessin bei Maisie unterbringe. Bei einem Alki wie Elena kann man sich nicht darauf verlassen, daß sie den Mund hält, bloß weil sie sagt, sie hält dicht.«
    Als sie defensiv zu mir aufschaute, knurrte ich zustimmend – so kannte auch ich Elena, darüber brauchte ich mich nicht herumzustreiten. »Was hat sie über den Mann gesagt, den sie gesehen hat? Schwarz, weiß, jung, alt?«
    Sie schüttelte bedauernd den Kopf. »Er war weiß, da bin ich mir so gut wie sicher, auch wenn sie das nicht ausdrücklich gesagt hat. Aber sie hat gesagt, daß er wunderschöne Augen hätte, so hat sie sich ausgedrückt, und ich kann mir nicht vorstellen, daß sie das über einen Schwarzen sagen würde.«
    Das war nun wirklich hilfreich. Elena glaubte, jeder Mann unter fünfundachtzig habe wunderschöne Augen. Ich hatte selbst gehört, wie sie darüber sprach. In der Brandnacht. Vinnie, der Bankmensch, war herausgekommen, um mich anzukläffen, und sie hatte zu mir gesagt, ich solle einen Jungen mit so wunderschönen Augen nicht gegen mich aufbringen.
    Durch diese Erinnerung trieb das Gesicht in der Menge am Prairie Shores Hotel, das mir immer ausgewichen war, wieder in mein Bewußtsein. Vinnie. Vinnie, der fünfundzwanzig Kilometer von der Near South Side hätte entfernt sein müssen. Ich hatte die Augen aufgemacht, als die Sanitäter mich durch die Menge trugen, und gesehen, wie er auf mich herunterschaute. Es war ein Dia, das mir so kurz auf der Netzhaut gezeigt wurde, daß ich mich erst jetzt daran erinnerte, wie ich die Augen aufgemacht und das kurze Aufblitzen gesehen hatte.
    Langsam kehrte ich in das Zimmer zurück. Erst glaubte ich, ich müsse meinen Terminplan für den Tag ändern und sofort Jagd auf ihn machen. Aber als sich der Wirbel in meinem Kopf legte und der Verstand wieder Oberhand gewann, erinnerte ich mich daran, daß ich nicht wußte, bei welcher Bank er arbeitete.
    »Ist mit Ihnen auch alles in Ordnung?« fragte Zerlina besorgt.
    »Alles bestens. Ich glaube, daß ich möglicherweise weiß, von wem sie gesprochen hat.« Aber hätte Elena verheimlicht, daß sie Vinnie schon einmal gesehen hatte? Wäre es nicht typischer für sie gewesen, hinterhältige Andeutungen zu machen? Dazu war freilich keine Zeit gewesen – wir hatten uns darüber gestritten, ob sie bleiben könne. Vielleicht hatte sie Vinnie darüber vergessen. Und an jenem Abend, an dem sie gemeinsam mit Cerise aufgetaucht war, hatten sie mit einem Märchen über Katterina angefangen, aber als sie gemeinsam im Bett lagen, schlug Elena vor, es sei eine bessere Idee, Vinnie zu erpressen. Von diesem Zeitpunkt an hätte sie natürlich nichts mehr über ihn zu mir gesagt.
    »Elena ist wieder verschwunden«, sagte ich unvermittelt. »Ist am Samstagmorgen aus ihrem Krankenhausbett abgehauen. Sie hat einen ziemlich kräftigen Schlag auf den Kopf bekommen und hätte nicht gehen dürfen, vom Laufen ganz zu schweigen.«
    »Im Fernsehen haben sie nichts über Elena gesagt, bloßüber Sie, weil Sie Detektivin sind. Und daß Sie Ihre Tante gerettet haben, und da war ich mir ziemlich sicher, daß Elena gemeint ist. Ich bin heute nicht wegen ihr hergekommen, aber sie tut mir leid. Sie ist kein schlechter Mensch, wissen Sie, ebensowenig wie Cerise. Bloß schwach, alle beide.«
    Sie grübelte schweigend eine Weile darüber nach. Als klar war, daß sie sonst nichts mehr sagen wollte, fragte ich, ob ich sie nach Hause fahren könne.
    »Mm. Wenn ich im Auto von einer Weißen ankomme, kriegt Maisie das von der ganzen Straße zu hören. Nein, ich fahre so zurück, wie

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