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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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das ich nicht verstehen konnte, aber dabei wurde heftig gestikuliert – zum Straßenbett hin und in meine Richtung. Schließlich ging der erste Vorarbeiter zehn Meter die Straße entlang, während der zweite zu mir zurückkam.
    »Rudy ist neu hier. Der Trupp ist von AM, aber die Vorarbeiter und die Maschinen sind alle von Grasso. Was wollen Sie hier?«
    Er schob das wettergegerbte Gesicht nah an meines, damit ich ihn hören konnte. Vielleicht spielte mir die Phantasie einen Streich, aber hinter dem weißen Staubfilm wirkte sein Ausdruck kalt, fast drohend.
    »Ich suche nach Luis Schmidt.« Das war mein einziger Text, also hielt ich mich daran.
    »Er ist nicht auf der Baustelle. Ich kann eine Nachricht für ihn entgegennehmen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es macht mir nichts aus, auf ihn zu warten.«
    »Er kommt heute nicht her, Lady. Und morgen auch nicht. Wenn Sie also eine Nachricht für ihn haben, sagen Sie es mir. Wenn nicht, verlassen Sie die Baustelle.«
    Er schaute zwei Männer mit Spitzhacken an und ruckte mit dem Kopf. Als sie herkamen, sagte er: »Die Lady hat sich auf die Baustelle verirrt. Sorgt dafür, daß sie abhaut und wegbleibt.«
    Ich hob beschwichtigend die Hände. »Das ist okay, starker Mann – ich finde den Rückweg selbst. Ich hab sowieso gehört, was ich hören wollte.«
    Ich stapfte zügig nach Norden. Die Hackenträger trotteten hinter mir her und führten eine Konversation, von der ich zum Glück nichts verstand. Es war ausgeschlossen, daß ich hier auf dem Dan Ryan angegriffen wurde, wo zweitausend Männer Augenzeugen waren. Unter der Voraussetzung, daß meine Schreie den Maschinenlärm übertönten und daß sie mich nicht für eine Schwarzarbeiterin hielten und sich daran beteiligten, das zu verstümmeln, was noch von mir übrig war.
    Nach etwa achthundert Metern, als mir von der Anstrengung kotzübel war, hielten sie ihre Mission für erfüllt. Einer stupste mich spielerisch mit der Hacke in die Seite. Der andere erklärte mir, er gehe davon aus, daß ich meine Lektion gelernt hätte, sie könnten auch andere Saiten aufziehen, wenn ich wiederkäme.
    Ich nickte wortlos, stolperte weg vom Straßenbett und brach auf der Böschung westlich davon zusammen. Eine halbe Stunde lag ich dort und atmete schwer in der kalkigen Luft. Sie konnten nicht wissen, wer ich war. Falls meinetwegen Alarm gegeben worden wäre, hätten sie mich einfach mit der Walze überfahren können. Aber sie mußten irgendeine Warnung bekommen haben, daß möglicherweise jemand bei Alma Mejicana herumspionierte.
    Was wäre gewesen, wenn ich eine Bundesbeamtin gewesen wäre? Hätte der zweite Vorarbeiter dann auch so überstürzt reagiert? Massive Bestechlichkeit scheint bei den Bundesbürokraten noch nicht üblich zu sein, aber vielleicht hatte Roz –über Boots – eine andere Protektionsquelle für die Firma ihres Vetters.
    Der Sears Tower beherrschte den Horizont vor mir. Die Sonne stand so tief, daß sie seine Fenster in feuriges Kupfer verwandelte. Es war jetzt zu spät, zum Daley Center zu fahren und etwas über Farmworks, Inc. herauszufinden. Ich lag auf der Böschung und schaute zu, wie sich das Feuer auf dem Turm in ein weiches Orange abschwächte und dann dunkel wurde.
    Schließlich kam ich auf die Beine und machte mich auf den langen Weg zu meinem Auto. Meine Beine waren etwas wacklig – zu früh zu viel Belastung, sagte ich mir streng. Hat nichts zu tun mit der Angst vor den Kerlen mit den Spitzhacken.
    Die Tagestrupps waren dabei, zusammenzupacken. Die Nachtschicht hatte noch nicht angefangen. Der Lärm legte sich etwas, und die Arbeitswut entspannte sich. Die Maschinen bewegten sich stur weiter, aber die Bodentrupps standen lachend herum und tranken aus Flachmännern, die sie auf die Baustelle geschmuggelt hatten.
    Es dauerte über eine halbe Stunde, bis ich die anderthalb Kilometer zu meinem Auto zurückgelegt hatte. Bis dahin waren die meisten anderen Fahrzeuge, die dort geparkt hatten, fort. Allein, im Bauschutt unter den riesigen Stützpfeilern des Expressway, zitterte ich. Als ich ins Auto stieg, verriegelte ich sorgfältig die Türen, ehe ich den Motor anließ.
    Es war nach halb fünf. Ich bog in die Halsted Avenue ein, statt mich den Staus auf dem Expressway und dem Drive auszusetzen. Niemand auf der Baustelle wußte, wer ich war, aber ich nahm den Helm erst ab, als ich nördlich von der Congress Street war.
    Als ich nach Hause kam, warf ich Overall und Helm in den Dielenschrank und ging sofort

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