Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks
worüber Sie sprechen.«
»Dann werde ich es Ihnen erklären. Setzen wir uns doch – das dauert eine Weile. In den Stöckelschuhen werden Ihnen die Füße weh tun, wenn wir hier draußen reden.«
Ich stieß die Tür auf und scheuchte Star in das Büro. Es war ein kleines Zimmer mit einem hellen Holzschreibtisch in etwa derselben Farbe wie ihr Haar. Zwei tragbare Computer standen darauf – einer wirkte identisch mit dem Apollo, den ich am Sonntag bei Alma Mejicana gesehen hatte. Aktenschränke aus Holz füllten die fensterlosen Wände und setzten sich im schmalen Flur fort. Das war ein Büro, in dem tatsächlich gearbeitet wurde.
Ich schob einen Stapel Prospekte von einem der Stühle auf dem Flur und trug den Stuhl ins Büro, während sich Star auf den gepolsterten Drehstuhl hinter ihrem Schreibtisch setzte. Sie hatte den Mund zu einer störrischen Linie verzogen. Ich mußähnlich ausgesehen haben.
Sie hob ein dünnes Handgelenk und musterte einen gewichtigen Goldchronometer. »Ich habe nicht viel Zeit, also werden Sie los, was Sie auf dem Herzen haben, damit ich nach Hause gehen kann. Meine Schwester und ich müssen heute abend Freunde meiner Mutter aus der Kirchengemeinde bewirten.«
»Mein Besuch hat zum Teil mit Ihrer Mutter zu tun«, sagte ich.
»Sie haben behauptet, Sie seien mit ihr befreundet gewesen, aber niemand aus der Gemeinde hat je etwas von Ihnen gehört«, sagte sie scharf.
»Das liegt daran, daß ich sie nur im Zusammenhang mit ihrer Arbeit für Seligman kannte. Seit dem Brand im Indiana Arms – darüber wissen Sie sicher Bescheid, nicht wahr? – habe ich mehrmals mit ihr geredet, um dahinterzukommen, wer das Feuer gelegt haben könnte. Sie hat eindeutig irgendein Geheimnis für sich behalten. Und dieses Geheimnis hatte etwas mit Ihnen oder mit Ihrer Schwester zu tun. Nachdem ich am Montag im Beerdigungsinstitut mit Ihnen gesprochen hatte, war ich mir ziemlich sicher, daß es dabei um Ihre Arbeit hier ging. Und das möchte ich von Ihnen hören – warum sie mir nicht sagen wollte, wo Sie arbeiten.«
Eine Andeutung des gerissenen Ausdrucks, den ich bei ihrer Mutter gesehen hatte, huschte über ihr Gesicht. »Das geht Sie doch nichts an, oder?«
Sie sagte es in einem frechen Singsang, wie kleine Kinder so etwas sagen. Das reizte mich, und schon verhielt ich mich ebenfalls wie ein Kind. Ich legte beide Hände auf den Schreibtisch und beugte mich zwischen den beiden Computern hindurch. »Star, Schätzchen, Sie müssen jetzt sehr tapfer sein, aber Sie sollten wissen, daß Ihr Chef Ihre Mutter umgebracht hat.«
Kleine rote Flecken brannten auf ihren Wangen. »Das ist eine Lüge! Mutter ist von einem brutalen Einbrecher umgebracht worden, der geglaubt hat, das Büro ist leer, und –«
»Und eingebrochen ist und nur die Unterlagen gestohlen hat, die sich auf das Kaufangebot von Farmworks für das Indiana Arms beziehen«, schnitt ich ihr das Wort ab. »Schluß damit, Star. Ralph und Boots drehen Ihnen einen Strick. Ihre Mutter hatte erfahren, daß ich ein Bild von Ihnen hatte. Und sie hat befürchtet, daß Sie mit dem Brand in Verbindung gebracht werden, wenn ich es herumzeige. Sie ging zu Ralph und sagte ihm, sie müsse mir alles über sein Kaufangebot sagen – sie wollte nicht, daß es Ihnen an den Kragen geht, wenn man Sie tatsächlich mit dieser Brandstiftung in Verbindung bringen konnte. Und er hat sie umgebracht. Oder umbringen lassen. Um welchen Preis wollen Sie diese Kretins eigentlich schützen? Um den Preis, daß sie ungeschoren mit dem Tod Ihrer Mama davonkommen?«
»Das ist frei erfunden! Ralph und Gus haben mich gewarnt, daß Sie möglicherweise herkommen und mich belästigen werden. Er hat mir auch gesagt, was Sie mir erzählen werden. Sie halten sich für so schlau, aber er ist schlauer als Sie.«
»Gus?« Ich wollte fragen, dann begriff ich, daß sie August meinen mußte. »Eins ist verflucht sicher – er ist schlauer als Sie! Ist Ihnen denn nicht klar, daß ich gar nicht genau
wußte,
ob MacDonald an Farmworks beteiligt ist, bis Sie es eben gesagt haben? Es war eine Vermutung, aber sie hat ins Schwarze getroffen. Soll ich raten, was sonst noch passiert ist, und Sie sagen mir, ob es falsch oder richtig ist? Oder wollen Sie es mir selbst erzählen?.
Sie riß sich im Drehstuhl zusammen. »Gehen Sie, ehe ich die Polizei rufe. Sie belästigen mich in einem Privatbüro, und das verstößt gegen das Gesetz.«
»Lassen Sie mich noch mal raten.« Ich zog ihr Telefonregister zu mir
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