Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
er kann dafür sorgen, daß die Ihnen nicht zuhören.«
    Mein Magen hob sich leicht, aber ich sagte ruhig: »Oh, haben Ralph und Boots Ihnen von dem Scherz mit meiner Zündung erzählt? Ich habe ihn entdeckt und werde sorgfältig auf weitere achten. Ich erinnere mich daran, daß LeAnn mir erzählt hat, was für ein Witzbold Boots ist. Ich weiß das erst jetzt so richtig zu schätzen.«
    Sie griff schon zum Telefon, als ich noch gar nicht draußen war. Ich schloß die Tür nicht ganz hinter mir und hielt das Ohr ans Holz. Sie fragte nach Ralph, sagte, es sei dringend, sie warte am Schreibtisch auf seinen Rückruf. Die Freunde aus der Kirchengemeinde ihrer Mutter waren offenbar doch nicht so wichtig.

43 Das Auge des Hurrikans
    Da stand ich auf der LaSalle Street und versuchte, eine aufsteigende Welle von Panik zu unterdrücken. Ich brauchte Verbündete, und ich brauchte sie schnell. Es war schlicht und einfach Glück gewesen, daß ich mich heute nicht in meine Einzelteile aufgelöst hatte. Wäre das geschehen, hätte Roland Montgomery die Ermittlung wegen Mangels an Spuren eingestellt – oder mich als wahnsinnige Selbstmörderin verkauft. Ich war durch ein Wunder meinem Schicksal entgangen, aber das würde nicht Ralph MacDonalds letzter Versuch bleiben, mich mit seiner Seite der Geschichte zu konfrontieren, wie er sich neulich ausgedrückt hatte.
    Vielleicht war es eine übereilte Schlußfolgerung, hinter dem Dynamit in meinem Auto Ralph zu vermuten. Vielleicht war es Roland Montgomery gewesen – er hatte Zugang zu Sprengstoff jeder Art. Oder Michael, der das Dynamit von Wunsch und Grasso hatte. Michael. Mir krampfte sich der Magen zusammen. Es war unmöglich, daß er mich hatte in die Luft sprengen wollen. Wir hatten uns nie geliebt, aber wir waren eine kurze, schöne Zeit lang ein Liebespaar gewesen. Kann man sich wünschen, daß ein Körper, den man einmal liebkost hat, in blutige Fetzen zerrissen wird? Oder hatte meine Abfuhr in ihm den Wunsch geweckt, mich so zu sehen?
    Ich schüttelte den Kopf, ungeduldig mit mir. Das war kaum die richtige Zeit oder der richtige Ort, mich in melancholische Träumereien zu versenken. Ich mußte Pläne machen. Die Smith & Wesson war in meinem Rucksack, das war wenigstens etwas Gutes. Natürlich konnte ich sie schlecht mitten auf der LaSalle Street ziehen, aber ich glaubte nicht, daß jemand versuchen würde, mich im Berufsverkehr zu erschießen. Ich hatte Glück gehabt, daß Montgomery so wild darauf gewesen war, mich in das Verhörzimmer zu schaffen und mir den Kiefer zu brechen, daß er sich nicht mit den üblichen Formalitäten aufgehalten hatte. Niemand hatte mich durchsucht; ich hatte die Waffe nicht abgeben und mich dem ermüdenden Ritual unterziehen müssen, den Waffenschein vorzulegen und die Erlaubnis einzuholen, sie wieder tragen zu dürfen.
    Ich brauchte ein Telefon, aber ich wußte ja nicht, aus welcher Richtung MacDonald – oder Montgomery – oder Michael – als nächstes zuschlagen würde, also hatte ich Angst davor, in mein Büro zu gehen. Dort wäre es leicht, mir eine Falle zu stellen. Aus demselben Grund wollte ich nicht nach Hause – oder zu Lotty. Falls Montgomery es wieder mit Dynamit probierte, wollte ich verhindern, daß er beim Versuch, mich auszuschalten, Peppy oder Lotty umbrachte.
    Schließlich winkte ich einem Taxi und ließ mich neun Blocks weit zum Golden Glow fahren. Sal würde mir erlauben, ihr Telefon zu benutzen, und ein bißchen Black Label konnte auch nicht schaden, um die heftigeren Magenkrämpfe zu besänftigen.
    Während sich das Taxi waghalsig durch den letzten Stau des Berufsverkehrs schlängelte, ging mir durch den Kopf, daß Ralph vermutlich das Dynamit in meinem Auto gar nicht anordnen mußte. Aller Wahrscheinlichkeit nach war es gewesen wie bei Becket – er strich sich durch das gut geschnittene Silberhaar und fragte in tragischem Ton, ob ihn denn niemand von dieser lästigen Priesterin befreien könne. So ist das immer, dachte ich bitter, von Heinrich II. bis zu Reagan – die Barone oder Oliver North oder wer auch immer erledigen die Dreckarbeit, und man hüllt sich in einen Mantel aus Bestürzung und Anwälten. Davon habe ich nichts gewußt, meine Anweisungen sind falsch verstanden worden.
    »Haben Sie was gesagt, Miss?« fragte der Taxifahrer.
    Mir war nicht bewußt, daß ich in meiner Wut laut gesprochen hatte. »Nein. Behalten Sie das Wechselgeld.«
    Murray saß an der Hufeisentheke aus Mahagoni, trank ein Holstein und

Weitere Kostenlose Bücher