Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks
bestätigend. Wie auch immer, ich verstand es.
»Diese Wahl ist nur der erste Schritt. Mein Ziel ist der Kongreß, und ich möchte gern ministrabel sein, wenn die Demokraten in acht oder zwölf Jahren gewinnen.«
Ich brummte wieder. Es war interessant, wie weit ihr Ehrgeiz ging, aber ich hatte immer gewußt, daß sie die Fähigkeit und die Zielstrebigkeit hatte, ganz nach oben zu kommen. Vielleicht war das Land in acht oder zwölf Jahren sogar reif für eine hispanische Vizepräsidentin. Sie mußte jedoch in Mexiko geboren sein – deshalb dachte sie nicht über das Kabinett hinaus.
»Dein Rat wird mir immer willkommen sein.«
Ich mußte mich anstrengen, um sie zu verstehen, so heiser klang ihre Stimme. »Danke für das Zeugnis, Roz.«
»Manche Leute – mein Vetter – glauben, du könntest etwas tun, was mir schadet, aber ich habe ihm gesagt, daß du so etwas niemals tun würdest.«
Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, worüber sie sprach, und sagte ihr das. Sie antwortete nicht gleich, und als sie schließlich redete, hatte ich den Eindruck, daß sie auf eine sorgfältige Wortwahl bedacht war.
»Weil ich mit Boots zusammenarbeitete. Jeder, der dich kennt, weiß, daß du immer gegen alles warst, was er verkörpert.«
»Nicht gegen alles«, sagte ich. »Nur gegen das, worüber ich Bescheid weiß. Außerdem weiß dein Vetter gar nichts über mich. Wir haben uns erst heute nachmittag kennengelernt.«
»Er weißüber dich Bescheid«, insistierte sie mit ihrer rauhen Stimme. »Du hast auf die eine oder andere Weise wichtige Arbeit in der Stadt geleistet. Leute mit Beziehungen überall in der Stadt hören deinen Namen.«
»Ich kann Schmalz ebensowenig brauchen wie du, Roz. Ich habe nichts gesagt oder getan, was irgend jemand auf die Idee bringen könnte, ich wolle mich dir in den Weg stellen. Zum Teufel! Ich habe sogar zweihundertfünfzig zur Unterstützung deines Wahlkampfs ausgespuckt. Was tue ich denn der Meinung deines Vetters nach? Für einen Bauunternehmer mag das Hühnerfutter sein, aber für mich ist das eine Menge Geld – so was tue ich nicht so nebenbei.«
Sie legte ihre Hand auf die meine. »Ich weiß es zu schätzen, daß du dich für mich einsetzt. Ich weiß, daß dir das nicht leichtgefallen ist, sowohl das Geld wie auch das Herkommen.« Sie gluckste kehlig. »Ich mußte auch ein paar Sachen schlucken, damit ich hier sein konnte – die schiefen Blicke von den braven Parteimitgliedern. Ich weiß, was sie denken – Boots amüsiert sich mit einer Spanierin im Bett und zahlt dafür, indem er sie auf die Liste setzt.«
»Worüber macht sich Schmidt also Sorgen? Daß ich vom Verband für Anstand und Moral sein und einen Sexskandal aufrühren könnte? Das kränkt mich
wirklich,
Roz. Mich kränkt der bloße Gedanke und die Vorstellung, daß du geglaubt hast, du mußt mir das ausreden.«
Ihre schwieligen Finger packten meine. »Nein, nein, Vic. Faß es nicht so auf. Luis ist mein kleiner Vetter, fast mein kleiner Bruder, so, wie er sich Sorgen um mich macht. Etliche Männer, mit denen er gesprochen hat, haben ihm gesagt, wie negativ du Boots gegenüber eingestellt bist, und daraufhin hat er sich meinetwegen Sorgen gemacht. Ich hab ihm gesagt, daß ich mit dir sprechen werde, und das ist alles,
gringa.
Boots hat seine Macken, das gebe ich zu. Ich bin nicht blind. Aber ich kann ihn benutzen.«
Ich glaubte, ich hörte nicht recht. Vielleicht schlief sie zum Wohl der Hispanics mit Boots – es gab nicht viel, was Roz nicht getan hätte, um ihren Leuten zu helfen. Es drehte mir den Magen um, aber im Grunde ging es mich nichts an. Wie auch immer, wenn ich das Gespräch fortsetzte, würde es mich ihren Gedanken nicht näher bringen.
»Es gefällt mir nicht, daß du im Schlepptau von Boots Karriere machen willst, aber ich kann es mir nicht leisten, wählerisch zu sein – ich bin selbständig, und mein Unternehmen ist ziemlich winzig. Und natürlich spricht etliches dafür, daß du die Dreckarbeit Boots überläßt. Nachdem er in Cook County dafür gesorgt hat, daß mit Abtreibungen Schluß ist, schuldet er den Frauen in dieser Stadt etwas – warum solltest du das nicht sein.«
Roz lachte heiser auf. »Ich wußte, daß ich mich auf dich verlassen kann, Vic.« Sie brachte noch so viel Stimmkraft auf, daß sie ihren Vetter rufen konnte. »Hallo, Luis, komm her, wir müssen was trinken und noch ein paar Hände schütteln.«
Luis schlenderte mit Michael auf die Veranda zu; Carl Martinez war offenbar
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