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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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drei Identifikationspapiere vor, wartete wieder, willigte ein, Nieren und Augäpfel zu spenden, falls mich ein Kokser zum Totalschaden fuhr, und wurde schließlich fotografiert. Ich hätte mir die Mühe der Kleiderwahl sparen können – das Foto zeigte mich wie einen Flüchtling aus der psychiatrischen Station im Gefängnis von Cook County. Vielleicht sollte ich diesen Führerschein auch verlieren und es noch einmal versuchen.
    Ich trottete zurück zum 41er Bus und ließ die lange Fahrt nach Süden über mich ergehen. Der Anblick des Fotos, das mich so schwachsinnig zeigte, brachte mich auf den Gedanken an jemanden, der vielleicht wußte, was Roz vorhatte. Velma Riter war eine Fotografin, die ich während ihrer Zeit beim
Herald-Star
kennengelernt hatte. Sie hatte hin und wieder an Artikeln über meine Fälle mitgearbeitet; daher kannten wir uns, wenigstens vom Sehen. Kurz bevor sie die Zeitung verließ und sich selbständig machte, hatte sie für eine Sonderausgabe einen Fotoessay über »Fünfzig Frauen, die in Chicago etwas bewegen« gemacht. Ich war eine der Fünfzig, wie auch Roz.
    Die Künstlerin war zu Hause. Sie hatte offenbar einen anderen Anruf erwartet, denn sie meldete sich sofort nach dem ersten Läuten, wirkte aber verblüfft, als sie meinen Namen hörte.
    »V.I. Warshawski«, wiederholte sie langsam und dehnte die Silben. »Na so was. Wie komme ich zu diesem Vergnügen?«
    »Ich habe mir eben einen neuen Führerschein ausstellen lassen. Ich möchte, daß Sie das Foto frisieren.«
    »Meine eigentliche Spezialität sind gefälschte Pässe«, sagte sie trocken. »Was treiben Sie denn so im Augenblick?«
    »Nicht viel. Aber am Sonntag habe ich mit Roz Fuentes gesprochen, bei einem großen Spektakel, das Boots Meagher für sie veranstaltet hat.«
    »Ich habe davon gehört – sie wollte, daß ich auch komme, aber ich bereite eben eine Ausstellung vor. Ich wäre nicht einmal ans Telefon gegangen, wenn ich nicht erwartet hätte, daß mein Agent anruft.«
    Ich murmelte einen angemessenen Glückwunsch, notierte mir Namen der Galerie und Vernissagedatum und entschuldigte mich, daß ich sie bei der Arbeit störte. »Haben Sie noch Kontakt zu Roz?«
    »Ich mache Fotos für die Kampagne.« Ihre Stimme klang jetzt eine Spur ungeduldig. »Vic, ich habe im Moment wirklich keine Zeit für einen Plausch.«
    »Ich würde Sie nicht belästigen, wenn ich wüßte, wen ich sonst stören könnte. Ich mache mir Sorgen um Roz. Ich frage mich, ob sie dabei ist, sich eine Grube zu graben, über die ihre Freunde Bescheid wissen sollten.«
    »Was hat Sie auf diesen Gedanken gebracht?«
    »Weniger das, was sie gesagt hat, als das, was sie getan hat.« Ich erzählte ihr, wie Roz sich von der Menge abgesondert hatte, nur um zu sondieren, was ich von ihrem Bündnis mit Boots hielt.
    »Sie machen sich zu viele Sorgen über die Angelegenheiten anderer Leute, Warshawski. Manche Leute halten Sie sogar für eine Nervensäge. Fangen Sie doch ein paar Verbrecher und lassen Sie Roz in Ruhe. Sie ist sauber.«
    Bei ihren Schlußworten brannten mir die Wangen. Ich legte ohne auch nur den Versuch einer Erwiderung auf. Ich hatte eine häßliche Vision von mir als aufgedrehte, wichtigtuerische Schreckschraube.
    »Sie hätte trotzdem nicht ankommen und mich fragen dürfen, ob ich etwas tun könnte, das ihr schadet«, murmelte ich gekränkt vor mich hin.
    Mit hängenden Schultern verließ ich die Wohnung. Ich war mein Bargeld los und hatte keine Scheckkarte. Den Rest des Nachmittags verbrachte ich damit, mich wieder kreditwürdig zu machen. Zur Bank, um Geld abzuheben und eine neue Scheckkarte zu beantragen. Zum Lebensmittelgeschäft, um einzukaufen und mir eine neue Kundenkarte ausstellen zu lassen. Um vier nahm ich mir schließlich die Zeit, zum Daley Center zu gehen und ein paar Hintergrundrecherchen für einen alten Klienten anzustellen. Velmas Worte brannten noch so, daß ich nicht einmal den Versuch machte, etwas über Roz herauszufinden.
    Die Urkundenabteilung schloß um halb fünf. Ich ging zu Fuß ins Büro hinüber, um nachzuschauen, was für neue Rechnungen seit Freitag gekommen waren, machte vorher Station in einem Imbißladen und nahm ein riesiges Stück Schokoladenkuchen und einen Becher bitteren Kaffee mit.
    Während ich den Kuchen aß, schaltete ich die Schreibtischlampe ein und rief den Auftragsdienst an. Michael Furey und Robin Bessinger hatten angerufen. Und ein Manager von Cartwright & Wheeler, den Versicherungsmaklern, denen ich

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