Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks
sind zäh. Ich glaubte eben, er wolle etwas sagen, als hinter mir die Tür aufging und Vinnie, der Bankmensch, in die Nacht hinausstürmte.
»Jetzt reicht’s, Warshawski. Das ist das letzte Mal, daß Sie mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf reißen. Nur damit Sie es wissen, die Bullen sind auf dem Weg hierher. Was fällt Ihren merkwürdigen Freunden eigentlich ein – richten Scheinwerfer direkt auf ein Fenster, hinter dem Leute schlafen? Und brüllen sich die Seele aus dem Leib? Oder wollen Sie Leute ins Haus locken?«
Er hatte den Schlafanzug mit Jeans und weißem Hemd vertauscht. Das dichte braune Haar war sorgfältig aus dem Gesicht gekämmt. Vielleicht hatte er sich sogar die Zeit genommen, die Haare zu waschen und zu fönen, ehe er 911 gewählt hatte.
»Ich bin froh, daß Sie die Cops angerufen haben, Vinnie – die werden hell begeistert sein, wenn sie herkommen. Und das gilt auch für den Rest der Straße, wenn die Streifenwagen mit diesen neuen Punktscheinwerfern einfahren, die den Nachthimmel blau färben.«
Bobby schaute Vinnie an. »Sie haben die Cops gerufen, mein Junge?«
Der Bankmensch reckte kampflustig das Kinn. »Ja, hab ich. Sie werden jeden Augenblick hier sein. Falls Sie ihr Zuhälter sind, haben Sie noch genau zwei Minuten Zeit zum Verschwinden.«
Bobby behielt den onkelhaften Ton bei. »Mit wem haben Sie gesprochen, mein Junge – mit dem Revier oder mit dem Notruf?«
Vinnie stellte die Stacheln auf. »Ich bin nicht Ihr Junge. Glauben Sie ja nicht, Sie könnten mich verscheißern.«
Bobby schaute mich an, mit zuckenden Lippen. »Hast du versucht, ihm Falschgeld zu verkaufen, Vicki?«
Er wandte sich wieder Vinnie zu und zeigte ihm die Dienstmarke. »Ich weiß, daß Miss Warshawski nicht die einfachste Nachbarin der Welt ist – ich bin eben dabei, sie Ihnen vom Hals zu schaffen. Aber ich muß wissen, ob Sie 911 oder das Revier angerufen haben, damit ich die Streifenwagen abbestellen kann. Ich will heute nacht nicht noch mehr städtisches Geld damit vergeuden, daß Streifenpolizisten von ihrer Arbeit abgehalten werden, bloß weil Sie Zoff mit Ihren Nachbarn haben.«
Vinnie warf die Lippen auf, wollte zwar nicht zurückstekken, aber was blieb ihm übrig. »911«, murmelte er, dann sagte er trotzig: »Und es wird höchste Zeit, daß Sie die da einbuchten.«
Bobby schaute zur Straße und bellte: »Furey!«
Michael stieg aus und kam herüber. Das hatte mir gerade noch gefehlt, damit die Romanze endgültig zur Farce wurde – Michael mußte mich im Clinch mit Robin an der Tür gesehen haben.
»Der Knabe hier hat 911 angerufen, als er gehört hat, wie ich mit Vicki gesprochen habe. Geh ans Funkgerät und bestell die Streife ab, okay? Und mach den Scheinwerfer aus. Der Kerl braucht seinen Schönheitsschlaf.«
Michael gab sich hölzern, ignorierte mich völlig und ging zum Auto zurück. Vinnie wollte Bobbys Dienstnummer wissen, damit er sich bei der Dienstaufsichtsbehörde –»bei Ihrem Chef«, wie er sich ausdrückte – beschweren könne, aber Bobby legte ihm eine schwere Hand auf die Schulter. Alle Welt habe Besseres zu tun, und falls Vinnie morgen ins Büro müsse, sei es wohl an der Zeit, daß er wieder zu Bett gehe.
»Dann sorgen Sie dafür, daß diese Frau damit aufhört, ihrem Geschäft mitten in der Nacht im Hauseingang nachzugehen«, verlangte Vinnie bockig, als er die Haustür aufschloß.
»Machst du das, Vicki?« fragte Bobby. »Bist wohl aus deiner Absteige in der Innenstadt rausgeflogen?«
Ich knirschte mit den Zähnen, versuchte aber nicht, mich zu wehren, als er mich am Arm faßte und den Gehweg entlangführte – wären wir länger geblieben, wäre als nächstes zweifellos Mr. Contreras mit dem Hund erschienen.
»Elena«, sagte ich knapp. »Sie ist letzte Woche zweimal hier aufgetaucht. Natürlich immer nach Mitternacht.«
»Ich habe sie seit Tonys Beerdigung nicht mehr gesehen. Hab nicht mal gewußt, ob sie noch in der Stadt wohnt.«
»Mir wär es auch lieber, wenn ich sie seitdem nicht mehr gesehen hätte. Ihr Zimmer ist letzte Woche ausgebrannt – hast du von dem Brand in der Pension in der Nähe von McCormack Place gehört?«
Bobby grunzte. »Also ist sie zu dir gekommen. Hinter deinem ganzen Gehabe bist du doch nicht soviel anders als deine Sippe, nehm ich an.«
Das machte mich für den Rest des kurzen Weges sprachlos. Bobby öffnete die hintere Wagentür. Ich winkte Robin zu und stieg ein.
Michael saß auf dem Fahrersitz, John McGonnigal – der
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