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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Sergeant, mit dem Bobby am liebsten arbeitete – hinten. Ich begrüßte beide. Sie unterbrachen ihre angeregte Fachsimpelei nicht, bis wir zum Leichenschauhaus kamen. Selbst wenn mir danach gewesen wäre, ich hätte nicht mitreden können.

15 In der Rue Morgue
    Irgendein Bürokrat mit Sinn fürs Praktische hat das Leichenschauhaus des Countys in der Near West Side untergebracht, in der Gegend mit Chicagos höchster Mordrate – es schont die Leichenwagen, wenn sie die Leichen nur ein paar Blocks transportieren müssen. Selbst am Tag wirkt das klotzige Betongebäude wie ein Bunker inmitten eines Kriegsgebiets; um Mitternacht ist es der deprimierendste Ort in der ganzen Stadt.
    Als wir zu der Schiebetür aus Metall mit der Aufschrift »Einlieferung« gingen, sonderte Furey eine Reihe von makabren Sätzen ab, wohl eine Art von Abwehr gegen die eigene Sterblichkeit, dennoch schwer erträglich. Wenigstens schwieg McGonnigal dazu. Ich ging außer Hörweite in den Eingangsbereich, einem kleinen Kasten aus Panzerglas, dessen innere Tür abgeschlossen war. Ein Grüppchen von Angestellten am Empfangstresen musterte mich und kehrte dann zu einer angeregten Unterhaltung zurück. Als Bobby hinter meiner Schulter auftauchte, löste sich die Runde auf, und jemand schloß die Tür auf.
    Ich stieß sie auf und hielt sie für Bobby und die Jungs offen. Furey schaute mich noch immer nicht an, obwohl ich mich doch bemühte, anders als sonst, besonders höflich zu sein. Ich war das letzte Mal mit ihm auf einer Wahlspendenparty gewesen, das stand fest.
    Den Zeugen, die zur Identifikation ihrer Nächsten und Liebsten hierhergebracht werden, hat das County ein kleines, möbliertes Wartezimmer eingerichtet. Man kann sich die Leiche sogar über Video anschauen statt direkt. Bobby war nicht der Meinung, daß ich solche Annehmlichkeiten brauchte. Er stieß die Doppeltür zum Autopsieraum auf. Ich folgte ihm und bemühte mich, lässig zu gehen.
    Es war ein zweckmäßig eingerichteter Raum, mit Waschbecken und allem ausgestattet, damit vier Gerichtsmediziner gleichzeitig arbeiten konnten. Mitten in der Nacht war nur ein Aufseher anwesend, ein Mann in mittleren Jahren in Jeans und einem um die Schulter gehängten grünen Chirurgenkittel. Er beugte sich über ein Sportmagazin. Über den kleinen Bildschirm auf dem Stuhl vor ihm flimmerte ein Spiel der Sox. Er schaute gleichgültig zu uns auf, ließ sich Zeit beim Aufstehen, als Bobby sich auswies und ihm sagte, was wir wollten. Er schlenderte zu der dicken Doppeltür zum Kühlraum.
    Drin waren Hunderte von Leichen aufgereiht. Die Oberkörper waren zum Teil mit schwarzem Kunststoff verhüllt, aber die Köpfe lagen frei, zurückgeworfen, die Münder offen, vom Tod überrascht. Ich spürte, wie das Blut aus meinem Gehirn wich. Ich hoffte, daß ich nicht grün anlief – es hätte mir den Rest gegeben, wenn mir vor Furey und McGonnigal auch noch schlecht geworden wäre. Wenigstens hielt Furey jetzt den Mund, das war das einzig Tröstliche.
    Der Aufseher konsultierte eine Liste und ging zu einer Leiche hinüber. Er verglich das Schild an deren Fuß mit seiner Liste und wollte die Bahre in den Autopsieraum rollen.
    »Laß gut sein«, sagte Bobby unbefangen. »Wir schauen sie uns hier drin an.«
    Bobby nahm mich mit zur Bahre und zog die Kunststoffhülle weg, so daß die Leiche vollständig zu sehen war. Cerise starrte mich an. Ohne Kleider sah sie jämmerlich dünn aus. Die Rippen traten unter den Brüsten hervor, ihre Schwangerschaft hatte den eingefallenen Bauch noch nicht gerundet. Die sorgfältig geflochtenen Zöpfe lagen zerzaust auf der Bahre – ich streckte unwillkürlich die Hand aus, um sie glattzustreichen.
    Bobby hatte mich scharf im Auge. »Du weißt, wer sie ist, nicht wahr?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie ähnelt zwei verschiedenen Frauen, die ich flüchtig kenne. Was hatte sie bei sich, das dich auf die Idee gebracht hat, ich kenne sie?«
    Er preßte wieder die Lippen zusammen – er hätte mich am liebsten angebrüllt, aber er gehört einer Generation an, die Frauen gegenüber nicht flucht. »Treib keine Spielchen mit mir, Vicki. Wenn du weißt, wer sie ist, sag’s uns, damit wir ihre Komplizen finden.«
    »Wie ist sie gestorben?« fragte ich.
    »Das wissen wir noch nicht; Obduktion ist erst am Freitag. Vermutlich eine Überdosis Heroin. Hilft dir das dabei, sie von den anderen zu unterscheiden?« Bobby trägt Sarkasmus immer dick auf.
    »Wieso interessierst du dich eigentlich

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