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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Sie irgend etwas über das Bauwesen?« wollte er wissen.
    »Nee.«
    Das verbesserte seine Laune, wenigstens soweit, daß er erklärte, die Aufzüge würden immer als letztes eingebaut, erst dann, wenn die Schächte bis nach oben reichten und die Motoren installiert werden könnten. Die Fundamente, auf denen die Aufzüge ruhen, liegen ziemlich tief – in ihnen müssen die Fahrstühle auch abgefangen werden, falls die Kabel reißen oder es sonst zu einem grausigen Unfall kommt.
    In diesem Gebäude gab es vier Schächte für insgesamt acht Aufzüge. Garrison ging bis zu jenem Schacht, in dem er Cerises Leiche entdeckt hatte, schaute aber auch in die anderen Schächte hinein, um sich zu vergewissern, daß ihn nicht noch mehr unwillkommene Überraschungen erwarteten. Als wir an das richtige Loch kamen, richtete er die Taschenlampe nach oben, damit ich die Plattform sehen konnte, die etwa zwanzig Stockwerke über uns den Kran abstützte. Der Kran nahm den Raum ein, den später die Fahrstühle füllen würden, wenn der Bau erst einmal fertig war.
    Zwischen dem Grund der Grube und der in der Höhe schwankenden Kranplattform empfand ich einen Anfall von Übelkeit. Als ich vom Rand zurücktrat, glaubte ich, ein kleines Grinsen in Garrisons Gesicht einzufangen – er hatte mich erschrecken wollen.
    »Warum haben Sie eigentlich überhaupt hineingeschaut?« Ich versuchte, stark zu klingen, nicht so, als ob ich gleich kotzen würde.
    »Letzte Woche hatten wir einen Brand bei einem der Gestelle. Die Kerle werfen gern Abfall hinunter, weil es ein offenes Loch ist. Jemand hat eine Kippe hinterhergeschmissen, und das Zeug hat Feuer gefangen. Ich schaue von Zeit zu Zeit nach, um zu sehen, was für Müll sich da unten sammelt.«
    Ich bat ihn, mit der Taschenlampe noch einmal in die Grube zu leuchten. An der Seite waren rohe Sprossen befestigt worden, so daß man hinunter- und wieder heraufklettern konnte, wenn man das wollte, aber es war nicht ganz einfach, hineinzukommen. Es war schwer zu glauben, daß Cerise oder sonst ein Süchtiger sich soviel Mühe gemacht haben sollte, bloß um ein ruhiges Eckchen für den Trip zu finden.
    »Wie oft schauen Sie nach?«
    »Im allgemeinen einmal pro Nacht. Das war am Anfang meiner Schicht. Seit dem Brand schaue ich zuerst in die Gruben.«
    »Und Sie haben sie gesehen und 911 angerufen?«
    Er kratzte sich unter dem Helm am Hinterkopf. »Genaugenommen habe ich zuerst August Cray angerufen. Er ist nachts für die Baustelle verantwortlich. Er kam her, hat einen Blick ins Loch geworfen und mir gesagt, ich soll die Polizei rufen. Dann hat er den Bauunternehmer angerufen.«
    »Wunsch und Grasso?«
    »Da müssen Sie Cray fragen – an diesem Projekt arbeiten eine Menge Baufirmen mit. Die müssen wissen, ob auf der Baustelle etwas Besonderes los ist, und ich glaub, eine Leiche könnte man was Besonderes nennen.«
    Er schien wieder dreckig zu grinsen, obwohl das in der Dunkelheit schwer zu sagen war. Ich fragte mich, wo dieser Cray gesteckt haben mochte, als ich oben im zweiten Stock herumgebrüllt hatte. Wie auch immer, er hatte jemanden bei Wunsch und Grasso angerufen, vielleicht Ernie. Dann läutete Ernie bei seinem Kumpel Furey an und sagte ihm, er solle sich vergewissern, daß die Baustelle sauber war, damit sie keine schlechte Presse oder Schadenersatzklagen bekamen. Das war plausibel, sogar wahrscheinlich, aber es erklärte nicht, warum Bobby hinzugezogen worden und warum er deshalb so gereizt war.
    Es sei denn, die Jungs hatten ihre Verbindung zu Boots spielen lassen, damit das County Druck auf die Ermittlungen ausübte. Aber das ergab keinen Sinn – sie wollten die Geschichte bestimmt so ruhig wie möglich abwickeln, und wenn sie Boots und das County einschalteten, hätte das die gegenteilige Wirkung gehabt. Ich horchte Garrison aus, so gut ich konnte. Aber er wußte nicht, wen Cray angerufen oder warum die Stadt den Leiter der Mordkommission hergeschickt hatte.
    »Haben Sie alles gesehen, was Sie brauchen?« fragte Garrison grob. »Ich will nicht, daß die Bullen heute nacht noch mal jemand herschicken, der mir erzählt, sie hätten einen Furz vergessen. Hier gibt es genug Arbeit.«
    »Ich glaub, das war’s«, sagte ich. »Jetzt dürften Sie mindestens zwölf Stunden lang vor der Polizei sicher sein.«
    »Hoffentlich.« Er knipste die Taschenlampe aus und ging zum Bauaufzug zurück. »Ich glaub, ich sollte Cray sagen, daß Sie hier gewesen sind – er weiß gern darüber Bescheid, wer sich nachts

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