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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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für Tapeten aussahen. Ich zog eine heraus. Sie war sehr schwer und ließ sich kaum bewegen. Ich wuchtete sie auf ein leeres Regalbrett und schlug sie auf. Sie enthielt Blaupausen. Es war nicht leicht, daraus schlau zu werden, aber mir kam es so vor, als handle es sich um eine Ecke im zweiundzwanzigsten Stock. Offenbar schien die ganze Mappe dem zweiundzwanzigsten Stock zu gelten. Ich schlug sie zu und stellte sie zurück.
    Auf den Zeichentischen lagen zwei Helme, darunter ein Stapel von Arbeitsblättern. Sie waren leichter zu entziffern – in der linken Spalte waren die Baufirmen aufgelistet. Daneben war eine Kolumne, in der für jeden Tag die in Rechnung gestellten Arbeitsstunden eingetragen wurden. Ich musterte die Arbeitsblätter, fragte mich, ob ich auf vertraute Namen stoßen würde.
    Wunsch und Grasso tauchten als das Hauptunternehmen der Arbeitsgemeinschaft, die den Komplex baute, besonders häufig auf. Hurlihey und Frain, Architekten, hatten ebenfalls eine Menge Arbeitsstunden eingetragen. Ich hatte bisher nicht gewußt, daß Architekten auch nach Baubeginn noch an einem Projekt mitarbeiten.
    Ein Name fiel mir auf, weil er so komisch klang – Farmworks, Inc. Ich fragte mich, was für landwirtschaftliche Bedürfnisse ein solches Gebäude haben mochte. Farmworks verbuchte ebenfalls eine Menge Arbeitszeit –über fünfhundert Stunden in der letzten Woche.
    Auf dem Holzbelag draußen hörte ich schwere Schritte. Ich ließ die Papiere fallen, und mein Herz machte einen wilden Satz.
    Ein kräftig gebauter Mann in Overall und Helm schaute mich finster an. Er hatte eine Taschenlampe in der Hand. Die andere lag auf dem Griff einer um seine Hüfte geschnallten Pistole.
    »Wer sind Sie, und was zum Teufel haben Sie hier verloren?« Sein Bariton klang streng und unerbittlich.
    »Ich heiße Warshawski. Ich bin Detective und muß noch ein paar Fragen nach dem toten Mädchen stellen, das Sie gefunden haben.«
    »Die Polizei ist seit Stunden weg.« Er nahm die Hand von der Pistole, aber die harten Augen entspannten sich nicht.
    »Ich komme eben aus dem Leichenschauhaus, wo ich mich mit Sergeant McGonnigal und Lieutenant Mallory getroffen habe. Sie haben vergessen, Sie ein paar Dinge zu fragen, die ich wissen muß. Wo ich schon einmal hier bin, möchte ich auch sehen, wo Sie das Mädchen gefunden haben.«
    Einen angespannten Augenblick lang glaubte ich, er werde verlangen, daß ich mich als Polizistin auswies, aber offenbar genügte es ihm, daß mir die richtigen Namen geläufig waren.
    »Ohne Helm kann ich Sie nicht mit da hinunternehmen, wo ich sie gefunden habe.«
    Ich nahm einen der Helme von Hurlihey und Frain vom Zeichentisch. »Kann ich mir den hier nicht ausleihen?«
    Die kalten Augen schätzten mich wieder ab; er wollte es mir nicht erlauben, aber er schien ein Mann der Logik zu sein und fand kein Argument dafür, mich mit leeren Händen zu Mallory zurückzuschicken. »Wenn ihr Leute eure Hausaufgaben machen würdet, müßtet ihr nicht so viel von meiner Zeit vergeuden. Kommen Sie. Ich habe nicht vor, auf Sie zu warten, während Sie in diesen lächerlichen Schuhen herumtrippeln – unsere Haftpflicht zahlt nicht für Polizisten, die sich für ihren Job nicht richtig anziehen.«
    Ich setzte den Helm auf und folgte ihm brav in das schattige Labyrinth zurück.

16 Schwachstelle
    Als ich in der Dunkelheit hinter ihm herstolperte, brachte ich ihn dazu, mir seinen Namen zu nennen – Leon Garrison. Er war Nachtwächter, der Leiter eines Teams, das auf der Rapelec-Baustelle Dienst tat. Seine Firma, Lock-Step, war auf die Bewachung von Bauprojekten spezialisiert. Mir kam es so vor, als sei ein Teil seiner Wut auf mich verletzter Stolz, weil jemand in die Baustelle eingedrungen und gestorben war, ohne daß er etwas davon gemerkt hatte. Es verärgerte ihn noch mehr, daß es auch mir gelungen war, unentdeckt hereinzukommen. Als ich erklärte, ich hätte ein paarmal gerufen, um auf mich aufmerksam zu machen, wurde er nicht fröhlicher.
    Er fuhr mich in einem Bauaufzug an der Außenwand des Gebäudes nach unten, bediente die Hebel verdrossen, aber geschickt. Als wir ausstiegen, malte seine Taschenlampe schnelle Kreise in die Dunkelheit und ließ Drahtrollen, Bretter, lose Betonstücke erkennen. Indem ich einen halben Schritt hinter ihm blieb, sah ich die Hindernisse rechtzeitig und konnte ihnen ausweichen. Ich hatte das Gefühl, das enttäuschte ihn.
    Vor einer tiefen, rechteckigen Grube blieb er unvermittelt stehen. »Wissen

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