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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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sei es selbst. Während sie mich weiterverband, setzte ich mich auf und kämpfte mit einem Sweatshirt – falls es ein Klient war, wollte ich nicht nackt gesehen werden.
    »Vic? Ernie Wunsch. Ich hoffe, ich störe dich nicht – meine Kleine hatte das Gefühl, sie habe dich geweckt.«
    Als er mit LeAnn ausgegangen war, war sie seine Kleine gewesen; jetzt war sie seine Frau und die Sekretärin die Kleine. Das war für meinen schlaftrunkenen Verstand zu verwirrend, deshalb ächzte ich nur.
    »Ich habe vorhin von der Rapelec-Baustelle gehört, daß du mitten in der Nacht dort warst.«
    Ich ächzte wieder.
    »Stimmt irgendwas nicht, wobei wir dir helfen können, Vic? Es macht mich sauer, daß du hinter meinem Rücken auf meiner Baustelle warst.«
    »Bleib einen Moment dran, Ernie, ich bin gleich wieder da.« Ich legte den Hörer hin und ging ins Bad. Ich übereilte nichts und machte auf dem Rückweg in der Küche Station, um ein Glas Wasser zu trinken. Als ich wieder zum Hörer griff, war Ernie wirklich stocksauer, aber ich hatte einen etwas klareren Kopf.
    »Tut mir leid, Ernie – ich war gerade mittendrin in einer Sache, als du angerufen hast. Du weißt, daß gestern abend eine junge Frau tot auf der Baustelle aufgefunden worden ist.«
    »Irgendeine schwarze Drogensüchtige. Was geht dich das an?«
    »Sie war ein Schützling von mir, Ernie. Ich habe ihrer Mutter versprochen, daß ich auf sie aufpasse, und ich habe ziemlich elend versagt.« Ich sah Zerlina Ramsays ausgeprägtes, besorgtes Gesicht vor dem geistigen Auge, und das heiterte mich kein bißchen auf.
    »Und?«
    »Als ich gehört habe, daß sie auf der Rapelec-Baustelle gestorben ist, habe ich gedacht, ich prüfe das besser mal nach, krieg raus, ob es einen Grund dafür gab, daß sie dort war.«
    »Wenn du wieder mal mit meinen Leuten reden willst, Vic, sag mir vorher Bescheid. Cray war verflucht wütend darüber, daß du dich dort als Polizistin ausgegeben hast. Er war ganz und gar dafür, dich festnehmen zu lassen. Wenn ich nicht gewußt hätte, daß das saupeinlich für Mickey wäre, hätte ich dafür gesorgt. Wenn du Detektiv spielen willst, tu es anderswo.« Er klang richtig häßlich.
    »Wo ich schon mal Detektiv spiele, Ernie, gibt es etwas, was du mir sagen kannst – warum war das für dich so wichtig, daß ein großes Tier hinkommt und ermittelt? Wenn du das der Streifenpolizei überlassen hättest, wäre nur eine tote Süchtige gemeldet worden, und ich hätte vermutlich nie etwas davon erfahren.«
    Schon als ich die Frage stellte, fiel mir ein Teil der Antwort ein. Ernie rief Furey an, weil er ein Kumpel und bei der Polizei war. Furey hatte Bobby konsultiert. Nein, das ergab keinen Sinn – Furey hätte gewollt, daß Mallory sich heraushielt, um auf der Rapelec-Baustelle sowenig Aufsehen wie möglich zu erregen. Gut, vielleicht hatte er Mist gebaut und den Fall Bobby nicht verheimlichen können. Aber das ergab auch keinen Sinn, weil Bobby sauer darüber gewesen war, daß er hingeschickt wurde: Jemand mußte es ihm befohlen haben; er war nicht freiwillig dort gewesen.
    Während mir das alles durch den Kopf schoß, sagte Ernie streng: »Du solltest lernen, dich um deine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, Vic. Dann werden dich alle lieber mögen.«
    Dieser Hinweis machte mich stinkig. »Ach, such dir zum Grimassenschneiden jemanden, der Angst vor dir hat, Ernie. Auf mich macht das überhaupt keinen Eindruck.«
    Als er auflegte, war mir, als ob ich ihn murmeln hörte: »Ich begreife wirklich nicht, was Mickey an dir findet.«
    Und ich begriff nicht, was ein Schatz wie LeAnn an ihm fand. Was tat sie, wenn er ihr eine Szene machte? Vermutlich kicherte sie und sagte: »Ach Ernie, sei doch keine solche Heulsuse.«
    Ich stolperte auf Füßen, die von meinem nächtlichen Ausflug schmerzten und geschwollen waren, in die Küche, um Kaffee zu kochen. War Ernie wütend, weil er das Gefühl hatte, daß ich seine Autorität auf der Baustelle untergrub? Oder gab es irgend etwas Besonderes an Cerises Tod, das ihm nicht schmeckte? Ich konnte mir nicht vorstellen, was das hätte sein können, aber mir fiel auch kein Grund ein, warum Bobby gegen seinen Willen in die Ermittlung hineingezogen worden war. Mein Gehirn war freilich noch wattig und nicht ganz da und lieferte nicht gerade Ideen am laufenden Band.
    Ich widerstand der Versuchung, den Kaffee ins Bad mitzunehmen und den Morgen damit zu vertrödeln, meine wunden Zehen in der Wanne einzuweichen. Ich weiß, daß

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