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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Laufen, so wenig verlockend es wirkt, das beste Gegengift gegen einen dicken Kopf ist. Außerdem braucht ein großer Hund wie Peppy das Laufen für die geistige Gesundheit – es war nicht anständig, ihr nur die bedächtigen Spaziergänge anzubieten, die Mr. Contreras’ Sache waren.
    Ich ging ächzend ins Wohnzimmer und widmete mich meinen Streckübungen. Sie dauerten länger als sonst. Und ich fühlte mich noch immer nicht völlig fit, als ich die Laufsachen anzog und die Hintertreppe hinunterpolterte.
    Peppy hörte mich kommen und raste mir zur Begrüßung entgegen. Sie war jederzeit in der Lage, aus dem Tiefschlaf direkt in heftige Bewegung überzugehen. Sie brauchte keine Zeit für Lockerungsübungen. Sie geriet sofort außer sich, als sie meine Laufklamotten erkannte. Sie tanzte etliche Male um mich herum, stürmte die Treppe hinunter und wieder herauf, um zu überprüfen, wie schnell ich vorankan. Mr. Contreras kam an seine Hintertür, als wir vorbeikamen.
    »Ich gehe mit Ihrer Königlichen Hundheit zum Rennen«, sagte ich.
    Er nickte wortlos und zog sich in die Küche zurück. Immer noch beleidigt. Ich knirschte mit den Zähnen, rief aber nicht nach ihm. Ich war nicht aufgelegt für Friede, Freundschaft, Eierkuchen.
    Ich zockelte langsam zur Belmont Avenue hinauf, rief Peppy an den Kreuzungen zu mir zurück und bemühte mich, keinen Muskel zu zerren. Am Hafen fühlte ich mich schließlich so locker, daß ich über einen Kilometer mit vollem Tempo lief, aber als ich umkehrte, ließ ich es beim Joggen bewenden.
    Ich fand Peppy an ihrem Lieblingsplatz bei der Lagune. Sie hatte eine Entenfamilie entdeckt und sprang voller Hoffnung im Wasser herum. Bis sie schließlich zum See hinüberflogen, tat sie, als ob sie mich nicht rufen hörte – eine angemessene Reaktion darauf, daß ich mich zwei Tage lang nicht um sie gekümmert hatte. Dann kam sie mit großen Sätzen angerannt, mit hängender Zunge, und grinste frech – ich weiß, daß du dauernd nach mir gerufen hast, aber das kannst du mir nie im Leben beweisen.
    Auf dem Heimweg hatte ich einen viel klareren Kopf. Zu Hause fühlte ich mich sogar so gut, daß ich mich mit Mr. Contreras versöhnen wollte. Ich klopfte an seine Küchentür, sagte ihm, ich hätte bis vier Uhr morgens an einem Fall gearbeitet, und fragte ihn, ob er Kaffee fertig habe. Das gab mir das Gefühl vollendeter Tugendhaftigkeit – sein Kaffee ist mies, eine zu Tode gekochte Brühe, und es wäre schneller gegangen, mir selbst eine frische Kanne zu kochen, als mich auf einen Schwatz mit ihm einzulassen.
    Er gab zu, er habe noch Kaffee vom Frühstück übrig, machte die Tür auf und schaute streng vom Hund zu mir. »Warum haben Sie die Prinzessin ins Wasser gelassen? Ganz davon zu schweigen, daß es draußen nur fünfzehn Grad hat, vor dem Wasser der Lagune wird seit 1850 gewarnt.«
    Typisch. Damit mir verziehen werden konnte, mußte ich ausgeschimpft werden. Ich bleckte die Zähne zur Andeutung eines Lächelns. »Ich weiß, ich weiß. Ich habe gebettelt und sie angefleht, aber Sie wissen ja, wie das ist – die Dame will etwas und tut es, ohne auf Ratschläge zu hören.«
    Er schenkte mir einen durchdringenden Blick. »Kommt mir so vor, als ob ich solche Damen kenne, mm. Und dann muß man es ausbaden, bis sie einem je wieder zuhören.«
    Ich lächelte anzüglich. »Stimmt. Stimmt genau. Und wie wär’s jetzt mit einer Tasse Kaffee?«

17 Ein Rauswurf von Tantchen
    Meine Abenteuer sind eine Art Ersatzbefriedigung für Mr. Contreras. Er hatte die ganze Aufregung gestern nacht gehört, als Bobby mich und Robin ertappt hatte, aber da war er ja noch immer gekränkt. »Ich weiß ja, daß Sie Ihre Angelegenheiten gern für sich behalten, Engelchen«, war seine Erklärung. Auf jeden Fall hatte er die tobende Peppy nicht hinausgelassen. Und ich hatte geglaubt, ich sei vom Pech verfolgt. Als ich ihm von dem Besuch im Leichenschauhaus und von der nächtlichen Tour durch die Rapelec Towers berichtet hatte, war er eindeutig neidisch.
    »Sie hätten mich mitnehmen sollen, Engelchen. Wenn die damit gedroht hätten, eine Tonne Stahl auf Sie zu kippen, hätte ich gewußt, was zu tun ist.«
    »Und ob Sie das gewußt hätten«, pflichtete ich ihm bei und wurde etwas bleich. Die ein, zwei Mal, bei denen er mich mit einer Rohrzange verteidigt hat, suchten noch immer meine Alpträume heim. »Danke für den Kaffee. Jetzt muß ich gehen – muß wegen einem Hund zu einem Mann und so.«
    Oder wegen eines Katers zu

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