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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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einer Frau, dachte ich grimmig, als ich die Treppe zu meiner Wohnung hinauflief. Es war höchste Zeit, Elena auf etwas festzunageln, das der Wahrheit nahekam. Ich duschte flüchtig, rieb mich trocken, zog Jeans an, steckte die rosa Seidenbluse in den Bund und ging zur Tür.
    Ich wollte eben abschließen, als das Telefon klingelte. Ich sprintete hinein. Es war Robin. Robin. Ich hatte vergessen, ihn anzurufen, aber er schien es nicht übelzunehmen.
    »War gestern nacht alles in Ordnung?«
    »Wie man’s nimmt. Sie wollten, daß ich eine junge Frau identifiziere, deren Leiche sie auf einer Baustelle gefunden hatten.«
    Er stieß mitfühlende Laute aus. »Hast du es getan?«
    »Ja. Sie war schwarz, arm und süchtig, deshalb standen die Chancen für ein Happy-End nicht günstig, aber es war trotzdem ein Schock.«
    »Die Bullen hätten unter diesen Umständen etwas menschlicher mit dir umgehen sollen.«
    »Ich nehme an, unter den gegebenen Umständen haben sie versucht, mich so zu schikanieren, daß ich die Wahrheit sage.«
    Er zögerte einen Augenblick. »Ich will kein Quälgeist sein, schon gar nicht, nachdem du eine schlimme Nacht hinter dir hast, aber hast du dir schon überlegt, ob du die Ermittlungen über das Indiana Arms übernehmen willst? Wir müssen in die Gänge kommen.«
    Ich spürte, wie mir warm wurde unter den Rippenbögen. Es gab jemanden, der mich für ein kompetentes menschliches Wesen hielt, nicht für eine Nervensäge, die sich besser um die eigenen Angelegenheiten kümmern sollte. Obwohl ich schon seit gestern nacht entschlossen war, den Auftrag anzunehmen, war es einfach ein gutes Gefühl, daß es jemanden gab, einen männlichen Jemand, der anrief und als erstes sagte, ich solle mich an die Arbeit machen und nicht zu Hause bleiben und mit Puppen spielen.
    »Das einzige Problem ist, daß ich nichts über Brandstiftung weiß. Und ich glaube nicht, daß ich mich für eine sachgerechte Ermittlung schnell genug kundig machen kann.«
    »Wir brauchen dich nicht für technische Einzelheiten – dafür haben wir ein Labor. Du sollst die Finanzlage des Inhabers überprüfen, herausfinden, ob er ein Motiv hatte, das Feuer selbst zu legen. Ich habe gehört, daß du auf diesem Gebiet die Beste bist.«
    Die Wärme strömte von den Rippenbögen bis zu den Wangen. »Schön.« Ich notierte den Namen und die Adresse des Inhabers: Saul Seligman, Estes Avenue, nördlicher Teil. Er war über siebzig und lebte eigentlich schon im Ruhestand, aber er ging an den meisten Nachmittagen in sein Büro in der Irving Park Road. Ich notierte gewissenhaft auch die Telefonnummer des Büros.
    »Könnten wir es noch mal mit einem gemeinsamen Abendessen versuchen?« fragte Robin. »Irgendwo in der Nähe von meinem Haus, damit die Bullen dich nicht mittendrin verhaften?«
    Ich lachte. »Wie wär’s mit Freitag? Ich bin ziemlich geschafft und habe in den nächsten Tagen eine Menge zu tun.«
    »Prima. Ich ruf am Freitagmorgen an, damit wir uns ein Lokal aussuchen. Vielen Dank, daß du den Fall übernimmst.«
    »Ja, schon gut.« Ich legte auf.
    Es war jetzt nach Mittag. Falls meine Tante immer noch die Frau von früher war, stand sie eben auf. Ich fuhr mit wilder Nervosität, schaffte die sechseinhalb Kilometer unter zehn Minuten und hielt mit kreischenden Reifen gegenüber vom Windsor Arms. Ein Paar saß auf dem Trottoir, mit dem Rükken an der Wand, in einen Streit darüber vertieft, wessen Schuld es sei, daß Biffy verschwunden war. Ich blieb stehen, bis ich verstanden hatte, daß Biffy eine Katze war. Das Paar würdigte mich keines Blickes.
    In der Halle weckte ich nicht viel mehr Aufmerksamkeit. Die Dame des Hauses sah fern, mit dem Rücken zu mir. Die fünf, sechs Leute um sie herum ließen sich völlig fesseln von der Intensität der Gefühle, die der Bildschirm hoch oben an der Wand verströmte. Einer schaute herüber, wandte sich aber wieder der Glotze zu, als ich die Treppe hinaufstieg.
    Immer zwei Stufen auf einmal joggte ich in zügigem Trab bis zu Elenas Zimmer. Die Tür war verschlossen. Ich drehte den Türknopf, dann klopfte ich laut. Keine Antwort. Ich klopfte wieder, rief aber nicht – wenn sie mich erkannte, würde sie sich in den nächsten vierundzwanzig Stunden totstellen.
    Schließlich sagte sie mit schlaftrunkener Stimme: »Hauen Sie ab. Ich habe dasselbe Recht auf meinen Schönheitsschlaf wie Sie, Sie bescheuertes Miststück.«
    Ich klopfte weiter, regelmäßig, bis sie die Tür unter meiner Hand wegriß. Sie wollte

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