Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks
– heute abend wollte ich weder Mr. Contreras noch Vinnie über den Weg laufen. Ich war jedoch zu müde, aufs Land hinauszufahren, zu müde für den Lärm und die Ablenkung in einem Restaurant. Einen Klub könnte ich brauchen wie den, in den sich Peter Wimsey immer zurückzog – diskretes, dienstbeflissenes Personal, das mich völlig in Ruhe ließ, aber bereit war, sofort zu springen, wenn ich auch nur den leisesten Wunsch äußerte.
Ich ließ den Chevy an und fuhr über Nebenstraßen nach Norden, vertrödelte meine Zeit an den Ampeln, bog schließlich von der Belmont Avenue in die Racine Avenue ein und kam vor meinem Haus zum Stehen. Ich stieg zuerst in den Keller hinunter, um meine Wäsche zu holen. Eine freundliche Seele hatte sie aus dem Trockner genommen und auf den Boden geworfen. Mit schweren und langsamen Gliedern hob ich Stück für Stück auf und stopfte es wieder in die Waschmaschine. Ich blieb im schwach beleuchteten Keller, während die Maschine lief, saß mit gekreuzten Beinen auf einer Zeitung auf dem Fußboden, starrte ins Leere, dachte an nichts. Als die Maschine scheppernd zum Stillstand kam, stand ich auf und packte meine Sachen noch einmal in den Trockner. Durchaus vergleichbar mit einem Abend im Marlborough Club.
Erst als ich nach oben kam, fiel mir ein, daß ich dem Personal heute Ausgang gegeben hatte, also war kein Abendessen vorbereitet. Ich ließ mir eine Pizza bringen und schaute mir eine Wiederholung von
Magnum
an. Ehe ich ins Bett ging, stieg ich noch einmal in den Keller hinab, um die Wäsche zu holen. Wie durch ein Wunder kam ich an, ehe einer meiner Nachbarn die Zeit gehabt hatte, sie wieder schmutzig zu machen.
Am Donnerstagmorgen brachte ich einen Vertrag zur Ajax, bekam eine Vollmacht und setzte die Ermittlungen fort. Den Donnerstag und den Freitag verbrachte ich damit, Seligmans Kinder aufzusuchen – beide in den Vierzigern – und mit all den Wächtern, Hausmeistern und Hausverwaltern zu reden, die für Seligman arbeiteten. Mrs. Donnelly – für Seligman Rita – erlaubte mir sogar widerwillig, einen Blick in die Bücher zu werfen. Freitag abend war ich so gut wie sicher, daß der alte Mann bei dem Brand nicht die Hand im Spiel gehabt hatte.
Seine Kinder hatten mit dem Geschäft nichts zu tun. Eine Tochter war mit einem Haushaltswarenhändler verheiratet und arbeitete selbst nicht. Die zweite, eine Marketingleiterin bei einem Großhändler in Schaumburg, war zum Zeitpunkt des Brandes geschäftlich in Brasilien gewesen. Das schloß nicht aus, daß sie die Anstifterin gewesen sein konnte, aber es war schwer einzusehen, warum sie das getan haben sollte. Die beiden würden die Firma erben; sie hätten den Plan aushecken können, weil die Versicherungssummen das Erbe vergrößert hätten, aber es war ein langer Weg zu zweifelhaftem Reichtum. Ich strich die beiden nicht endgültig von der Liste, aber ich hielt sie auch nicht für die wahrscheinlichsten Kandidaten.
Die Gespräche mit Mrs. Donnelly brachten mich schon eher ins Grübeln. Sie wirkte dem alten Mann gegenüber loyal, aber ich hatte das Gefühl, sie wisse etwas, das sie verschwieg. Es lag weniger an dem, was sie sagte, sondern an dem verschlagenen Blick, den sie mir zuwarf, als die Rede auf ihre Kinder kam und auf das, was sie möglicherweise von Mr. Seligman zu erwarten hatten. Ohne dieses beiläufige Grinsen hätte ich der Firma Seligman der Ajax gegenüber ein tadelloses Leumundszeugnis ausgestellt.
Am Samstag fand ich schließlich den Nachtportier aus dem Indiana Arms. Er versteckte sich bei einem Bruder auf der Südseite, um Nachforschungen über sein Tun während der Brandnacht zu entgehen. Wir führten ein langes und schwieriges Gespräch. Erst versicherte er mir, er habe das Gebäude keinen Augenblick lang verlassen. Dann ließ er den Gedanken gelten, er habe draußen ein Geräusch gehört und nachgeschaut.
Schließlich förderte eine Rezeptur aus Drohung und Bestechung die Information zutage, er habe eine Liste der Rennen im Sportsman Park bekommen, zusammen mit fünfzig Dollar Wettgeld. Das sei am Mittwoch mit der Post gekommen, von wem, wisse er nicht, den Umschlag habe er nicht aufbewahrt. Er war der Meinung, es schade nichts, wenn er eine Stunde oder zwei weggehe; als er spät zurückkam – nach ein paar Gläschen mit seinen Kumpeln –, brannte das Hotel lichterloh. Er warf einen Blick auf die Feuerwehrautos und machte sich auf den Weg zu seinem Bruder in der Sangamon Street.
Es war klar: Jemandem
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