Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks
die Streifenbeamten weiter. Wenn wir gründlich nach ihr suchen, stehen die Chancen günstig, daß wir sie finden, und dir bleiben viele Strapazen erspart.«
»Danke.« Ich lächelte dankbar. Solche besorgten Gesten waren immer das Attraktivste an ihm gewesen.
Wir folgten dem Nachtportier die Treppe hinunter. Ehe wir gingen, beschloß ich, Elena das Zimmer auch für den Oktober zu sichern. Der Nachtportier – ich bekam schließlich seinen Namen heraus, Fred Cameron – nahm mein Geld und schrieb mit einer großen, unbeholfenen Handschrift eine Quittung aus.
In Michaels Corvette gab ich eine sorgfältige Beschreibung von Elena, auch ihrer Garderobe, soweit ich mich an sie erinnern konnte. Er gab sie über Funk durch, unterstrich, es sei dringend, die Frau zu finden, und bat darum, es ihm direkt zu melden, wenn sie gesehen wurde.
Als wir nach Süden fuhren, fragte ich, wann Elena auf Freierfang gegangen sei. »Falls sie seit Donnerstag gesehen worden ist, sind die Stellen, an denen sie aufgefallen ist, vermutlich in der Nähe ihrer Bleibe.«
»Guter Hinweis. Ich sehe in den Meldungen nach, wenn ich aufs Revier zurückkomme.« Er raste an einer Kreuzung um ein Auto herum und bog in hohem Tempo auf den Broadway Richtung Süden ein. Solche Manöver waren das, was ich am wenigsten an ihm mochte.
»Du hast keine Ahnung, warum sie sich auf diese Weise abgesetzt hat, oder?« fragte er.
»Nein. Sie muß vor irgend etwas Angst gehabt haben, aber ich weiß nicht, wovor. Sie kam ganz gut aus mit der jungen Frau, die auf der Rapelec-Baustelle gestorben ist. Ich weiß, daß es sie mitgenommen hat, als ich es ihr sagte. Aber sie ist erst spät in der Nacht weggegangen, lange nachdem ich es ihr erzählt hatte. Ich habe keinen Anhaltspunkt. Ich nehme an, ich muß mit den Gästen reden.«
Er hielt vor meinem Haus und drosselte den Motor etwas. »Auch wenn dieser Cameron etwas anderes gesagt hat, Vic, ich glaube, die Leute werden mit mir reden. Überlaß es doch mir, mich darum zu kümmern – du bist zu nah dran an der Sache, und das führt immer zu schlechten Verhören.«
Ich war schnell, sogar gern damit einverstanden. Nach einer Pause fragte ich, ob sie irgend etwas über Cerise herausgefunden hatten, was erklären könnte, warum sie sich die Rapelec-Baustelle zum Fixen ausgesucht hatte.
»Nee. Wir sind nur dorthin gefahren, weil Boots Geld in dem Projekt stecken hat und sich vergewissern wollte, daß an der Leiche dort nichts faul ist. Wenn Wahlen bevorstehen, reagiert er empfindlich auf Skandale. Onkel Bobby war ganz schön wütend, daß er da hineingezogen worden ist, das kann ich dir sagen. Und Ernie war sauer, daß du hinterher dort aufgetaucht bist.«
»Ich weiß– er hat mich angerufen und es mir gesagt.«
Michael spielte am Zündschlüssel herum. »Schau, Vic – es tut mir leid, daß ich mich an jenem Abend so blöd benommen habe. Ich war bloß eifersüchtig, weil ich dich mit diesem Typen gesehen habe, nachdem du mir erzählt hattest, du hättest diese Woche keine Zeit zum Ausgehen.«
»Er war ein potentieller Klient. Eins führte zum anderen.«
Vinnies Mazda hielt vor uns. Er stieg mit einem anderen Mann aus, einem großen, schlaksigen Kerl, den er recht gut zu kennen schien. Na so was. Wer hätte das gedacht.
»Ich frag mich, ob ich mit hinaufkommen könnte, damit wir die Kiste irgendwie reparieren können.«
»Nein«, sagte ich so sanft wie möglich. »Die letzte Woche war einfach zu hektisch. Ich krieg das im Moment nicht wieder auf die Reihe.«
»Jetzt vögelst du also mit diesem anderen Kerl, diesem Klienten«, sagte er bitter.
»Das geht dich nichts an, Michael – das weißt du.«
Er schlug gegen das Lenkrad, sagte aber nichts. »Ach, zum Teufel, Vic. Wenn ich dir jetzt noch eine Szene mache, sagst du mir hinterher nicht mal mehr, wie spät es ist. Ich sag dir Bescheid, wenn wir deine Tante aufgetrieben haben.«
Ich stieg aus. Ich hatte kaum die Tür hinter mir zugemacht, als er mit aufheulendem Motor über die Racine Avenue davonjagte.
22 Aufgemischter Bautrupp
Ich schlief schlecht; Elena trieb sich in meinen Träumen herum. Ich suchte auf leeren Fluren im mitternächtlichen Chicago nach ihr. Ich hörte sie jammern: »Vicki, Baby, wo bist du, wenn ich dich brauche?«, aber ich bekam sie nie zu Gesicht. Michael Furey stand in der Nähe und schüttelte den Kopf: »Ich kann dir nicht helfen, Vic. Du hast mich nicht in die Wohnung gelassen.«
Ich stand gegen sieben auf, mit steifem Hals vom
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