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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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erkannte Willow, daß Caleb in der Hitze der Hochgebirgssonne sein Hemd aufgeknöpft hatte. Ihre Stirn ruhte auf nacktem, warmem Fleisch. Der dunkle Haarpelz auf seiner
    Brust kitzelte sie an Nase und Mund. Als sie einatmete, erfüllte der Duft nach Wollhemd und Pferd und Mann ihre Sinne. Seufzend rieb sie ihr Gesicht an ihm, genoß das Gefühl seiner maskulinen Kombination aus glatter Haut und rauhem Haar an ihrer Wange.
    »Wie gut sich das anfühlt!« murmelte sie, während sie langsam ihren Kopf hin und her bewegte und den Druck von Calebs Händen verstärkte, die den Schmerz fortmassierten.
    »Für mich auch«, sagte er, während er in der Wärme ihres Atems auf seiner nackten Haut schwelgte.
    Eine Zeitlang herrschte Schweigen. Dann seufzte Willow erneut. »Ich werde das wohl niemals wiedergutmachen können.«
    Caleb lachte. »Du kannst ja meinen Kopf massieren, wenn ich Schmerzen habe.«
    »Nein, ich meine, was du für die Stuten getan hast. Danke, Caleb.«
    »Sie hatten es nicht verdient, wegen irgend etwas draufzugehen, was nicht ihre Schuld war.«
    »Ich weiß«, sagte sie leise. »Es war meine.«
    Caleb glitt liebkosend mit dem Handrücken über Willows Schläfen. »Du hast diese Berge nicht erschaffen, Honey. Sie sind Gottes Werk.«
    Sie lächelte traurig. »Aber ich habe einen Bergführer eingestellt und mich dann geweigert, auf seinen Rat zu hören. Ich war ziemlich nahe daran, meine wunderschönen Stuten zu töten, die nichts anderes getan hatten, als mir gehorsam zu folgen. Sie hätten den Tod gefunden, wenn du nicht zurückgegangen wärst und sie gesucht hättest. Ich hätte es nicht tun können. Ich hab’s versucht, aber...« Ihre Stimme brach.
    »Ruhig, Liebes. Es ist nicht deine Schuld.«
    Sie schüttelte den Kopf und flüsterte: »Ich war nicht stark genug. Du warst es. Du hättest nicht zurückzugehen brauchen, das war nicht deine Aufgabe, aber du hast es getan, obwohl du seit Tagen so gut wie keinen Schlaf bekommen hattest.«
    Calebs Hand hielt einen Moment auf Willows Schläfen inne, bevor er fortfuhr, langsam ihre Stirn zu massieren. Ihre Bereitschaft, die Verantwortung für ihre Entscheidungen zu übernehmen, überraschte ihn ständig aufs neue. Ihm waren nur wenige Männer und noch weniger Frauen begegnet, die nicht die Schuld auf andere geschoben hatten, wenn die Dinge eine schlechte Wendung nahmen, und das Lob für sich beansprucht hatten, wenn eine Sache gut lief.
    Je mehr Zeit Caleb mit Willow verbrachte, desto deutlicher ging ihm auf, daß sie nicht nur daran gewöhnt war, für sich selbst zu sorgen, sondern auch jedem andern in ihrer Nähe ihre Fürsorge schenkte. Sie war alles andere als die verwöhnte Südstaatenlady, für die er sie anfangs gehalten hatte.
    Gott muß geschlafen haben, als Er Willow zu einem Schwein wie Reno gehen ließ. Sie ist viel zu schade für ihn. Sie kann nicht wissen, wie Reno wirklich ist, sonst hätte sie sich ihm niemals hingegeben. Ich tue ihr nur einen Gefallen, wenn ich diesen Hundesohn begrabe.
    Sie wird meine Geliebte sein, bevor sie ihn wiedersieht. Ich verlasse dieses Tal nicht eher, bis Willow mir gehört - auf eine Weise, an der nichts und niemand etwas ändern kann, selbst der Tod ihres Liebhabers nicht.
    »Danke, daß du meine Stuten gerettet hast, Caleb«, wiederholte Willow leise und schmiegte ihren Kopf wieder an seine Brust. »Ich schulde dir mehr, als ich jemals zurückzahlen kann.«
    »Willow«, flüsterte Caleb.
    Sie öffnete die Augen und bog ihren Kopf zurück, bis sie ihn anschauen konnte. Niemals zuvor hatte Caleb das Farbenspiel in ihren Augen hinreißender gefunden als in diesem Augenblick.
    »Du hast mir das Leben gerettet, als Deuce angeschossen wurde«, sagte er. »Du hast mir die Munition gebracht und danach an meiner Seite gekämpft. Du schuldest mir nichts.«
    »Und wie viele Male hast du mir das Leben gerettet, seit wir Denver verlassen haben?« »Das ist etwas anderes.«
    »Ach ja?«
    »Ja.« Caleb beugte den Kopf und streifte mit seinem Mund zart über Willows Lippen. »Aus dem Grund hast du mich ja eingestellt.«
    »Du machst deine Arbeit sehr gut... und auch noch einige andere Dinge.«
    Willow hatte seinen fürsorglichen Umgang mit den Pferden gemeint, aber kaum waren die Worte ihrem Mund entschlüpft, da fielen ihr noch andere Dinge ein, die er geradezu atemberaubend gut beherrschte. Verlegene Röte breitete sich auf ihren Wangen aus.
    Caleb grinste spitzbübisch und reizte ihre Lippen mit seiner Zungenspitze.

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