Brandung des Herzens
auf jedem Schritt des Weges.
12. Kapitel
Willow schwamm in dem herrlich warmen Teich und fragte sich entzückt, ob sie gestorben und geradewegs im Himmel gelandet wäre trotz ihrer ausgesprochen irdischen Beschaffenheit. Drei Meter über ihr rauschte Wasser aus einem Spalt in dem schwarzen Fels des Berges. Der Spalt verlief in Form eines langen, schmalen »V«, das in einem Wasserfall endete. An der Spitze des V war das Wasser so heiß, daß es dampfte. Bis es über zahlreiche Felsvorsprünge in Kaskaden in das tiefe Becken hinuntergeplätschert war, hatte es sich genügend abgekühlt, um nackte Haut nicht zu verbrühen. Zu Willows Überraschung enthielt der Teich kristallklares Süßwasser, nicht etwa schwefelhaltiges, wie sie eigentlich erwartet hatte.
»Caleb ist wirklich ein geschickter Wünschelrutengänger«, sagte Willow laut vor sich hin. »Wenn Matt ein Tal wie dieses gefunden hat, wundert es mich nicht, daß er nie auf die Farm zurückgekehrt ist. Alles, was wir hatten, waren eiskalte Bäche und schlammige Teiche.«
Die Eiben und Espen in der Nähe rauschten zustimmend mit ihren Zweigen und erzählten Willow wispernd von der verführerischen, wilden Schönheit des Landes. Sie flüsterte zurück, aber es war Caleb, an den sie dabei dachte, nicht das Land. Der
Gedanke an die Freiheiten, die sie ihm erlaubt hatte, ließ sie erröten ... und die Leidenschaft, die er in ihr erweckt hatte, ließ eine schmerzliche, ungekannte Sehnsucht in ihr aufsteigen.
»Was hat er nur mit mir angestellt?« flüsterte Willow erschauernd.
»Nicht genug«, antwortete sie sich selbst leise. »Lieber Gott, nicht annähernd genug!«
Wäre Caleb nicht so behutsam mit ihr gewesen, hätte Willow sich gefürchtet vor ihren eigenen Gedanken, vor ihrem Hunger, vor dem verzehrenden Verlangen, hier in dem quellfrischen, warmen Wasser zu liegen und Calebs Hände auf ihrer Haut zu fühlen, überall dort, wo auch das Wasser sie streichelte.
Eine süße Spirale der Erregung wand sich durch Willows Körper, als wäre es nicht das warme Wasser, sondern Calebs Mund, der ihre Brüste liebkoste. Wieder erschauerte Willow, jedoch nicht vor Furcht. Nachdem der Schock des Neuen, Unbekannten abgeklungen war, genoß sie die Empfindungen, die er in ihrem Körper wachrief.
»Ich könnte nein zu einem Mann sagen, der grausam oder ein Feigling oder dumm oder egoistisch wäre«, vertraute sie dem Teich flüsternd an. »Doch Caleb ist nichts von alledem. Er ist ein harter Mann, aber ein weicher Mann würde hier draußen in der Wildnis auch nicht lange überleben. Und Caleb ist nicht härter als unbedingt nötig. Er hat keine Freude an Schießereien und Töten. Er behandelt seine Pferde gut. Nicht ein einziges Mal hat er sie mit einer Peitsche oder scharfen Sporen angetrieben.
Er hat nicht viel von mir gehalten, als er mich das erste Mal sah«, gestand Willow dem sprudelnden Wasser. »Und trotzdem ist er nicht grob mit mir umgesprungen. Und er war freundlich zu der Witwe Sorenson, obwohl ich den Verdacht habe, daß Eddy ihr Liebhaber ist. Caleb scheint es zu wissen, und doch hat er sie beide verteidigt, als sie sich nicht selbst verteidigen konnten.
Aber am meisten beeindruckt mich an ihm«, murmelte Wil-low, und wieder erschauerte sie bei der Erinnerung, »daß er mich nicht genommen hat, ganz gleich, wie heftig sein Blut kochte. Andere Männer hätten sich einfach auf mich gestürzt. Abgesehen vom ersten Mal war er noch nicht einmal verärgert, als ich nein gesagt habe. Er ist ein Gentleman, selbst wenn ich nicht immer eine Lady bin.«
Es war eine Erleichterung für sie, daß Caleb sich so gut im Griff hatte. Immer noch fröstelte sie unwillkürlich, wenn sie an die kaum verhüllte Wut in seinen Augen dachte, als sie ihn angefleht hatte, sie nicht so intim zu berühren.
Liebchen, es kommt der Tag, da liegst du wieder auf den Knien vor mir-aber dann wirst du mich nicht anflehen, von dir abzulassen.
Sie hatte noch niemals einen Mann so wütend und gleichzeitig so beherrscht erlebt. Und sie war dankbar für Calebs eiserne Disziplin. Sie gestattete ihr, sich in die süßen, schäumenden Wasser der Leidenschaft zu wagen, ohne Angst vor dem Ertrinken haben zu müssen.
Und dennoch... die Vorstellung, in Calebs Armen zu ertrinken, erfüllte Willow mit einer Lust, die fast schmerzhaft war, der Schmerz eines Hungers, der geweckt und angestachelt, aber nicht gelindert wurde von Calebs Lächeln, seinen Händen, seinem Mund, der über sie glitt, sich durch
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