Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
Vom Netzwerk:
mühsamen, gefährlichen Ritts hatten sie in die Großartigkeit der Berge von San Juan geführt. Im Augenblick befanden sie sich in der Mitte eines hochgelegenen, grasbewachsenen Beckens, das ungefähr drei Kilometer breit war, umgeben von schneebedeckten, zerklüfteten Gipfeln von atemberaubender Wildheit und Höhe. Schlanke Espen wuchsen in den welligen Bodenfalten des Beckens und boten Deckung für Rehe und Leute wie Caleb und Willow, die nicht das Bedürfnis hatten, von nahegelegenen Gipfeln oder Bergrücken aus entdeckt zu werden.
    Aber bald würde das Becken eine Veränderung erfahren, so wie sich alle anderen Lichtungen und Wiesen durch den steilen Anstieg des Bodens verändert hatten. Zerklüftete Gipfel würden näher und näher heranrücken, die Wiese würde schrumpfen, und die Bäche würden zwischen dunklen Felswänden dahinrauschen, bis eine höhergelegene Wiese erreicht war, eine noch kleinere, und dieses Schema würde sich mehrfach wiederholen, bis sie zur Quelle eines winzigen Bächleins auf dem höchsten Punkt eines weiteren Passes gelangten. Von da ab
    würde der Weg wieder in die Tiefe führen, das Schema würde sich in umgekehrter Reihenfolge wiederholen, während Bäche zu Flüssen wurden und Wiesen erneut zu breiten Lichtungen und riesigen Parks.
    »Gibt es noch einen anderen Paß, den wir nehmen könnten?« wollte Willow wissen.
    »Es gibt immer noch einen anderen Paß, irgendwo.«
    Sie kaute auf ihrer Unterlippe. »Aber nicht in der Nähe, willst du das damit sagen?«
    »Richtig. Wir würden ein paar Stunden zurückreiten müssen zu der Stelle, wo sich der Bach gabelte. Dann würden wir einen Umweg von drei Tagen machen müssen, um von der anderen Seite jenes Berges dort hereinzukommen.« Caleb zeigte mit dem Daumen über seine Schulter zurück, schaute Willow an und wartete.
    »Sind wir jetzt in der Nähe von Matt?« fragte sie schließlich.
    »Wenn er die Karte richtig gezeichnet hat und wir sie richtig gelesen haben - ja.«
    »Als du die Strecke vor uns ausgekundschaftet hast, dachte ich, ich hätte Gewehrfeuer gehört«, meinte sie.
    »Du hast gute Ohren«, erwiderte Caleb. Nichts im Klang seiner Stimme enthüllte, daß er gehofft hatte, sie hätte die Schüsse nicht gehört.
    »Hast du geschossen?« fragte sie.
    »Nein.«
    »Matt?«
    »Das bezweifle ich. Ich vermute eher, daß einer von Slaters Männern ein Reh gesehen hat. Ein ganzer Haufen bewaffneter Männer braucht sich nicht übermäßig Sorgen zu machen, sie könnten Ute-Indianer anlocken, indem sie frisches Fleisch schießen.«
    »Matt ist allein.«
    »Er ist daran gewöhnt.«
    »Ich habe fünf Schüsse gehört. Wie viele Schüsse braucht man, um ein Reh zu erlegen?«
    Caleb sagte nichts. Er wußte, mehr als ein oder zwei Schüsse deuteten gewöhnlich auf einen Kampf hin, nicht auf eine Jagd.
    »Es ist möglich, daß Matt verletzt ist«, sagte Willow eindringlich. »Caleb, wir müssen ihn finden!«
    »Ich fürchte eher, daß wir auf Slaters Trupp treffen, wenn wir diese Anhöhe da hinaufreiten«, erwiderte Caleb ausdruckslos. Dennoch wendete er sein Pferd noch im Sprechen und strebte in den Canyon, der zu beiden Seiten des Flusses aufstieg. »Ich reite voraus. Du hältst das Gewehr schußbereit. Wenn wir nicht Satans eigenes Glück haben, werden wir es dringend brauchen.«
    Trotz Calebs grimmiger Warnung fanden sie an diesem Nachmittag nichts außer Spuren. Das Land begann, langsam unter ihren Füßen anzusteigen. Der Fluß rauschte schneller dahin, wurde schmaler, führte Geröll in seinem Bett mit, und Berge rückten zu beiden Seiten näher. Willow merkte am Keuchen der Pferde, daß sie jetzt auf einem höheren Niveau waren als in dem kleinen Tal, und sie kletterten mit jedem Schritt noch weiter bergauf.
    Der Wasserlauf, dem sie gefolgt waren, gabelte sich, als das Land erneut anstieg. Die Spuren beschlagener Pferde folgten der rechten Abzweigung. Caleb nahm die linke, denn sie führte zu der Stelle, wo sich die fünf Linien auf der Landkarte getroffen hatten, der Karte, die er zu Asche verbrannt hatte, während er sich heimlich wünschte, er könnte die Vergangenheit mit ihr verbrennen.
    Aber es war nun mal unmöglich, das bittere Gestern zu verbrennen.
    Dann soll es eben so sein.
    Die Worte explodierten wie Gewehrfeuer in Calebs Gedanken. Ihr Echo kam als Wolfes Warnung zurück:
    Hast du mich gehört, amigo ? Du und Reno seid zu ebenbürtige Gegner.
    Und Calebs eigene Antwort, die einzige, die es für ihn gab, Auge um Auge,

Weitere Kostenlose Bücher