Brandung des Herzens
gesagt, daß du hinter meinem Bruder her Warst«, sagte Willow schließlich, ohne Caleb dabei anzusehen.
»Ich habe gedacht, du wärst Renos Geliebte«, entgegnete er barsch. »Du warst meine einzige Hoffnung, mich für Rebeccas Tod rächen zu können. Dein Bruder ist verflucht schwer aufzuspüren. Ich mochte den Gedanken nicht, eine Frau zu benutzen, um an Reno heranzukommen, aber unter den gleichen Umständen würde ich dasselbe noch einmal tun.«
Willow wandte sich um und blickte Caleb zum ersten Mal an, seit sie aus einer Art von Dunkelheit herausgekommen und in eine andere eingetreten war, eine, deren Ende sie nicht sehen konnte.
»Ich hoffe, Marty hat deine Schwester angelogen«, sagte sie mit einer Stimme, so weich und kalt wie Schnee. »Ich hoffe, sie hat tausend zärtliche Lügen von ihrem Liebhaber zu hören bekommen. Ich hoffe, sie hat noch im Tod an jede einzelne dieser Lügen fest geglaubt. Es würde den Erinnerungen etwas von ihrer... Schande nehmen.«
»Es ist nichts Schändliches an dem, was wir getan haben«, erwiderte Caleb wütend, und er fühlte, wie seine Selbstkontrolle mit jedem Wort, das Willow sagte, dahinschwand. Sie hatte schon immer diese Wirkung auf ihn gehabt, indem sie die Verteidigung, die andere Leute so uneinnehmbar fanden, mühelos untergrub. »Wir sind nicht der erste Mann und die erste Frau der Schöpfung, die nicht auf einen Priester warten konnten, um ihre Heirat zu besiegeln.«
»Welche Heirat?« fragte sie.
»Die, die stattfinden wird, sobald wir hier herauskommen«, gab er heftig zurück.
»Ich werde dich nicht heiraten, Yuma-Mann.«
Caleb war zu überrascht, um etwas darauf zu sagen.
Reno war es nicht. »Du kannst ihn heiraten oder ihn begraben. Die Wahl bleibt dir überlassen, Willy.«
Caleb warf Reno einen harten Blick zu, aber als er sprach, klang seine Stimme nüchtern. »Kugeln sind nicht wie Worte. Du kannst sie nicht mehr zurücknehmen, wenn sich deine Wut gelegt hat.«
Eine Weile starrte Willow weiterhin durch Caleb hindurch, als existierte er nicht. Schließlich kam ihr Atem in einem gebrochenen Seufzer. »Richtig. Mein Bruder ist unglaublich schnell mit seinem Revolver, nicht?«
Es war nicht das, was Caleb gemeint hatte, aber der Klang ihrer Stimme verstörte ihn zu sehr, um gegen ihre Bemerkung zu protestieren. Ihre Stimme schien einer Frau zu gehören, die viel älter und lange nicht so sanft wie das Mädchen war, das sich ihm so süß und so vollkommen hingegeben hatte.
»Ja, er ist ziemlich schnell«, erwiderte Caleb gelassen.
Stille breitete sich aus, als Willow den großen Mann anschaute, den sie im Grunde schon geliebt hatte, bevor sie ihn wirklich kannte. Aber sosehr dieser Fehler auch schmerzte, sie wußte, es war ihr Werk, nicht Calebs. Möglich, daß er ihre Unwissenheit unterstützt hatte, geschaffen hatte er sie jedoch nicht. Er hatte sie nicht belogen. Das war gar nicht nötig gewesen.
Sie selbst war es, die sich so erfolgreich belogen hatte.
Dumme kleine Forelle, kennst du nicht den Unterschied zwischen Wollust und Liebe, hast einen Stauwasserstrudel irrtümlich für den Strom des Lebens gehalten.
Willow schloß die Augen und sah im Geist wieder den verblüffenden Augenblick vor sich, als Renos Revolver wie durch Zauberei in seiner Hand erschienen war. Es hatte keine Vorwarnung gegeben, kein Zaudern, nichts als Schnelligkeit und eine kalte Waffe aus Stahl, bereit zu töten.
Ihre Finger verflochten sich fest miteinander, lockerten sich wieder. Die kleine Wunde auf ihrem Handrücken protestierte dagegen und weinte noch eine schwarze Träne. Willow spürte sie kaum. Ihre Gedanken waren zu schmerzlich, um irgend etwas anderes wahrzunehmen als den stummen Schrei, der ihr die Kehle zusammenschnürte.
Caleb liebt mich nicht, aber er wird mich eher heiraten, als sich der Waffe meines Bruders zu stellen.
Caleb, der Willow mehr als einmal das Leben gerettet hatte auf dem langen Weg in die Berge von San Juan. Caleb, der sie nicht dazu gezwungen hatte, seine Geliebte zu werden. Wenn überhaupt, dann hatte sie ihn mehr oder weniger gezwungen, ihn auf eine Art und Weise in Versuchung geführt, die sie zu der Zeit noch nicht einmal verstanden hatte.
Natürlich liebt Caleb mich nicht. Ein Mann von der alttestamentarischen Art liebt keine Liebchen. Aber er benutzt sie... um des Vergnügens willen, das er zwischen ihren Beinen findet.
Die Erinnerung an ihre eigene schamlose Sinnlichkeit rollte in einer Welle der Demütigung über Willow hinweg,
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