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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Wenn du irgend etwas sagst oder tust, was sie beschämt, bekommst du den Kampf, auf den du so versessen warst. Du hast mein Wort darauf.«
    Renos linke Braue hob sich in einem schwarzen Bogen, als ihm die unverblümte Drohung in Calebs Worten aufging. Dann mußte Reno widerwillig leise lachen. Er streckte dem anderen seine Hand hin. »Willkommen in der Familie, Bruder. Ich bin froh, daß sich Willow einen Mann gesucht hat, für den sie sich nicht entschuldigen muß, wenn die Zeit zum Kämpfen kommt.«
    Calebs Mund verzog sich zu einem grimmigen Lächeln, und sie tauschten einen Händedruck. »Keine Sorge, Reno. Falls du jemals noch einen Schützen brauchst, gib mir nur Bescheid. Ich werde kommen, ganz egal, was passiert.«
    »Also, ein Kampf steht bevor, da werde ich nicht extra um deine Hilfe schicken müssen. Ich hoffe nur, Wolfe ist irgendwo in der Nähe. Zwei Mann gegen Slaters Haufen sind nicht genug.«
    »Könnte ausreichen, wenn du ein Repetiergewehr hast.«
    »Wolfe hat mir schon von deiner phantastischen, langläufigen Flinte erzählt. Sagte, du könntest fast gleichzeitig laden und feuern.«
    Caleb nickte.
    »Du mußt mir auch eins von diesen Gewehren beschaffen«, sagte Reno. »Wünschte, ich hätte jetzt so eines.«
    »Ich auch. Gibt es noch einen Weg hier heraus?«
    »Vielleicht. Kommt auf die Pferde an, die du reitest. Schau hier...«
    Reno ging in die Hocke und begann, mit einem Zweig in der erkalteten Asche zu zeichnen. Der Weg des Zweigs hinterließ eine dünne weiße Linie in der dunkleren Asche an der Oberfläche der Feuerstelle, während Reno mit gedämpfter Stimme über das Tal und den Berg sprach.
    Auf der anderen Seite des winzigen Tals stand Willow wie erstarrt und lauschte angestrengt. Sie hatte nicht die einzelnen Worte verstehen können, als Caleb und Reno sich unterhielten, aber sie war in der Lage gewesen, ihre Stimmen über das unaufhörliche Flüstern des Windes und das Rauschen des kleinen Bachs hinweg auszumachen. Das abrupte Ende der Unterhaltung ließ sie fürchten, daß es nicht mehr lange dauern würde, bis Caleb zu dem Bett aus Eibenzweigen zurückkehrte. Und sie wollte weit weg sein, bevor dies geschah.
    Hastig riß Willow eine Seite aus Calebs Tagebuch und stopfte sie in ihre Jackentasche zu dem Bleistift, den sie sich schon genommen hatte. Sie behielt das Tagebuch ebenfalls, weil es Calebs sorgfältig gezeichnete Karte von dem zerklüfteten Land enthielt, das sie auf ihrem langen Treck durchquert hatten, und außerdem die leichteren Pässe, die Caleb gemieden hatte. Ausgerüstet mit der Karte und ihrer Fähigkeit, die Sterne zu lesen, sollte sie in der Lage sein, ihren Weg zurück durch die Berge zu finden, obwohl sie bei Nacht reisen würde, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Willow ging zu den Pferden, während sie ihren schweren Sattel und eine eilig fabrizierte Bettrolle hinter sich herzog. Eine ihrer großen Jackentaschen war mit den Resten des Rauchfleischs gefüllt - mehr würde sie nicht zu essen haben, bis sie Canyon City erreichte. Die Aussicht auf knappe Rationen beunruhigte Willow nicht annähernd so stark wie die Tatsache, daß sie ihre Stuten zurücklassen mußte. Sie besaß ganz einfach nicht die Erfahrung und Geschicklichkeit, um die Tiere und sich selbst im Fall einer Gefahr zu verstecken. Sie wären besser aufgehoben bei Caleb, dem ihr Wohl so sehr am Herzen gelegen hatte, daß er seine eigene Erschöpfung ignoriert hatte und über die Wasserscheide zurückgeritten war, um die vier Stuten zu retten.
    Der Wind wechselte die Richtung und trug das Gemurmel männlicher Stimmen vom Lagerfeuer herüber. Willow entspannte sich etwas, weil sie wußte, daß ihr noch ein paar Minuten blieben, bevor Caleb zurückkam. Sie wünschte, sie könnte fort sein, bevor Caleb nach ihr zu suchen begann, aber ein zu knapper Vorsprung wäre zu gefährlich. Wenn sie nur ein paar Minuten trennten, würde er ihr nachkommen und sie einholen. Sie brauchte Zeit, um so viel Entfernung zwischen sich und ihn zu legen, daß eine Verfolgung sinnlos wäre.
    Ishmael witterte Willow und schnaubte leise zur Begrüßung. Sie legte den Sattel ab und breitete hastig die Bettrolle aus, so als hätte sie die Absicht, auf der Wiese bei ihren Pferden zu schlafen. Die Decken wiesen Buckel auf wegen der verschiedenen Dinge, die sie zwischen den Schichten aufbewahrte, aber sie bezweifelte, daß Caleb es in der Dunkelheit bemerken würde. Ihre Reisetasche wäre zu offensichtlich gewesen, deshalb

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