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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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ein Peitschenhieb.
    Ohne seinen Blick von Reno abzuwenden, streckte Caleb seine linke Hand nach dem Mädchen aus, das bewegungslos in der Dunkelheit verharrt und angestrengt versucht hatte, keinen Laut von sich zu geben. Caleb hatte Willow diese Auseinandersetzung ersparen wollen, doch jetzt war es zu spät.
    »Erzähl deinem Bruder, wie es zwischen uns gewesen ist, ganz von Anfang an«, sagte Caleb.
    »Geh weg von ihm, Willy.«
    Willow sprach kein Wort. Sie nahm nur die Hand vom Mund und kam langsam aus den Schatten hervor, bis ihre Stiefel auf der Asche des erkalteten Lagerfeuers knirschten. Sie ignorierte Calebs ausgestreckte Hand, bis er sie langsam sinken ließ, und stellte sich zwischen die beiden Männer, ohne einen von ihnen anzusehen oder zu berühren. Ein einzelner Tropfen
    Blut rann von ihrer Hand, schimmerte wie eine schwarze Träne im Mondlicht.
    Zu echten Tränen war Willow nicht fähig. Tränen entsprangen Furcht oder Hoffnung, und Willow fühlte weder das eine noch das andere. Nicht mehr. Alles, was sie empfand, war eine schreckliche innere Kälte.
    »Ich habe ihn angefleht, mich zu nehmen.«
    Im ersten Moment begriffen weder Caleb noch Reno die Bedeutung von Willows Worten. Sie waren zu schockiert über ihre Stimme, um sich auf ihre Worte zu konzentrieren. Der rauchige Klang und das unterschwellige Lachen, die sonst immer darin mitschwangen, waren verschwunden. Geblieben war nichts, nur eine dumpfe Tonlosigkeit, die kaum als menschlicher Laut zu erkennen war.
    »Ich kann es einfach nicht glauben, Willy. Du bist nicht erzogen worden, um...«
    »Genug!« Caleb schnitt Reno brüsk das Wort ab. »Du hast gefragt, sie hat geantwortet, und damit ist die Sache erledigt.«
    Sanft streichelte Caleb über Willows Haar, versuchte schweigend, sie an sich zu ziehen. Willow blieb bewegungslos stehen, als würde sie von nichts anderem als kaltem Mondlicht berührt. Lange Finger glitten liebkosend über ihre Wange. Sie drehte abrupt den Kopf weg. Mit einem gemurmelten Fluch zog Caleb seine Hand zurück und wandte sich wieder zu Reno um.
    »Du kannst jetzt von deinem hohen Roß herunterkommen«, sagte er barsch zu Reno. »Ich werde Willow heiraten, sobald wir irgendwo einen Priester finden.«
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, bis Reno einen langen Seufzer ausstieß. Seine Körperhaltung veränderte sich kaum merklich, als die sprungbereite Wachsamkeit von ihm abfiel und seine Muskeln sich entspannten. Seine linke Hand ballte sich kurz zur Faust, lockerte sich dann wieder.
    »Verdammt guter Einfall, Yuma-Mann.«
    Willow sah die Reaktion ihres Bruders, beobachtete, wie er sich entspannte. Sie erinnerte sich an die unglaubliche Schnelligkeit, mit der ihr Bruder seinen Revolver gezogen hatte, und plötzlich verstand sie, warum Caleb bereit war, sie zu heiraten. Wut entfaltete sich in ihrem Körper, eine unsägliche Wut, so kalt, wie ihre Leidenschaft heiß gewesen war.
    »Gut?« wiederholte Willow ruhig. »Ein Lügner zieht es vor, mich zu heiraten, statt sich meinem Bruder zu stellen - der zufällig ein Revolverschütze namens Reno ist -, und das soll gut sein?«
    An Renos Kiefer begann ein Muskel zu zucken, und seine Haltung nahm erneut etwas Wachsames an. »Willst du damit sagen, daß sich Caleb mit Lügen in dein Bett geschlichen hat?«
    »Inwiefern habe ich dich belogen?« fragte Caleb gleichzeitig. Seine Stimme klang sanft, dennoch übertönte sie Renos Frage. »Sag es mir, Willow. Erzähl mir, wie ich dich mit Lügen verführt habe. Habe ich dir versprochen, dich zu heiraten?«
    Der Laut, der sich Willows Kehle entrang, konnte kaum als Lachen bezeichnet werden, und doch war er das. Ein trostloses, verächtliches Schnauben. »Nein. Du hast keinerlei Versprechungen gemacht.«
    »Habe ich dir all die Lügen über Liebe erzählt, die ein Mann benutzt, wenn er ein Mädchen herumkriegen will?«
    Willow holte scharf Luft. »Nein. Kein Wort von Liebe.«
    »Inwiefern habe ich dich dann belogen? Sag es mir.«
    Das Geräusch, als Willow gegen den Kloß in ihrer Kehle schluckte, war schmerzlich mit anzuhören. Ihre Augen schlossen sich für einen kurzen Moment. Caleb hatte recht, und sie wußten es beide. Er hatte nicht lügen müssen. Sie war in seine Hände gefallen wie ein reifer Pfirsich, köstlich weich und erhitzt von der Sonne. Die Mühelosigkeit dieser Eroberung mußte ihn überrascht haben. Kein Wunder, daß er sie für ein Liebchen gehalten hatte.
    Für ihn war sie nichts anderes.
    »Du hast mir nicht

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