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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Waldrand entlang, wo es genügend freie Fläche gab, um schnell zu reiten, und ausreichend Deckung in unmittelbarer Nähe, falls sie sie brauchen sollte.
    Das schwere Gewehr lag quer auf Willows Schoß. Es behinderte sie zwar in der Bewegung, aber sie hatte im Laufe der langen Nacht entdeckt, daß sie das Gefühl des glatten, hölzernen Kolbens mochte und vor allem das beruhigende Bewußtsein, daß die Doppelläufe geladen und schußbereit waren.
    Ishmael drehte plötzlich den Kopf nach links, als er über das Grasland zu einer Stelle schaute, wo ein Bach zwischen Felsbrocken dahinter plätscherte auf seinem Weg zur Vereinigung mit einem größeren Bach. Die Ohren des Hengstes richteten sich auf, und seine Nüstern blähten sich weit, während er Witterung aufnahm.
    Ohne zu zögern lenkte Willow ihr Pferd scharf nach rechts, um vor dem zu fliehen, was immer er auch gewittert hatte, und in den Schutz des Waldes auszuweichen. Mit klopfendem Herzen führte sie den Hengst tiefer in Deckung. Als sich die Bäume so dicht um sie schlossen, daß Ishmael Mühe hatte, zwischen den Stämmen hindurchzukommen - und sie selbst Mühe, sich unter tiefhängenden Ästen zu ducken -, kehrte sie um und trieb Ishmael auf einen Pfad, der parallel zu dem verlief, den sie verlassen hatte.
    Ganz gleich, wie aufmerksam Willow lauschte, sie hörte nichts außer dem Knirschen des Sattels, dem gedämpften Rhythmus von Ishmaels Hufen auf Eibennadeln und dem sanften Wispern des Windes. Allmählich dünnte sich der Wald aus zu vereinzelten Wäldchen und dann zu vereinzelten Bäumen, bis schließlich nur noch Gras, Wildblumen und Weiden das Bachufer säumten. Die Lichtung war an ihrer schmalsten Stelle mindestens zwei Kilometer breit und erstreckte sich über sieben Kilometer Länge. Es war mehr ein Becken als ein Flußtal.
    Die Route, die im Tagebuch verzeichnet war, führte Willow durch die gesamte Länge des Beckens. Einen Teil der Strecke konnte sie am Waldrand entlangreiten. Den größten Teil nicht. Der Anfang war das schlimmste. Sie würde vier Kilometer ohne wirkliche Deckung zurücklegen müssen.
    Willow verstärkte ihren Griff um die Zügel und packte das Gewehr fester, während sie angestrengt horchte und das Grasland nach Anzeichen von Leben absuchte. Es war schwierig, in dem trüben, verschwommenen Licht der beginnenden Morgendämmerung viel zu erkennen. Mehrere Schatten von der Größe eines Rehs bewegten sich langsam an der Trennlinie zwischen Wiese und Wald entlang. Nichts sonst bewegte sich, bis auf Grashalme, die sich unter der Morgenbrise beugten. Es war so still, daß Willow den hohen, wilden Schrei eines Adlers hören konnte, der der Morgenröte entgegenflog und nach der ersten Beute des Tages Ausschau hielt. Willow inhalierte tief. Es war kein Rauch in der Luft, nirgendwo war etwas zu sehen, was auf die Anwesenheit anderer Menschen hindeutete, und dennoch fühlte sie ein unheimliches Prickeln im Nacken.
    Plötzlich scheute Ishmael. Willow wußte nicht, ob der Hengst ihre eigene Unsicherheit spürte oder ob ihm der Wind den Geruch eines anderen Pferdes entgegentrug.
    »Ruhig, mein Junge«, murmelte sie. »Ich mag diese weite, offene Fläche auch nicht, aber es gibt keinen anderen Weg. Laß uns die Sache hinter uns bringen, bevor die Sonne über die Gipfel steigt.«
    Eine leichte Berührung von Willows Fersen trieb Ishmael zu schnellem Kanter an. Obwohl kleiner als Calebs Montana-Pferde, bewegte sich der Araberhengst mit langen, weitausholenden Schritten.
    Ein Ruf kam aus dem Wald hinter Willow.
    Das kann unmöglich Caleb sein. Nach seinen Äußerungen gestern abend zu urteilen, würde er mir nicht folgen. Und selbst wenn Matt Caleb gezwungen hätte, mitzukommen ...es ist ja noch kaum hell. Er und Matt sind gerade erst beim Aufstehen. Außerdem kam der Ruf aus der falschen Richtung.
    Ein weiterer Ruf ertönte. Willow schaute über ihre Schulter zurück. Vier Reiter kamen auf sie zu. Ihre Pferde waren große, dunkle, langbeinige Braune. Sie rückten mit jedem Schritt näher an sie heran.
    Willow hob die Zügel und flüsterte Ishmael etwas ins Ohr. Augenblicklich verwandelte sich sein Kanter in Galopp. Nach mehreren hundert Metern blickte sie wieder über ihre Schulter zurück. Die Reiter folgten ihr, ihre Pferde liefen hart.
    Willow umklammerte das Gewehr und beugte sich tief über Ishmaels Hals, während sie leise auf ihn einsprach und ihn zu größerem Tempo anspornte. Sein ganzer Körper streckte sich, als er ernsthaft zu

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