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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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auf den Hengst ein, forderte ihn auf, noch mehr von seiner Kraft zu geben. Seine Ohren zuckten, und sein Hals streckte sich noch ein wenig mehr. Willow preßte sich flach an ihn, und Tränen strömten über ihre Wangen, die nicht allein vom Wind herrührten. Sie wußte, sie ritt ihr Pferd viel zu schnell, viel zu hart, viel zu lange. Sie wußte aber auch, daß ihr keine andere Wahl blieb, als Ishmael um den allerletzten Rest seiner Kraft zu bitten.
    Nach dem sechsten Kilometer ging der Atem des Hengstes rasselnd und keuchend, und Schaum bedeckte seine rötlichen Flanken, aber sein Tempo war immer noch hart und gleichmäßig. Aus Angst vor dem, was sie sehen würde, wartete Willow so lange wie möglich, bevor sie sich die Tränen am Ärmel abwischte und einen Blick über ihre Schulter wagte. Das andere Pferd fiel völlig erschöpft zurück und gab auf.
    Willow weinte vor Erleichterung und drosselte Ishmaels Tempo auf einen langsameren Galopp. Die lange Lichtung dehnte sich auf beiden Seiten weiter aus und machte dann eine Biegung um einen großen Felsvorsprung, der aus dem Berg herausragte. Niemand folgte Willow in die gewundene Kurve. Wieder zog sie leicht an den Zügeln und verlangsamte Ishmaels Schritt noch etwas mehr.
    Und dann zerrte sie so hart an den Zügeln, daß der Hengst sich aufbäumte und auf der Hinterhand rutschte.
    Im ersten klaren Licht des neuen Tages tauchten fünf Reiter vor Willow auf - verteilt über die gesamte Breite der Wiese -, und sie rückten mit jeder Sekunde bedrohlich näher. Kehrtzumachen und vor ihnen zu fliehen, war sinnlos. Selbst wenn Ishmael noch ein langes, hartes Rennen verkraften könnte, würde es sie nur zurückbringen zu den Feinden, denen sie gerade entkommen war. Eine Flucht nach rechts oder links war nicht möglich, denn die Lichtung war zwischen hohen, steilen Granitwänden eingezwängt, während sich der Fluß in die Tiefe schlängelte und sich durch den Berg fraß.
    Und so tat Willow das einzige, was sie konnte. Sie riß das Gewehr aus der Sattelscheide und trieb Ishmael erneut zu hartem Galopp an. Ihr Haar flatterte wie eine goldene Fahne hinter ihr, als sie den Hengst geradewegs auf die Männer zutrieb, die sie von allen Seiten zu umzingeln drohten.
    Caleb sah das zerdrückte Gras, wo Willows Bettrolle gelegen hatte, zählte rasch die Pferde im grauen Licht des Morgens und fühlte Adrenalin durch seine Adern schießen.
    Sie kann nicht davongelaufen sein. Wir hätten sie gehört.
    Gerade als er sich abwenden wollte, fiel sein Blick auf einen hellen Fleck, ein Stück Papier, das an einen Busch gebunden war. Er riß den Zettel ab, las den Inhalt und hatte plötzlich das Gefühl, in einen Kübel mit Eiswasser getaucht worden zu sein.
    Willow war lieber allein in die Nacht hinausgezogen, als sich einem neuen Tag mit Caleb Black zu stellen.
    »Hast du sie gefunden?« erkundigte sich Reno, als er Caleb auf sich zukommen sah.
    »Sie hat Ishmael genommen und ist noch in der Nacht davongeritten«, erklärte Caleb ohne Umschweife.
    »Aber wir hätten sie gehört«, erwiderte Reno sofort. »Sie muß sich irgendwo zwischen den Bäumen verstecken.«
    »Ihr Hengst ist weg und sie ebenfalls. Sie hat die Hufe des Pferdes mit Lumpen umwickelt«, gab Caleb zurück. Er ging in die Hocke, rollte sein Bettzeug zusammen und band es hinter dem Sattel fest, den er kurz zuvor noch als Kopfkissen benutzt hatte.
    »Sie hat einen Brief hinterlassen, in dem sie ihre Stuten unter uns aufteilt«, fügte er hinzu.
    »Aber warum?« wollte Reno wissen.
    »Sie liebt die Stuten, wie eine Mutter ihre Kinder liebt, aber ihr Haß auf mich ist größer. Sie würde geradewegs durch die Hölle reiten, um von mir wegzukommen.«
    »Willy ist keine Närrin«, hielt Reno dagegen. »Was glaubt sie denn, wo sie hinreitet? Sie kennt doch diese Berge gar nicht.«
    »Sie hat mein Gewehr und mein Tagebuch mitgenommen.« Im Sprechen nahm Caleb zwei Schachteln Munition aus seiner
    Satteltasche und schob sie in die Taschen seiner Schaffelljacke. »Falls sie sich verläuft, wird das noch das geringste ihrer Probleme sein.«
    »Slater«, erwiderte Reno geschockt. »Sie weiß, daß er sich da draußen irgendwo herumtreibt. Mein Gott. Was, zum Teufel, hast du Willow gestern abend angetan?«
    »Ich war ein Gentleman «, gab Caleb heftig zurück. »Sie hat mir gesagt, sie wollte allein schlafen. Ich habe ihren Wunsch respektiert. Aber keine Sorge, Reno. So dumm werde ich nicht noch einmal sein.«
    Als Sonnenlicht die höchsten

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