Brandung des Herzens
galoppieren begann - eine elegante, fließende Silhouette bis auf das stolze Banner seines erhobenen Schweifs.
Gras und Büsche flogen als verschwommene Flecken an ihr vorbei. Der Wind trieb Tränen in Willows Augen und versuchte, ihr den Atem aus der Kehle zu ziehen. Ishmaels Hufe donnerten über die Ebene, machten ein Geräusch wie kontinuierlicher Trommelwirbel. Das Tempo war viel zu schnell für das unsichere Licht, viel zu anstrengend für die Kraft des Hengstes, aber Willow hatte keine andere Wahl. Sie mußte die anderen Pferde abhängen.
Sie beugte sich noch tiefer über Ishmaels Hals und balancierte ihr Gewicht über seinen Schultern aus, wo ihre Last am leichtesten für ihn zu tragen war. Das Gewehr machte die Haltung für Pferd und Reiterin gleichermaßen schwierig. Nach mehreren vergeblichen Versuchen gelang es Willow, die Flinte in die Sattelscheide zu schieben.
Nachdem sie ungefähr zwei Kilometer zurückgelegt hatten, spähte Willow erneut über ihre Schulter. Angst schnürte ihr das Herz zusammen. Die vier Pferde hatten weiter aufgeholt. Als sie sich wieder nach vorn drehte, riß ihr der Wind den Hut vom Kopf und löste ihr hochgestecktes Haar, bis es wie eine gespenstische Fahne hinter ihr herflatterte. Sie blinzelte heftig gegen die Tränen an, die ihr der Wind in die Augen trieb, und lehnte sich noch weiter vor, umklammerte die Zügel nur wenige Zentimeter hinter der Trense und vergrub ihre Wange an Ishmaels heißem Hals.
Im Laufe des dritten Kilometers begann der Araberhengst langsam Vorsprung vor den Verfolgern zu gewinnen. Als die Männer dies bemerkten, fingen sie an zu schießen.
Das rasante Tempo und das verschwommene Licht der Morgendämmerung halfen Willow. Sie hörte Schüsse über Ishmaels keuchenden Atem und das Donnern seiner Hufe hinweg, aber keine der Kugeln erreichte sie. Sie lehnte sich flach gegen Ishmaels schweißnassen Hals, während ein weiterer Kilometer unter seinen Hufen dahinflog und die Morgenröte die nahe gelegenen Gipfel mit flammendem Gold überzog.
Wie aus dem Nichts tauchte urplötzlich der Bach vor ihnen auf, versteckt in einer Bodenfalte des Graslands. Willow erhaschte nicht mehr als einen flüchtigen Blick auf die Barriere von Fels und schäumendem Wasser, die abrupt und ohne Vorwarnung Ishmaels Weg abschnitt. Willow klammerte sich wie ein bleicher Schatten an den Hals des Hengstes, als sich sein gesamter Körper mitten in der Bewegung zusammenzog, eine Drehung machte und sich dann in einem gigantischen Sprung streckte und über die Schlucht hinwegsetzte.
In vollem Tempo abgebremst, weil er ohne Warnung hatte springen müssen, stolperte der Hengst, als er auf der anderen Seite landete. Willow stemmte ihre Füße in die Steigbügel und zog die Zügel straff, riß Ishmaels Kopf hoch und zog ihn damit buchstäblich wieder ins Gleichgewicht zurück. Wie eine Katze kam er wieder auf die Füße und raste gleich darauf in gestrecktem Galopp weiter.
Willow warf einen schnellen Blick über ihre Schulter. Die Geschwindigkeit der Verfolger ließ deutlich nach. Eines der Pferde hatte völlig aufgegeben. Über die ersten zwei Kilometer waren sie schneller als der Hengst gewesen, hatten ihr Tempo einen weiteren Kilometer gehalten, aber für die lange, erschöpfende Strecke danach fehlte ihnen das Durchhaltevermögen des Arabers.
Erleichterung rollte über Willow hinweg in einer Woge, die fast schwindelerregend war. Sie drehte sich wieder nach vorn und beugte sich tiefer über Ishmaels Hals. Ihre Stimme lobte ihn unablässig, erzählte ihm, wie er die anderen Pferde hinter sich zurückließ. Ishmaels Ohren zuckten vor und zurück, horchten auf die Worte seiner Reiterin. Obwohl der Hengst hart atmete, war sein Schritt immer noch gleichmäßig. Er hatte seine Kraft noch nicht völlig verbraucht, aber es würde bald soweit sein. Willow konnte nur hoffen, daß die anderen Pferde weit zurückliegen würden bis zu dem Zeitpunkt, wo Ishmaels Energiereserven erschöpft wären.
Als der fünfte Kilometer unter ihnen dahinflog, hörte Willow eine Serie von Schüssen hinter sich. Sie spähte alarmiert zurück. Alle bis auf ein Pferd hatten aufgegeben. Das Tier hatte das elegante, rassige Aussehen eines Vollblüters. Wenn es tatsächlich ein Rennpferd war, so war es nicht an Rennen gewöhnt, die sich über viele Kilometer hinzogen. Auch dieses Tier begann zurückzufallen, wenn auch nur langsam.
Willow hob ihre Stimme über das Donnern von Ishmaels Hufen und sprach erneut verzweifelt
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