Brandung des Herzens
hatte sie sie zurückgelassen.
Willow schrieb hastig einen Brief, sagte, was gesagt werden mußte, obwohl es sie ungeheuren Schmerz kostete.
Matt, es tut mir leid, daß ich nicht mehr das unschuldige Mädchen bin, an das Du Dich von früher erinnerst. Auch wenn Du Caleb zwingst, mich zu heiraten, wird das nichts an dem ändern, was vorgefallen ist.
Komm mir nicht nach. Laß mich die Vergangenheit abstreifen und noch einmal ganz von vorn als Witwe beginnen. Ich werde nicht die erste Frau sein, die sich als Witwe ausgibt, und auch nicht die letzte.
Wenn Du jemals unsere Brüder wiedersiehst, sag ihnen, daß ich oft an sie denke und mich mit Liebe an sie erinnere.
Willow hielt im Schreiben inne, und ihr Mut schwand bei dem Gedanken an das, was sie als nächstes zu sagen hatte. Aber es mußte getan werden. Caleb sollte verstehen, daß er ihr in keiner Weise verpflichtet war.
Caleb, such Dir eine der Stuten aus als Bezahlung, weil Du mich zu meinem Bruder geführt hast. Bitte bring die anderen zu Wolfe Lonetree. Er kann eine Stute haben, wenn er für die anderen beiden sorgt, bis ich in der Lage bin, sie abzuholen.
Wenn Du das tust, hast Du keinerlei andere Verpflichtung mir gegenüber. Es steht uns beiden frei, ein neues Leben zu beginnen.
Nach ein paar Minuten trat Willow zu ihren Pferden, um still Abschied zu nehmen. Die Stuten nahmen den nächtlichen Besuch mit derselben freundlichen Sanftmut hin, wie sie alles hinnahmen, was von ihrer Herrin kam. Tränen brannten in Willows Augen, als samtige Nüstern sie beschnüffelten und weiche Mäuler sie anstupsten, mit der stummen Bitte, gestreichelt und geliebt zu werden.
Caleb wird gut für euch sorgen. Besser, als ich es könnte. Er ist stark genug, um euch auf sichere Weiden zu bringen.
Ishmael warf plötzlich den Kopf hoch, schnaubte leise und blickte aufmerksam über Willows Schulter hinweg in die Dunkelheit. Willow drehte sich langsam um, wohl wissend, wer hinter ihr stehen würde.
»Es ist zu spät, um jetzt mit getrennten Betten anzufangen«, sagte Caleb und zeigte auf die Stelle, wo Willow ihre Bettrolle ausgebreitet hatte und den Sattel am oberen Ende als Kopfstütze.
Willow zuckte nur die Achseln, weil sie ihrer Stimme nicht traute.
»Komm wieder ins Bett mit mir, Honey. Nichts hat sich geändert.«
Sie schüttelte den Kopf mit einer Mattigkeit, die selbst im blassen Licht des Mondes deutlich sichtbar war.
Calebs Hand schoß vor und umschloß Willows Arm, als sie sich von ihm abwandte. Willow gab einen verblüfften Laut von sich. Sie hatte vergessen, wie schnell er sein konnte.
»Bitte faß mich nicht an.« Ihre Stimme klang ungebeugt und kalt.
Calebs Augen flackerten bei der Kälte in ihrer Stimme, doch er machte keine Anstalten, sie loszulassen. »Du bist meine Frau.«
»Ich bin deine Hure.«
Er holte scharf Luft. Seine andere Hand schoß vor. Er zog Willow an sich, hielt sie in seinen Armen gefangen, und er wünschte, es wäre heller Tag gewesen, damit er ihre Augen hätte sehen können.
Und dann sah er Willows Augen und wünschte im selben Augenblick, der Mond hätte weniger hell geleuchtet.
Ihre Augen waren ebenso leblos wie ihre Stimme. Ein feines Zittern lief durch ihren Körper, als sie in seinen Armen stand. Es gab eine Zeit, da hatte dieses Beben von der Tiefe ihrer Leidenschaft für ihn gezeugt. Jetzt signalisierte es eine schreckliche Kombination aus Scham und Akzeptanz.
»Du bist nicht meine Hure«, sagte Caleb wild. »Du bist niemals meine Hure gewesen!«
»Liebchen. Hure. Nenn es, wie du willst. Es ändert nichts an dem, was geschehen ist.« Willow drehte sich weg von ihm, soweit Calebs Umarmung es gestattete. »Laß mich los.«
»Nein«, erwiderte er und zog sie eng an seinen Körper.
Calebs brüske Weigerung war so unerwartet wie die harte Vorwölbung zwischen seinen Schenkeln, die er in keiner Weise zu verbergen versuchte.
Willow war schockiert. Sie hatte nicht erwartet, daß er sie in dieser Nacht - nach allem, was vorgefallen war-in seinem Bett haben wollte. Sie hatte bis zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich geglaubt, daß er sie als seine Hure betrachtete.
Sie hatte sich geirrt. Aber es war ja nicht das erste Mal, daß sie sich in Caleb irrte.
»Ich verstehe«, sagte Willow. Sie schob ihre Hände zwischen ihre beiden Körper und begann, ihre Jacke mit zitternden Fingern aufzuknöpfen. »Du willst wieder zwischen meine Beine.«
Seine Hand legte sich hart auf ihren Mund. »Hör auf! Du bist meine Frau, nicht meine Hure,
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