Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
Vom Netzwerk:
hast sie gesehen?« fragte Caleb scharf.
    »Siehst du den kahlen Vorsprung da oben?« fragte Wolfe und zeigte nach vorn.
    Jenseits der Lichtung und ungefähr vierhundert Meter höher ragte eine glatte Felsnase aus dem Berg.
    »Ich sehe ihn«, sagte Caleb knapp.
    »Ich habe dort oben mit meinem Fernglas gesessen, um Slaters Gang im Auge zu behalten«, erklärte Wolfe. »Das Mädchen war gerade einige hundert Meter über die Lichtung geritten, als sie Jed Slater und mehrere seiner Männer aus der Deckung hinter sich hervorbrechen sah. Sie hat keine Zeit damit verschwendet, hilflos die Hände zu ringen, nein, sie hat diesen rostbraunen Hengst zu einem Wahnsinnsgalopp angetrieben. Slater saß auf seinem großen Rennpferd.«
    Unglücklich schüttelte Reno den Kopf und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.
    »Dann hatte sie niemals eine Chance«, sagte Caleb und sprach damit Renos Gedanken aus.
    »Dasselbe hat Slater sicher auch gedacht«, fuhr Wolfe fort. »Er ließ das große Pferd laufen. Zwei Kilometer später hatte er Willows Vorsprung auf hundert Meter verkürzt. Vier Kilometer später fiel er deutlich zurück. Er versuchte zu schießen, aber es war zu spät.«
    »Ich werde ihn umbringen«, knurrte Caleb.
    Wolfe warf dem anderen Mann einen schrägen Blick zu. »Würde mich nicht überraschen. Gott weiß, daß er’s verdient hat.«
    »War das der Zeitpunkt, als Slater Willy erwischt hat?« erkundigte sich Reno. »Hat sie angehalten, als er zu schießen anfing?«
    Wolfe schüttelte den Kopf. »Zur Hölle, nein. Sie ist auf Teufel komm raus weitergaloppiert, Schüsse oder nicht Schüsse. Dann sprang der Hengst über eine versteckte Schlucht, die mindestens ihre sechs Meter breit gewesen sein muß. Auf der anderen Seite stolperte er und ging zu Boden, aber sie hat ihn in Sekundenschnelle wieder auf die Füße gezogen, und weiter ging’s in halsbrecherischem Tempo. Hab so was in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.«
    »Was?« fragte Reno.
    »Ein Pferd wie diesen roten Hengst. Deine Schwester hat ihn fast sieben Kilometer lang auf Hochtouren geritten. Und dabei hat sie kein einziges Mal eine Peitsche benutzt oder ihn mit den Fersen bearbeitet oder sonst irgendwas Verfluchtes gemacht. Hat nichts anderes getan, als wie eine Klette an seinem Hals geklebt. Slaters großes Pferd ist mutig und zäh, aber mit einem Teufelskerl wie diesem kleinen roten Hengst konnte er es nicht aufnehmen.«
    »Wie hat Slater Willow denn eingefangen?« erkundigte sich Caleb.
    »Hat er nicht. Er hatte seine Gang in zwei Gruppen aufgeteilt, um getrennt nach Hinweisen Ausschau zu halten. Die Hälfte seiner Männer befand sich vor Willow. Sie ritt auf der Wiese um eine Kurve, und da waren sie.« Wolfe blickte Caleb forschend an. »Bist du sicher, daß du sie heiraten willst?«
    »Todsicher.«
    »Mist. Eins muß ich dir sagen, Caleb, wenn es nicht ausgerechnet du wärst, sondern irgendein anderer, würde ich mich selbst um das Mädchen bemühen.«
    Caleb warf Wolfe einen Blick aus schmalen Augen zu. »Vergiß es.«
    Wolfes Lächeln blitzte hell in seinem gebräunten Gesicht. »Kann dir auch keinen Vorwurf machen. Ist wirklich schwer in Ordnung, dieses Mädchen. Sie sah die Männer urplötzlich vor sich auftauchen und zog ihr Pferd so hart an den Zügeln, daß es auf den Sprunggelenken rutschte. Bis es wieder auf allen vier Hufen stand, hatte sie ihre Chance erkannt und nutzte sie.« Bei der Erinnerung schüttelte Wolfe verblüfft den Kopf. »Sie ist mit diesem roten Teufelskerl von Hengst auf die größte Lücke zwischen den Reitern losgeprescht, hat ihr Gewehr aus der Sattelscheide gerissen und ist dann in gestrecktem Galopp auf die Männer zugerast.«
    Reno sah schockiert aus. »Das hat Willow getan?«
    Wolfe nickte und schaute dann Caleb an. »Du wirkst nicht überrascht.«
    »Nein. Als wir von Comancheros überfallen wurden, ging mein Pferd zu Boden. Willow machte sofort kehrt, um mich zu holen, und zur Hölle mit dem Gewehrfeuer.«
    »Ich kann schon verstehen, wie ein Mann durch so etwas in Heiratsstimmung kommt«, erwiderte Wolfe lächelnd. »Bin selbst auch auf die eine oder andere Idee in dieser Richtung gekommen, als ich beobachtet habe, wie sie auf Slaters Gang losging. Die Londoner Ladys, die ich damals traf, waren so lieblich wie die Morgenröte und hätten hier draußen in der Wildnis auch nur ungefähr so lange überlebt.«
    »Willow hat sich wacker geschlagen, nachdem ich ihr vernünftige Kleidung besorgt habe«, meinte

Weitere Kostenlose Bücher