Brandung des Herzens
Begierde für eine Frau verspürt hatte, die die Ehefrau eines anderen Mannes hätte sein können.
»Nein, Südstaatenlady, das glaube ich nicht. Ich selbst habe auch noch niemals so vertrackte Ohren gesehen, außer bei einem Missouri-Maulesel.«
Willow wunderte sich über Calebs plötzlich so schmelzendes Lächeln und die honigsüße Befriedigung in seiner Stimme, konnte jedoch nicht anders, als darauf reagieren. Sie lachte weich, erfreut, daß es ihr für wenige Augenblicke gelungen war, seine barsche Reserviertheit zu untergraben. Erst als sich Calebs Hand über ihrer schloß, begriff sie, daß ihre Fingerspitzen immer noch seine berührten.
Ein Schauer sinnlichen Bewußtseins lief durch Willows Körper, erschreckte sie. Instinktiv zog sie ihre Hand zurück. Caleb, der sowohl ihre Reaktion als auch ihren Argwohn spürte, gab Willows Finger mit einer liebkosenden Geste frei, die seine Kraft und seine Zurückhaltung nur noch betonten. Nachdem er sich jetzt ziemlich sicher über ihren Familienstand sein konnte, war er bereit, eine sorgfältige Verführungskampagne zu beginnen, eine, die erst dann enden würde, wenn Willow ihn eindeutig und unmißverständlich anflehte, sie zu nehmen.
Das würde nicht an diesem Tag geschehen oder vielleicht auch nicht am nächsten oder übernächsten Tag. Aber passieren würde es. Der Jäger in Caleb war sich seines endgültigen Sieges so sicher, wie er überzeugt war, den Mann namens Reno zu finden und zu töten.
Den Mann, der nicht Willows Ehemann war.
»Besser, Sie schlüpfen jetzt in Ihre Levis, Mädchen«, sagte Caleb, indem er aufsprang und Willow gleichzeitig auf die Füße zog. »Wir haben einen langen, harten Ritt vor uns, bevor wir Slater und seine Bande loswerden.«
6 . Kapitel
Die unsichtbaren Berggipfel warfen bereits lange, dunkle Schatten, als Willow neben Ishmael stand und unschlüssig ihren neuen Sattel betrachtete. Der Hengst hatte nicht dagegen protestiert. Zwar blähte er leicht die Nüstern bei dem ungewohnten Geruch, schien aber ansonsten keinen Unterschied zu bemerken.
Willow bemerkte den Unterschied jedoch sehr wohl. Als sie sich bückte, um den Sattel zum ersten Mal vom Boden aufzunehmen, verblüffte sie sein unerwartetes Gewicht so sehr, daß sie ihn prompt wieder fallen ließ. Caleb griff an ihr vorbei, hob den Sattel mit einer Hand hoch und befestigte ihn ordnungsgemäß auf Ishmaels Rücken.
»Hinauf mit Ihnen.« Er verflocht seine Finger ineinander und bedeutete ihr mit einer Kopfbewegung, ihren Fuß hineinzustellen, um sie als Steigbügel zu benutzen.
Willow blickte von Calebs lederumhüllten Händen hinauf in sein Gesicht. Seine whiskyfarbenen Augen musterten sie mit soviel unverhülltem männlichem Interesse und derart abschätzend, daß es ihr einen Schreck versetzte. Dann blinzelte er, verdrängte das leidenschaftliche Feuer, das Willow unter seiner beherrschten Oberfläche brennen fühlen konnte.
»Sollte ich nicht besser lernen, ohne Hilfe aufzusteigen?« fragte sie heiser.
Schwarze Augenbrauen schnellten in die Höhe. Caleb zuckte die Achseln und trat einen Schritt beiseite. »Wie Sie wollen.«
Willow ergriff Zügel und Mähne mit der linken Hand, hob den linken Fuß - weit hinauf - zum Steigbügel und packte mit der rechten Hand den Sattelknauf. Auf halbem Weg nach oben hielt sie plötzlich inne, weil ihr einfiel, daß sie ihr rechtes Bein diesmal über den Rücken des Hengstes schwingen mußte statt über den Sattelknauf. Ein kräftiger Schubs von Calebs Handfläche verhinderte, daß sie das Gleichgewicht verlor und wie ein Ziergegenstand vom Steigbügel herabbaumelte.
»Danke«, murmelte Willow, als sie sich im Sattel zurechtsetzte, hochrot im Gesicht bei der fühlbaren Erinnerung an seine große Hand auf ihrem Po.
»War mir ein Vergnügen«, erklärte Caleb ernst.
Er verbarg sein Lächeln, als Willow den linken Fuß aus dem Steigbügel nahm. Falls er hörte, wie sie heftig nach Luft schnappte, als er seine Hand um ihren Fußknöchel schloß, um ihr Bein von dem Steigbügel wegzuziehen, so zeigte er es jedenfalls nicht. »Ich glaube, ich verlängere den Steigbügelriemen lieber um ein paar Löcher. Ich habe Jessi nie gesehen, aber sie muß ein noch kleinerer Leckerbissen sein als Sie.«
Die verlegene Röte in Willows Wangen verstärkte sich noch um eine Schattierung, als sie an die hautenge Paßform der un-tersten beiden Schichten ihrer Kleidung dachte. »Ich bin nicht klein«, murmelte sie.
Lächelnd duckte Caleb sich unter
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