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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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überzeugt war, es müßte etwas passiert sein, tauchte Caleb vor ihr auf, so leise und unhörbar wie die Nacht selbst. Schweigend bedeutete er ihr, ihm zu folgen, und sie ritten den Weg zurück durch die Senke, den sie gekommen waren. Nach ungefähr hundert Metern zog Caleb sein Pferd an den Zügeln herum und hielt neben Willow an.
    »Ärger?« fragte sie leise.
    Seine Hand schoß vor und zog Willow noch näher zu sich heran. Als er antwortete, war seine Stimme kaum mehr als die Andeutung eines Flüsterns, das man schon einen halben Meter weiter entfernt nicht mehr hätte hören können.
    »Zwei Männer mit schmutzigen Kleidern, sauberen Gewehren und schnellen Pferden. Sie haben herumgeprahlt, was sie mit all dem Geld anfangen werden, das ihnen der Verkauf Ihrer verfluchten Rassepferde einbringt.«
    Einer der Männer hatte sich auch laut Gedanken darüber gemacht, ob Willow es wert wäre, auf eine andere Art geritten zu werden, doch das behielt Caleb für sich. Alles, was ihn davon abgehalten hatte, auf den Mann zu schießen, war die Tatsache, daß Schüsse weithin zu hören waren, und es konnte durchaus sein, daß noch andere Revolverhelden in der Nähe kampierten.
    »Gehören sie zu Slaters Bande?« erkundigte Willow sich.
    »Das bezweifle ich. Es waren Männer aus dem Norden. Slater ist durch und durch Südstaatler.« Caleb horchte einen Moment angestrengt, bevor er fortfuhr. »Ein paar hundert Meter weiter befindet sich noch eine Senke. Wir werden absteigen müssen, damit sich unsere Silhouetten nicht gegen den Himmel abzeichnen. Können Sie im Dunkeln gehen, ohne über Schatten zu stolpern? Es bläst kein Wind, der etwaige Geräusche überdecken könnte.«
    »Ich habe mich an mehr als einem Soldaten vorbeigeschlichen«, erklärte Willow. »Einmal bin ich geschnappt worden. Ich habe mich danach nie wieder schnappen lassen.«
    Caleb dachte an das, was einem Mädchen passieren konnte, das Soldaten in die Hände fiel, und fühlte kalte Wut in seiner Magengrube aufsteigen. Er fragte sich, ob das der Grund war, weshalb Willow Renos Geliebte geworden war - hatte ein Mädchen seine Unschuld einmal verloren, ganz gleich, auf welche Weise, dann war und blieb dieser Verlust unwiderruflich. Und nach dem ersten Mal war es für einen Mann unmöglich zu wissen, wie viele Männer es vor ihm gegeben hatte, also konnte ein Mädchen auch ebensogut das Beste aus einer schlimmen Situation machen. Mehr als eine Witwe hatte es so gemacht.
    Mit einer flinken Bewegung streifte Caleb sich den Tragriemen seines Gewehrs über den Kopf und hängte es Willow um, so daß der Lauf der Waffe nach unten zeigte. Ein einziger Handgriff würde genügen, um das Gewehr in Schußposition zu bringen.
    »Es ist geladen«, erklärte er knapp. »Sollte Ihnen ein Mann auf den Pelz rücken, pusten Sie ihn geradewegs in die Hölle. Haben Sie verstanden?«
    »Ja«, murmelte Willow nur verängstigt.
    Ein flüsterndes Geräusch ertönte, als Caleb sein Holster aufknöpfte und den Revolver ein paarmal probeweise aus dem Futteral heraus- und wieder hineingleiten ließ, um sicherzugehen, daß er nicht hängenblieb, falls er schnell ziehen mußte.
    Dann drückte er Deuce die Fersen in die Seiten und hielt auf eine Stelle zu, die sich als schmaler Schatten in der mondbeschienenen Landschaft zeigte. Im Schrittempo, eine Hand am Revolverschaft, die Augen wachsam auf den Weg vor ihnen gerichtet, führte Caleb seinen kleinen Trupp durch die Dunkelheit. Hinter ihm stieg das Getrappel von sechs anderen Pferden in die stille Nachtluft auf. Eine leichte Brise wehte, aber sie reichte nicht annähernd aus, um das Stampfen so vieler Hufe auf den Boden zu übertönen.
    Als versuchte man, die Morgenröte an der Nacht vorbeizuschmuggeln, dachte Caleb grimmig.
    Er warf einen mißmutigen Blick zum Himmel hinauf. Die Wölken ballten sich nicht dichter zusammen; der Mond wurde nicht blasser. Und die Bodensenke, in die sie hinabritten, war schmal und kaum eineinhalb Meter tief.
    Als Caleb abstieg, zog er sein Repetiergewehr aus dem Futteral. Das Gewehr in der linken Hand haltend, schritt er geräuschlos vorwärts. Deuce folgte ihm ohne Aufforderung. Da die Stuten zusammengebunden waren, mußten sie so dicht nebeneinandergehen, daß sie fast übereinander stolperten. Es war unvermeidlich, daß sie auf diese Weise mehr Geräusche machten als ein einzeln laufendes Pferd.
    Willow kam es vor, als wäre die halbe Nacht verstrichen, bevor Caleb die unzulängliche Deckung verließ und

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