Brandung des Herzens
scharlachroten Unterwäsche, die auf dem Gras ausgebreitet liegt, müßte ein Mann schon blind sein, um uns zu übersehen.«
»Sie haben nichts davon gesagt, daß ich die Pferde im Wald halten sollte«, murmelte Willow, während sie die Wolldecke um ihre nackten Füße wickelte.
»Ich habe Ihnen auch nicht gesagt, Sie sollten Ihre Hosen anbehalten.«
Calebs Stimme klang neutral, ließ keinen Hinweis auf seine augenblickliche Stimmung erkennen. Willow spähte vorsichtig unter dem dichten Kranz ihrer dunkelbraunen Wimpern hervor zu ihm auf. Sein Lächeln ließ seine weißen Zähne unter dem dunklen Schnurrbart aufblitzen.
»Keine Sorge, Honey. Wenn ich Wert darauf gelegt hätte, daß die Pferde im Wald bleiben, hätte ich sie selbst dort angepflockt. Und was Ihre Kleider betrifft«, sagte er, und in seinen Augenwinkeln bildeten sich Lachfältchen, »die fallen nicht annähernd so ins Auge wie der rote Hengst.«
Willow schenkte Caleb ein erleichtertes Lächeln. Der Tag war zu warm und zu unerwartet herrlich, um die Zeit mit Streitereien zu verschwenden. Calebs Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen, als er sich bückte und die Bürste und den Schildpattkamm aufhob, die zwischen den langen Grashalmen hervorschauten.
»Haben Sie die hier gesucht?«
»Ja, danke.«
Statt sie in ihre ausgestreckte Hand zu legen, trat Caleb hinter Willow, ging in die Hocke und machte sich in aller Ruhe daran, ihr Haar zu kämmen. Nachdem er ihre erste erschrockene Reaktion ignoriert hatte, akzeptierte Willow die kleine Geste der Intimität.
Für einen so großen Mann waren Calebs Hände erstaunlich leicht und sanft. Geduldig kämmte er die restlichen Knoten aus Willows langem, von der Sonne erwärmtem Haar. Mit einem unbewußten Seufzer des Wohlbehagens entspannte sie sich unter seinen Händen.
Calebs Augen verengten sich, als er ihre Reaktion bemerkte. Er achtete jedoch sorgfältig darauf, daß Willow nichts von seiner eigenen Reaktion sehen konnte, denn er zweifelte an seiner Fähigkeit, den Hunger in seinen Augen und die Erregung seines Körpers verbergen zu können. Behutsam strich er mit dem Kamm durch das strahlende Gold ihrer Haare und löste alle verhedderten Stellen, bevor er zu der Bürste überwechselte, ohne den langsamen Rhythmus seiner Hände dabei zu unterbrechen.
»Sie machen das sehr gut«, sagte Willow nach einer Weile des Schweigens.
»Ich hatte auch viel Übung, als ich ein Junge war. Meine Mutter erwartete damals ein weiteres Baby und hatte unter starken Beschwerden zu leiden. Die meiste Zeit war sie so krank, daß sie noch nicht mal ihr Haar waschen und auskämmen konnte.«
»Sie haben das für Ihre Mutter gemacht?«
Caleb bekundete seine Zustimmung mit einem knurrenden Laut. »Mom hatte keine Töchter und keine anderen lebenden Kinder, bis Rebecca zur Welt kam.«
»Ihre Schwester?«
»Ja, meine kleine Schwester. Sie war so hübsch, so geschmeidig und flink wie ein Nerz. Alle Jungen waren hinter ihr her, aber sie wollte nichts von ihnen wissen, bis...«
Willow hörte die Traurigkeit und auch den Zorn in Calebs Stimme und ahnte, daß das Mädchen namens Rebecca keine glückliche Wahl mit ihrem Mann getroffen hatte.
»Es tut mir leid«, flüsterte sie und berührte zart Calebs Hand, die auf ihrer Schulter ruhte. »Es ist sicher sehr hart für Sie, nicht bei Ihrer Familie zu sein.«
Caleb hegte keinerlei Zweifel, daß Willow jedes ihrer Worte ehrlich meinte. Er bezweifelte auch nicht, daß sie keinen Zusammenhang herstellte zwischen sich selbst und einem Mädchen namens Rebecca Black. Nachdem er eine Weile darüber nachgegrübelt hatte, ging ihm auf, daß Willows Unwissenheit kaum überraschend war. Reno würde ganz sicher nicht eine Eroberung mit der anderen diskutieren.
Ärger wallte in Caleb auf, aber sein Zorn war im Moment kein gleichwertiger Gegner für die Begierde, die jeden Zentimeter seines großen, kraftvollen Körpers in Flammen versetzte. Er hob eine Faustvoll von Willows dichtem Haar hoch und ließ es in einer seidigen, goldenen Kaskade aus seinen Fingern gleiten. Zarter Lavendelduft stieg zu ihm auf. Er wußte, daß ihre Kleider nach derselben Lavendelseife riechen würden, die sie für ihr Haar benutzt hatte. Er atmete tief ein, ließ den blumigen Duft seine Lungen füllen. Aus irgendeinem Grund mochte er Lavendel sogar noch mehr als die Leinensäckchen mit getrockneten Rosenknospen, die Jessica Charteris bevor-zugt hatte. Lavendel erfrischte und verlockte seine Sinne
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