Brandung des Herzens
Er blickte auf. »Sie brauchen mich nicht so schockiert anzustarren, Mrs. Moran. Sie wissen genausogut wie ich, wie das Spielchen zwischen Mann und Frau gespielt wird.«
Willow haßte es, wie ihre Wangen bei der Erwähnung ihres Ehestandes jedesmal zu glühen begannen, konnte jedoch nichts gegen die schuldbewußte Röte tun, die ihr auch jetzt wieder ins Gesicht kroch. Schweigend nahm sie ihre Karten auf und breitete sie fächerförmig in ihrer Hand aus. Sie starrte auf die Zahlen und Bilder, sah aber nichts.
Der Regen hörte so plötzlich auf, wie er begonnen hatte. Die Stille war fast betäubend. Wind kam auf und erschütterte den Unterschlupf. Mit einer abrupten Bewegung leerte Caleb den Inhalt der Blechtasse in den Kaffeetopf und stellte die Tasse wieder unter die tropfende Stelle.
»Wie viele?« fragte er, seine Stimme so hart wie sein Schaft.
Blinzelnd konzentrierte Willow ihren Blick auf Caleb, als hätte sie ihn niemals zuvor gesehen. »Bitte?«
»Wie viele Karten wollen Sie?« fragte er ungeduldig.
»Keine«, erklärte sie und legte ihr Blatt beiseite. »Es hat zu regnen aufgehört. Machen wir uns jetzt wieder auf den Weg?«
»Können es wohl kaum erwarten, Ihren... Ehemann wiederzusehen, was?«
»Ja«, flüsterte Willow, schloß die Augen und blockte Calebs verächtliches goldenes Starren ab. »Ich möchte Matthew sehr gerne Wiedersehen.«
»Ich nehme an, er versteht eine Menge von Liebe.« Calebs Stimme klang bösartig, verurteilend.
Willow öffnete die Augen und atmete scharf aus, als hätte sie einen Schlag bekommen. »Ja. Matthew liebt mich.«
Caleb starrte sie an. Diesmal schoß kein Blut in ihre Wangen, und sie wich seinem Blick auch nicht verlegen aus. Die Anspielung auf ihren angeblichen Ehestand ließ sie vielleicht erröten, aber einer Sache war sie sich offensichtlich ganz sicher: daß Matthew Moran sie liebte.
Der Gedanke tröstete Caleb nicht im geringsten.
»Wie lange ist es her, seit Sie ihn das letzte Mal gesehen haben?« wollte er wissen.
»Zu lange.«
»Wie lange, feine Lady?« drängte Caleb. »Einen Monat? Sechs Monate? Ein Jahr? Länger?« Es gelang ihm nur mit Mühe, die Frage zu unterdrücken, die ihm auf der Zunge brannte: Wo waren Sie, als Reno meine unschuldige Schwester verführte, seinen Samen in sie pflanzte und sie im Stich ließ?
Aber wenn Caleb diese Frage stellte, würde ihn Willow mit eigenen Fragen bestürmen. Und seine Antworten würden garantieren, daß sie ihm niemals verriet, wo sich ihr Geliebter verkrochen hatte, um auf die Ankunft seiner Bettgespielin und eines Vermögens in edlen Pferden zu warten.
Angewidert warf Caleb die Karten hin.
Willow beobachtete ihn, sagte jedoch nichts. Sie begriff nicht, was ihm so hart zusetzte, aber sie spürte die Wildheit unter seiner Oberfläche mit aller Deutlichkeit.
»Antworten Sie«, knurrte er.
»Warum ist es so wichtig, wann ich Matthew das letzte Mal gesehen habe?«
Das leichte Zittern ihrer Hände strafte die Beherrschtheit ihrer Stimme Lügen, doch Caleb schaute nicht auf ihre Hände. Er schaute auf ihren Mund. Ihre Lippen waren weich und voll, so rosig wie ihre Zunge. Ihre geschwungenen Konturen faszinierten ihn. Es gab noch andere Kurven, die zu berühren, zu kosten er sich verzehrte; er sehnte sich danach, ihre weichen Brüste zu liebkosen, aber am meisten drängte es ihn, ihr Wildleder und Flanell vom Körper zu streifen und das Nest goldener Haare zu erforschen, das das Geheimnis ihrer Weiblichkeit verbarg. Die Erinnerung an jenes dichte Dreieck, das sich unter ihren regendurchnäßten Batistunterhosen abzeichnete, hatte ihn unbarmherzig verfolgt.
In dem Augenblick wußte Caleb, wenn er noch eine Minute länger mit Willow in der erzwungenen Intimität des Unterschlupfes zusammensaß, würde er mehr als nur nutzlose Informationen von ihren weichen Lippen fordern. Noch vor wenigen Minuten wäre sie vielleicht bereit gewesen, ihm den Kuß zu gewähren, nach dem er hungerte - und noch einiges mehr. Aber nicht jetzt. Jetzt machte sie fast den Eindruck, als hätte sie Angst vor ihm. Jetzt sehnte sie sich nach dem Geliebten, der ihr Lügen über Liebe erzählte.
Caleb wußte, daß er einzig und allein sich selbst die Schuld zuschreiben mußte. Er hatte zugelassen, daß der Hunger, der in seinem Inneren brannte, seine Selbstkontrolle untergrub, bis er seinen eigenen Körper kaum noch in der Gewalt hatte. Ausgesprochen dumm von ihm. Reno hatte seine Mädchen nicht mit bissigen Bemerkungen verführt - er
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