Brandung des Herzens
Brummlaut machte Caleb sich wieder daran, Willows Haar zu bürsten, bewunderte seinen Glanz und seine Weichheit. Als er erneut zu sprechen begann, lag ein subtiler Unterschied in seiner Berührung; er verweilte ein wenig länger auf der schlanken Kurve ihres Nackens, zeichnete die langen Haarlocken nach, die sich ihren Arm hinunterringelten, ließ die Bürste in einer sinnlichen Liebkosung über ihren Rücken hinabgleiten, die Willow ermutigte, sich seiner warmen Handfläche wie eine Katze entgegenzubäumen.
»Zuallererst«, sagte er heiser, »muß man Forellen finden, die nicht total verschreckt worden sind von einer Südstaatenlady, die in ihrem Wohnzimmer ein Bad genommen hat.«
Willow kicherte hinter vorgehaltener Hand.
»Es ist wahr«, fuhr er fort, während er spielerisch an einer Haarlocke zog. »Forellen sind wie schöne Mädchen - nervöse, flatterhafte Geschöpfe, die viel Besänftigung brauchen, bevor sie sich einfangen lassen.«
Die Bürste wanderte liebkosend von Willows Oberkopf zu ihrem Nacken hinunter, gefolgt von Calebs Hand. Lange Finger glitten zwischen die dichten Haarsträhnen und streichelten die schlanke Wölbung ihres Nackens. Sie erschauerte, fragte sich, ob die Berührung nur zufällig war. Wieder strichen seine Fingerspitzen über ihren Nacken und zeichneten den Haaransatz in einer Liebkosung nach, so leicht wie ein Atemzug.
»Also schleicht sich ein Mann, der es auf Forellen abgesehen hat, ganz leise und vorsichtig zum Bachufer«, fuhr Caleb fort, und seine Stimme klang so träge und sanft murmelnd wie der Wind. »Dann kniet er sich langsam hin und taucht seine Hand hinter einer Forelle ins Wasser.«
Im Sprechen raffte er mit einer Hand Willows goldene Haarflut zusammen und hob sie hoch, um die Unterseite zu bürsten. Einige der Strähnen entglitten seinen Fingern und verfingen sich in den großen Knöpfen des Kavalleriehemds, das Willow trug. Caleb legte die Bürste ins Gras und begann, die schimmernden Locken zu entwirren. Kaum hatte er eine Strähne von der Knopfreihe befreit, da wand sich auch schon die nächste aus seinem Griff, fiel nach vorn und verhakte sich in den Knöpfen.
»Verdammt«, knurrte er leise und versuchte, Willows seidige Mähne mit beiden Händen zusammenzuraffen. Vergeblich. »So funktioniert es nicht. Heben Sie Ihre Arme, Honey. Höher. Ja, so ist es gut.«
Caleb schälte Willow mit so betont sachlicher Miene aus dem Hemd, daß sie nicht auf die Idee kam zu protestieren, bis es zu spät war.
»Caleb, ich...«
»Man taucht also seine Hände ins Wasser«, fuhr er fort, ohne auf Willows Einwand einzugehen, »und verhält sich dann eine
Zeitlang absolut ruhig, so als hätte man nichts anderes im Sinn, als am Bachufer zu sitzen und zu träumen.«
Wieder glitt die Bürste durch Willows Haar, ließ lustvolle Schauer über ihre Kopfhaut rieseln, die von der sanften Hand, die jedem Bürstenstrich folgte, nur noch verstärkt wurden. Die Strähnen, die nach vorn fielen, verhakten sich nun nicht mehr an Knöpfen, sondern breiteten sich statt dessen als ein goldener Schleier über ihrem Mieder aus. Unter dem feinen Batist zeichnete sich die volle Rundung ihrer Brüste ab.
Willow beobachtete, wie Haarlocken von ihren Brüsten glitten, so daß ihre Kuppen nur knapp bedeckt waren. Sie biß sich verlegen auf die Lippen, fragte sich, ob ihr Haar genügend von den Umrissen ihres Körpers verhüllte.
»Ist schon in Ordnung«, sagte Caleb, der ihre Anspannung spürte, besänftigend. Er streichelte das glänzende Haar, das über ihre Schultern und ihren Rücken fiel. »Ihr Haar bedeckt Sie ebensogut, wie es mein Hemd getan hat. Oder frieren Sie?«
Sie schüttelte den Kopf. Die Bewegung ließ Lichtfunken auf ihrem Haar tanzen. »Die Sonne ist fast heiß.«
»Das ist sie.«
Calebs Stimme klang so tief und gedämpft, daß sie sich wie das Schnurren einer großen Katze anhörte. Ohne seinen Rhythmus zu unterbrechen, fuhr er fort, Willows Haar mit langsamen, sanften Strichen zu bürsten, bis sie aufseufzte und sich erneut entspannte, sich einem Vergnügen hingab, so köstlich, daß sie ein wohliger Schauer durchrieselte.
»Wie gut sich das anfühlt«, flüsterte sie.
»Für mich auch«, erwiderte Caleb, während er zart mit der Hand über ihren Kopf streichelte. Er lachte leise. »Ich glaube, Ihr Haar mag mich genausosehr, wie ich es mag.«
Willow gab einen fragenden Laut von sich.
»Sehen Sie nur«, murmelte er.
Die Bürste folgte einer dicken Haarsträhne, die über
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