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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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gleichermaßen.
    »Mein Vater war Landvermesser bei der Armee«, sagte Caleb fast abwesend, während er auf die glänzende Haarflut starrte, die über Willows schmalen Rücken hinabfloß. »Er war viel unterwegs und nur selten zu Hause. Ich tat, was ich konnte, um Mutter behilflich zu sein. Am liebsten mochte ich es, ihr Haar zu bürsten. Es war schwarz und glatt wie meines. Wenn Licht auf ihr Haar fiel, sah es aus, als schimmerten blauweiße Regenbögen darin. In meinen Augen war es das weichste, schönste Haar auf der Welt. Bis jetzt.«
    Willow erschauerte, als Calebs Handfläche liebkosend von ihrer Stirn bis zu ihrem Nacken hinunterstrich und sich in ihrer Haarfülle vergrub. Er hob die Hand und ließ die glatten Strähnen zwischen seinen Fingern hindurchgleiten.
    »Weich wie das Fell eines jungen Kätzchens«, murmelte er heiser. »Und so golden wie die Sommersonne. Meine Mutter hat mir früher häufig Märchen über Prinzessinnen mit Haaren wie Ihre vorgelesen. Ich habe die Geschichten nie geglaubt, bis heute. Ihr Haar zu berühren, ist, als berührte man Sonnenlicht.«
    Caleb fuhr fort, Willows seidige Locken mit sanften Handbewegungen zu glätten. Strähnen von Gold bewegten sich und knisterten unter seiner Berührung. Als wären sie lebendig, hoben sich einzelne Haarfäden und blieben an seinen Händen haften, in einer schweigenden Aufforderung, die sanften Liebkosungen fortzusetzen. Strähnen folgten seinen Fingern, legten sich auf seine Schultern und breiteten sich in stummer Einladung fächerförmig auf seiner Brust aus. Caleb kämpfte gegen die Versuchung an, sein Hemd aufzuknöpfen, um die seidige Berührung auf seiner nackten Haut zu fühlen. Sein Hemd blieb zugeknöpft, aber er konnte sich selbst nicht daran hindern, eine Handvoll ihres duftenden Haars an seiner Wange zu reiben. Er inhalierte tief, zwang dann seine Finger, die goldschimmernde Pracht loszulassen.
    »Ich glaube, die K-Knoten sind raus«, sagte Willow zögernd. »Sollte ich mich jetzt nicht besser anziehen?«
    Das sinnliche Erschauern in ihrer Stimme ließ Caleb lächeln. »Hat keine Eile. Wir werden heute nirgendwohin gehen. Ich dachte, ich fange noch eine Portion Forellen und sammle noch ein paar Kräuter, bevor das Wetter wieder umschlägt.«
    »Noch mehr Regen?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Wann?«
    »Nach Sonnenuntergang.«
    Willow seufzte. »Man hat mir erzählt, die Prärie wäre trocken.«
    »Das ist sie auch. Allerdings sind wir jetzt in den Bergen. Aber verglichen mit der Gegend, aus der Sie gekommen sind, ist es sehr trocken hier. Deshalb lecken Sie sich auch ständig die Lippen.«
    »Tue ich das?«
    »Und ob Sie das tun, Honey. Falls Sie irgendwelches Öl in Ihrer dicken Reisetasche mit sich herumschleppen, sollten Sie etwas davon auf die Lippen auftragen. Speckfett leistet gute Dienste, aber man bekommt den Geschmack sehr schnell über.«
    Mehrere Augenblicke lang hörte man nur das Flüstern weicher Borsten, die durch Willows langes Haar glitten. Willow schloß die Augen und genoß den unerwarteten Luxus, ihr Haar von jemand anderem bürsten zu lassen. Dann schoß ihr ein Gedanke durch den Kopf.
    »Wie werden Sie die Forellen fangen?«
    »Auf dieselbe Art wie gestern abend.«
    »Und wie war das?«
    »Mit meinen Händen.«
    Sie wandte sich um und blickte ihn mit großen, haselnußbraunen Augen über ihre Schulter hinweg an. »Sie wollen mich foppen, was?«
    »Ein bißchen vielleicht.« Wieder sog Caleb genüßlich ihren
    Duft ein. Aber nicht so sehr wie mich selbst. »Machen Sie die Augen zu, Sie lenken mich ab.«
    »Wenn ich die Augen schließe, erzählen Sie mir dann, wie Sie wirklich Forellen fangen?«
    »Sicher.«
    Lange, braune Wimpern senkten sich, bis sie auf Willows zarten Wangen ruhten. Sonnenschein verfing sich in den dichten Wimpernkränzen, erzeugte winzige, irisierende Lichtblitze. Caleb sah es voller Faszination und sehnte sich danach, mit seiner Zungenspitze über die seidigen Fransen zu gleiten.
    »Meine Augen sind geschlossen«, erklärte Willow, als Caleb nicht sprach.
    »Ich hab’s bemerkt. Wie haben Sie so lange Augenwimpern bekommen, Honey?«
    »Ich habe sie einem Kalb gestohlen.«
    Er lachte leise und schüttelte belustigt den Kopf über ihre Schlagfertigkeit.
    »Caleb«, meinte sie schmeichelnd, »wie fangen Sie Forellen mit Ihren bloßen Händen? Ich habe noch von keinem gehört, der so etwas kann.«
    »Selbst Matthew Moran nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Selbst Matt nicht.«
    Mit einem zufriedenen

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