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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Gipfel zu überprüfen. Einmal holte er einen Kompaß, einen Bleistift und das zerfledderte, in Leder gebundene Tagebuch seines Vaters aus der Satteltasche. Nach ein paar Minuten zog er sein eigenes Tagebuch hervor. Er verglich die Kompaßangaben mit den Zeilen, die er vor drei Jahren niedergeschrieben hatte, verglich seine Zeichnungen mit dem Gipfel zur Linken und nickte dann zufrieden. Obwohl er zum ersten Mal auf dieser Seite der Berge entlangritt, wußte er, wo er war.
    »Wo reiten wir hin?« wollte Willow wissen, als sie neben ihm aufschloß.
    Es war das erste Wort, das sie nach Stunden des Schweigens wieder miteinander wechselten. Keiner von ihnen hatte das Schweigen als unbehaglich empfunden. Sie waren daran gewöhnt, allein zu sein.
    »Sag du es mir«, erwiderte Caleb trocken. »Die San Juans liegen südwestlich von uns. Wir könnten ein paar Tage lang zwischen Bergketten ziemlich gerade nach Süden reiten und nördlich des San-Luis-Gipfels über die Berge gehen. Wir könnten aber auch westlich von hier über die Wasserscheide reiten und dann weiter in südlicher Richtung. Oder wir könnten von beidem etwas tun.«
    »Welcher Weg ist schneller?«
    Er zuckte die Achseln. »Nach Süden zu reiten, könnte weniger beschwerlich sein, würde aber länger dauern. In westlicher Richtung zu gehen, wäre leicht für einen Tag. Anschließend kommt eine lange Klettertour über die Wasserscheide und eine mühsame Zickzackroute auf der anderen Seite. Hängt davon ab, ob dein Mann tatsächlich an einem der Nebenarme des Gunnison ist oder ob er sich vielleicht am Animas oder dem Dolores oder dem San Miguel oder an irgendeinem der anderen zehn Flüsse aufhält, die einen Namen lohnen.«
    Willow zögerte. »Der Gunnison ist der einzige Fluß, den Matt erwähnt hat, aber ich bin nicht sicher, ob sich Matt an einem direkten Seitenarm aufhält. Er hat allerdings geschrieben, es gäbe dort eine heiße Quelle und einen Bach und ein hohes,
    winziges Tal, das rundherum von Berggipfeln eingeschlossen ist, bis auf einen sehr steilen Aufstieg zum Eingang des Tals.«
    Caleb schnaubte angewidert. »Du hast gerade eine Beschreibung der gesamten verdammten Region von San Juan geliefert. Berge und heiße Quellen. Zum Teufel, hier gibt es auch überall heiße Quellen, und wir sind noch nicht einmal dort angekommen.«
    »Was ist mit dem Tal?«
    »Man nennt es ein hängendes Tal, und die Rockies sind voll von solchen Tälern.«
    »Ein hängendes Tal?« fragte sie stirnrunzelnd. »Was ist das?«
    »Siehst du die Bergkette dort rechts, in gleicher Linie mit dem Biberteich?«
    »Ja.«
    »Schau von dort aus geradewegs hinauf.«
    Nach einer Minute meinte Willow: »Alles, was ich sehen kann, ist ein Wasserfall, der den Abhang hinunterstürzt.«
    »Genau das ist es. Hängende Täler sind versteckt, aber die Bäche, die sie entwässern, sind es nicht.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Caleb legte seine Stirn in Falten. »Es ist so ähnlich, als hätte jemand ein Tal in Hälften oder Viertel zerteilt, die Stücke stufenförmig am Berghang angeordnet und sie dann alle mit einem Bach zusammengeschnürt. Da die Täler bis auf einen Wasserfall oder eine steile Kaskade keinen Eingang oder Ausgang haben und sie einen Überhang über dem Park darunter bilden, nennt man sie hängende Täler. Gute Stellen, um Vieh im Sommer dort weiden zu lassen, wenn man einen Weg findet, um die Tiere hinzuschaffen. Im Winter die reinste Hölle. Schneefall setzt früh ein, der Schnee liegt hoch und bleibt lange bis in den Frühling liegen.«
    Willow dachte über Calebs Erklärung nach und schüttelte dann den Kopf. »Das klingt nicht nach Matt. Er haßte Kälte und Schnee.« »Ist er Farmer?«
    »Wenn er es wäre, wäre er in West Virginia geblieben«, erwiderte sie trocken. »Wir... das heißt, die Morans... besaßen mehrere große Farmen vor dem Krieg.«
    »Ist er Viehzüchter?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Fallensteller?«
    Wieder verneinte Willow stumm.
    Caleb knurrte. »Es heißt, in einigen von den Hochgebirgsbächen ist Gold gefunden worden.«
    Willow zuckte zusammen.
    »Grundgütiger Himmel«, sagte Caleb angewidert. »Das hätte ich mir eigentlich denken können. Dein Liebhaber ist hinter Gold her.«
    Willow sagte nichts.
    »Das erklärt natürlich einiges«, murmelte er.
    »Was?«
    »Warum er dich verlassen hat«, erwiderte er brüsk. »Ein Mann, der von dem gelben Metall besessen ist, schert sich um nichts anderes mehr - Ehefrau, Kinder... nichts zählt mehr. Nur die

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