Brandung des Herzens
von San Juan fortzusetzen.
Caleb wartete, bis die Comancheros querfeldein zum rechten Rand der Lichtung abschwenkten und in einer Senke in dem hügeligen Land verschwanden. Als er seinen Revolver in das Holster zurückschob und den Lederriemen zuschnallte, hallte der Knall von drei kurz aufeinanderfolgenden Pistolenschüssen über die Lichtung zurück. Caleb stieß einen leisen Fluch aus und wartete, lauschte angespannt. Das weit entfernte Echo eines dreifachen Gewehrschusses kam von rechts. Wenige Augenblicke später hörte man von hinten und von rechts das schwache Donnern weiterer Gewehrschüsse.
»Das verdirbt alles«, knurrte Caleb. »Steck dein Gewehr weg und mach dich bereit, loszureiten, als hetzten sämtliche Höllenhunde hinter uns her - denn das werden sie, sobald Neunfinger auf seine Freunde trifft.«
10. Kapitel
Mehrere Meilen lang trieb Caleb seinen kleinen Trupp in gestrecktem Galopp vorwärts, während er jede sich bietende Deckung ausnutzte und ein wachsames Auge auf die sanft hügelige Parklandschaft zur Rechten behielt. Wasser spritzte nach allen Seiten, als sie quer durch einige schmälere und drei breite Flüsse hindurchtrabten. Am Ufer des vierten großen Stroms zügelte Caleb seinen Wallach, zog seinen Kompaß zu Rate und wandte sich dann nach Westen, um dem Fluß zurück zur Quelle inmitten der aufragenden Berggipfel zu folgen.
Trotz der geänderten Richtung blieb die Landschaft eine Weile unverändert. Es gab immer noch grasbewachsene, sanft ansteigende Bodenerhebungen, Fichten- und Espenwäldchen hier und da und schneeverkrustete Gipfel in der Ferne. Allmählich wurde deutlich, daß der Fluß, dem Caleb zu folgen beschlossen hatte, tief in die Bergkette einschnitt. Bewaldete Bergkämme begannen zu beiden Seiten immer enger zusammenzurücken. An einigen Stellen schrumpfte die Breite der Lichtung auf weniger als einen Kilometer zusammen. Bisweilen ergoß sich der Wald in langen, ausgefransten Streifen von den Hängen herab, die fast aneinanderstießen und die Wiesen zu verschlucken drohten.
Caleb drosselte das Tempo auf einen schnellen Kanter, eine Geschwindigkeit, die er auch beibehielt, nachdem Schweiß das Fell der Pferde dunkel färbte und Schaum in dünnen weißen Strängen auf Schultern und Flanken glänzte. Die Montana-Pferde atmeten tief, aber ohne Mühe. Den Arabern fiel es wesentlich schwerer, das harte Tempo beizubehalten. Dove begann, hörbar zu keuchen, während sich ihre Nüstern beim Luftholen zu Faustgröße weiteten. Dennoch rannte sie aus Leibeskräften weiter, einzig und allein angetrieben von Willows Stimme, die sanft in ihr Ohr sprach und sie immer wieder lobte und ermutigte.
Nach einer Zeitspanne, die Willow wie eine Ewigkeit vorkam, erlaubte Caleb den Pferden, in Schritt zurückzufallen. Es war nicht Freundlichkeit, die diesen Wechsel der Gangart erzwang, sondern pure Notwendigkeit. Wieder rückten die Berge dicht zusammen, und das Land stieg jetzt so steil unter den Pferdehufen an, daß alles andere als Schrittempo töricht gewesen wäre, es sei denn, die Alternative wäre sofortiger Tod. Bisher war es noch nicht dazu gekommen, aber Caleb wettete insgeheim darauf, daß es bald soweit sein würde.
»Steig ab«, befahl er, während er sich von Treys Rücken schwang. »Wir werden die Pferde wechseln. Geh in die Büsche, falls du das Bedürfnis verspürst. Die nächste Gelegenheit dazu bekommst du erst wieder, wenn es völlig dunkel ist.«
Willow war mehr um ihre erschöpften Pferde besorgt als um sich selbst. Ihre Füße hatten kaum den Boden berührt, als sie auch schon am Sattelgurt zerrte und den Sattel abnahm, damit Dove etwas leichter atmen konnte.
Caleb blickte auf, sah, daß Willow sich um Dove gekümmert hatte, und ging zu Deuce.
»Leg deinen Sattel auf Ishmael«, sagte er. »Von jetzt ab wird der Ritt noch härter.«
Sie blieb stehen und starrte Caleb ungläubig an. »Meinst du nicht, wir hätten die Comancheros inzwischen abgehängt?«
»Nein. Ich habe den nächsten Paß aus diesem Becken heraus gewählt, den ich kenne. Ich kann nicht garantieren, daß wir die Wasserscheide hinter uns haben werden, bevor sie uns einholen. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als zu rennen und nochmals zu rennen. Aber deine Pferde sind immer noch nicht an die Höhe gewöhnt. Die Comancheropferde sind es.«
»Wir sind nach Süden geritten, nicht?«
Caleb nickte.
»Die Comancheros sind Richtung Süden abgeschwenkt.«
»Das sind sie, allerdings.«
»Was, wenn wir
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