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Brandung des Herzens

Titel: Brandung des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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gepflügter Erde. Der Wind brachte nur Gerüche heran, die unverdorben von Menschenhand waren, wurde zu einem Fluß des Lebens, der sanft über sie hinwegglitt und sie liebkoste.
    »Verdammt, Willow, ich habe gesagt, ich würde zurückkommen. Glaubst du mir nicht?«
    Erschrocken riß sie die Augen auf. »Natürlich glaube ich dir.«
    »Was hast du denn dann?«
    »Nichts«, erwiderte sie und lächelte fast traurig. »Es ist nur...« Ihre Stimme brach. »Mir ist nur plötzlich klargeworden, daß ich dieses herrliche, wilde Land liebe, auch wenn es nicht sehr sicher ist.« Sie lächelte mit Lippen, die beben wollten.
    Caleb musterte Willows Gesicht mit einer plötzlichen, grimmigen Intensität, sagte aber nur: »Wenn du das Bedürfnis nach Sicherheit hast, hättest du besser zu Hause bleiben sollen.«
    »Ja«, flüsterte sie. »Ich weiß. Keine Sorge, Caleb. Was immer passiert, geht auf meine Verantwortung, nicht deine. Ich habe vielleicht nicht gewußt, was mich erwartet, aber ich wußte, was ich zurückließ.«
    Caleb wartete.
    Willow sagte nichts weiter. Sie schaute nur schweigend über das Land und dachte über die bittersüße Freude nach, ihren Traum, ein neues Zuhause zu finden, teilweise verwirklicht zu haben, nur um zu entdecken, daß es für eine Frau in diesem Land vielleicht nicht möglich war, allein zu leben. Es war nicht wie das aus weicherem Stoff gemachte Land ihrer Kindheit. Dennoch war der Grund und Boden dieses friedlichen Landes so verwüstet worden, daß die Wiederherstellung über Willows Kräfte gegangen war.
    »Was denkst du gerade?« fragte Caleb ruhig.
    »Ich war es müde, das zerstörte, erschöpfte Land zu sehen«, erwiderte sie langsam. »Ich wollte den Mississippi wildschäumend und gewaltig in einen unbekannten Ozean hinabströmen sehen. Eine baumlose Ebene, die sich von Horizont zu Horizont erstreckt, mit Büffelherden, die sich wie ein breiter brauner Fluß durch schulterhohes Präriegras winden. Ich wollte die Rockies wie einen gigantischen steinernen Stulpenhandschuh in der Ebene daliegen sehen.«
    Willows Stimme verblaßte, als sie an andere Dinge dachte, die sie sich gewünscht hatte - auf jemanden zu treffen, der mit ihr verwandt war oder zumindest kein Feind, ihren Lieblingsbruder zu sehen, mit ihm zu lachen und sich an eine Zeit zu erinnern, als sie nicht einsam und allein gewesen war. Sie wünschte sich... sie schüttelte den Kopf, denn sie wollte Dinge, die sie nicht benennen konnte. Es war einfach eine Sehnsucht, so tief wie ihre Seele und so unendlich wie die Zeit.
    Willow atmete langsam aus und akzeptierte, daß sie sich hier - ganz gleich, was geschah - lebendiger fühlte, als wenn sie in West Virginia geblieben wäre. Nichts hatte sie jemals auf die gleiche Weise berührt, wie es die Berglandschaft tat oder der Mann, der neben ihr ritt. Caleb war wie die Berge - hart, unberechenbar, oft brüsk. Und wie die Berge offenbarte seine Nähe auch Augenblicke von Wärme und wilder Schönheit. Willow drehte sich zu ihm um und schenkte ihm ein weiches Lächeln.
    »Tu, was du tun mußt«, sagte sie leise. »Ich komme schon zurecht.«
    Caleb zögerte einen Moment, bevor er eine große Taschenuhr aus seiner Jackentasche zog und sie Willow reichte. »Gib mir fünfzehn Minuten Vorsprung. Komm dann in flottem Trab hinterher.«
    Willows Finger schlossen sich um die Uhr. Das Metall war glatt und poliert und übertrug die Hitze von Calebs Körper in ihre kalte Hand. Erinnerungen drängten mit Macht an die Oberfläche, Erinnerungen an Küsse, an seinen Bart, der über ihre empfindliche Haut streifte, an seinen kraftvollen Körper, der sich an ihren drängte, an seine Hand zwischen ihren Schenkeln, schockierend und liebkosend zugleich. Ein Schauer der Erregung prickelte ihren Rücken herab und ließ sie erzittern.
    Dem Land und dem Mann so nahe gekommen zu sein und dann zu wissen, wie leicht man beide wieder verlieren konnte... Willow biß sich auf die Lippen und senkte den Kopf.
    »Keine Sorge«, sagte Caleb, gegen seinen Willen innerlich berührt von Willows Angst und ihrer Anstrengung, dagegen anzukämpfen. »Ich werde nicht weit weg sein. Wenn du Gewehrfeuer hörst, versteck dich irgendwo und warte, bis ich dich gefunden habe.«
    »Was, wenn... wenn du nicht kommst?«
    »Das werde ich. Ich habe nicht so lange gelebt, um mich von einem gottlosen Comanchero umbringen zu lassen.«
    Caleb zog seinen Hut in die Stirn und hob die Zügel. Sein großes Pferd preschte im Galopp davon, ließ Willow

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