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Brandwache

Brandwache

Titel: Brandwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Mowen indigniert.
»Ich habe ziemliche Schmerzen auszustehen.«
    »Ich weiß, daß es nicht komisch ist«, sagte
Sally. Sie hob ein Pflasterpäckchen vom Boden auf, riß das
Schutzpapier ab und zog den rosa Aufreißfaden exakt an der
vorgezeichneten Linie auf. »Wirst du es schaffen, auf der
Pressekonferenz zu erscheinen?«
    »Natürlich werde ich es schaffen. Und ich erwarte,
daß du ebenfalls dort sein wirst.«
    »Ich werde kommen«, erwiderte Sally, befreite ein
zweites Schnellpflaster von seiner Verpackung und klebte es unter
seinen Fuß. »Ich werde kommen, sobald ich die Schweinerei
hier beseitigt habe. Oder möchtest du, daß ich dich
fahre?«
    »Ich kann selbst fahren«, erwiderte Mr. Mowen und machte
Anstalten, aufzustehen.
    »Du bleibst am besten genau hier, bis ich deine Schuhe geholt
habe«, sagte Sally und war schon aus der Küche
gehuscht.
    Das Telefon klingelte.
    »Ich gehe schon dran«, rief Sally aus dem Schlafzimmer.
»Du rührst dich nicht aus dem Stuhl.«
    Mr. Mowen hob ein Schnellpflaster vom Boden auf, riß das
Schutzpapier ab und zog den rosa Faden nach Vorschrift ab. Er
fühlte sich erheblich besser. Mein Blättchen scheint
sich wieder zu wenden, dachte er.
    »Wer ist am Telefon?« rief er fröhlich, als Sally
– seine Slipper in der einen und das Telefon in der anderen Hand
– in die Küche kam.
    Sie stöpselte den Telefonstecker in die Wand und gab ihm den
Hörer. »Es ist Mutter«, sagte sie. »Sie will mit
dem sexistischen Schwein reden.«
    * * *
    Ulric zog sich eben für die Pressekonferenz an, als das
Telefon klingelte. Er überließ es Brad, den Anruf
entgegenzunehmen. Als er das Wohnzimmer betrat, hängte Brad eben
den Hörer ein.
    »Lynn hat ihr Flugzeug verpaßt«, sagte Brad.
    Ulric fühlte Hoffnung in sich hochsteigen.
»Tatsächlich?«
    »Ja. Sie nimmt einen anderen Flug heute nachmittag. Im Laufe
ihres Geplappers ließ sie die Bemerkung fallen, daß sie
die Pressemitteilung – die über den Computer verschickt
wurde – mitunterzeichnet hat.«
    »Und Mowen hat sie schon gelesen«, sagte Ulric.
»Jetzt weiß er also, daß du ihr das Projekt
gestohlen hast.« Er war nicht in der Stimmung, seine
Ausdrücke zu mäßigen. Er hatte fast die ganze Nacht
über wach gelegen und sich das Gehirn über der Frage
zermartert, was er Sally Mowen sagen sollte. Was sollte er
beispielsweise tun, wenn er ihr von diesem Projekt Sally
erzählte, und sie erwidern würde: »Tut mir leid; aber
meine Wetware funktioniert nicht«?
    »Ich habe das Projekt nicht gestohlen«, erwiderte Brad
liebenswürdig. »Man könnte höchstens sagen, ich
hätte es ihr abgebösäugelt, als sie gerade nicht
hingesehen hat. Und ich habe es schon abgebogen. Ich habe Gail
angerufen, nachdem Lynn aufgelegt hat, und sie gebeten, Lynns Namen
von der Pressemitteilung zu entfernen, bevor Old Man Mowen sie zu
Gesicht bekäme. Es ist ein rechtes Glück, daß Lynn
ihr Flugzeug verpaßt hat und alles andere.«
    Ulric zog den fellgefütterten Parka über die
Sportjacke.
    »Willst du schon zu der Pressekonferenz gehen?«
erkundigte sich Brad. »Warte, bis ich mich in Schale geworfen
habe, dann fahre ich mit dir.«
    »Ich werde zu Fuß gehen«, entgegnete Ulric und
öffnete die Tür.
    Das Telefon klingelte. Brad nahm den Hörer ab. »Nein,
ich habe den Film heute morgen nicht gesehen«, sagte Brad.
»Aber bitte, laß mich trotzdem raten. Ich würde
sagen, es war der Film Carolina Cannonball, und der Jackpot
steht auf sechshunderteinundfünfzig Dollar. Also; du kannst
meine Buttons haben. Ich würde sagen, ich hab’s mal wieder
getroffen.«
    Ulric schlug die Tür hinter sich zu.
     
    Als Mr. Mowen um zehn Uhr noch immer nicht in seinem Büro
war, rief Janice bei ihm zuhause an. Sie bekam das Besetztzeichen.
Sie seufzte, wartete eine Weile und versuchte es noch einmal. Die
Leitung war noch immer besetzt. Bevor sie den Hörer wieder
auflegen konnte, signalisierte das Board einen Anruf von
draußen. Sie drückte auf den entsprechenden Knopf.
»Mr. Mowens Büro?« sagte sie.
    »Hi«, erwiderte jemand im Telefon. »Hier ist Gail
in der Öffentlichkeitsabteilung. Die Pressemitteilung
enthält eine nicht verifizierbare Feststellung. Haben Sie den
Text schon übertragen?«
    Ich habe es versucht, dachte Janice und seufzte leicht.
»Nein«, erwiderte sie.
    »Gut. Ich wollte die Veröffentlichungssperre
bestätigen, ehe ich die Löschung freigab.«
    »Welche Löschung?« erkundigte sich Janice. Sie
versuchte, die Pressemitteilung auf den

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