Brandwache
erste Mädchen über
die Hintertreppe hinauskomplimentieren kann.« Er stand auf.
»Ich muß in die Forschung hinüber und noch einmal das
Projekt Ungenutzte Emissionen überprüfen. Du suchst dir am
besten schnell ein Mädchen. Ich krieg’ die Kröselsucht
von all deinem defätistischen Gerede.«
Er nahm seine Jacke von der Sessellehne und ging aus dem Zimmer.
Er schlug die Tür hinter sich zu; vielleicht, weil er die
Kröselsucht hatte; und der Luftdruck wehte den Papierfetzen von
der Fensterbank durchs Fenster hinaus.
»Kröselsucht«, sagte Ulric zu sich selbst und
versuchte, in Mowens Büro anzurufen. Aber die Leitung war
besetzt.
Sally Mowen rief ihren Vater an, sobald sie nachhause kam.
»Hi, Janice«, sagte sie. »Ist Dad dort?«
»Er ist eben gegangen«, erwiderte Janice. »Aber ich
habe so eine Ahnung, daß er in der Forschung Zwischenstation
macht. Er sorgt sich über das neue Projekt Ungenutzte Emissionen
in der Stratosphäre.«
»Ich werde zu ihm gehen.«
»Ihr Vater hat mich angewiesen, Ihnen zu sagen, daß
morgen um elf eine Pressekonferenz stattfindet. Sitzen Sie an Ihrem
Terminal?«
»Ja«, erwiderte Sally und schaltete das Gerät
ein.
»Ich schicke Ihnen die Presseverlautbarung ’rüber,
dann sind Sie im Bild.«
Sally wollte schon sagen, daß sie bereits eine Einladung zu
der Pressekonferenz und das begleitende Public-Relations-Material von
jemandem namens Gail erhalten hatte, aber sie änderte ihre
Absicht, als sie sah, was der Drucker ausspuckte. »Sie haben mir
aber keine Presseverlautbarung geschickt«, sagte sie. »Sie
haben mir die Biographie eines gewissen Ulric Henry geschickt. Wer
ist das?«
»Tatsächlich?« fragte Janice, und ihre Stimme
klang, als wäre sie verwirrt. »Dann versuche ich’s
nochmal.«
Sally hielt das Ende des Papiers in der Hand, das der Drucker
auswarf. »Jetzt habe ich ein Bild von ihm bekommen.« Das
Bild zeigte einen dunkelhaarigen jungen Mann, dessen Gesichtsausdruck
die ungefähre Mitte zwischen Erschrecken und Mißbilligung
einhielt. Ich möchte wetten, irgendein Mädchen hat ihm
eben gestanden, daß sie sich eine dauerhafte Beziehung mit ihm
vorstellen könnte, dachte Sally.
»Wer ist das?« fragte sie noch einmal.
Janice seufzte; ein rascher, verlegener Seufzer. »Ich wollte
Ihnen das nicht überspielen. Er ist der Betriebslinguist. Ich
glaube, Ihr Vater hat ihn zu der Pressekonferenz bestellt, damit er
Presseverlautbarungen schreibt.«
Ich dachte, die Presseverlautbarungen seien längst
geschrieben, und du würdest sie mir schicken, dachte Sally;
aber sie sagte statt dessen: »Wann hat mein Vater denn einen
Linguisten angestellt?«
»Letzten Sommer«, erwiderte Janice, und sie klang noch
verwirrter. »Wie geht es mit der Schule voran?«
»Gut«, erwiderte Sally. »Und schlecht; ich habe
keine Heirat in Aussicht. Ich habe nicht einmal eine dauerhafte,
Beziehung… was immer das bedeuten mag.«
»Ihre Mutter hat heute angerufen. Sie ist in Cheyenne auf der
NOW-Rally«, [iii] sagte Janice, und es hörte sich an wie ein non sequitur, was es aber nicht war. Wenn man eine Mutter wie die Sallys hatte,
war es kein Wunder, daß sich der Vater entsetzliche Sorgen
darüber machte, wer sie wohl heiraten mochte. Manchmal machte
sich auch Sally Sorgen deswegen. Eine dauerhafte Beziehung.
»Wie hat sich Charlotte angehört?« erkundigte sich
Sally. »Nein, warten Sie. Ich weiß es schon. Hören
Sie; machen Sie sich keine Gedanken wegen des Pressematerials. Ich
kenne es schon. Eine Gail Sowieso in der
Öffentlichkeitsabteilung hat mir eine Einladung geschickt. Das
ist auch der Grund, aus dem ich einen Tag vor den Erntedankferien
nachhause gekommen bin.«
»Ist das wahr?« fragte Janice. »Ihr Vater hat es
nicht erwähnt. Wahrscheinlich hat er es vergessen. Er sorgt sich
ein wenig wegen des Projektes«, fuhr sie fort. Das muß
die Untertreibung des Jahres sein, dachte Sally, wenn er es
geschafft hat, Janice anzuspornen. »Sie haben also keinen
netten Jungen getroffen?«
»Nein«, erwiderte Sally. »Doch. Ich erzähle es
Ihnen morgen.« Sie hängte auf.
Nett sind sie alle, dachte sie. Das ist nicht das
Problem. Sie sind nett, aber sie wissen nicht, was sie wirklich
wollen. Eine dauerhafte Beziehung. Was in aller Welt war das? Und
was bedeutete, daß man ihren »persönlichen Freiraum
nicht beschneiden« dürfte? Oder daß »beide Teile
die sozioökonomischen Bedürfnisse des anderen
berücksichtigen« sollten? Ich habe keine Ahnung,
worüber sie
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