Brandzeichen
dieser Typ sie nur ausgenutzt hat«, fügte ihr Vater hinzu. »Die Polizei wird das bestimmt erkennen.«
Diane nickte. »Darcy, Blakes Verhalten war typisch für einen Soziopathen. Es ist eine ihrer besonderen Begabungen, gutgläubige Menschen dazu zu bringen, ihnen zu vertrauen. Er war ein ernstlich gestörter junger Mann und verdient die Gefühle nicht, die Sie ihm entgegenbringen.«
»Sie haben ihn nicht gekannt; er war so nett zu mir«, protestierte Darcy.
Ihr Vater schaute frustriert an die Decke.
»Darcy, Schatz«, sagte ihre Mutter.
»Darcy«, sagte Diane, »nach der Explosion mussten alle, die in der Nähe dieses Hauses wohnten, erst einmal die Gefahrenzone verlassen. Als ich gerade losfahren wollte, tauchte plötzlich Blake auf, bedrohte mich mit einer Pistole und versuchte, mein Auto zu rauben. Ich konnte gerade noch zu Fuß entkommen, aber er schoss mir mit der Pistole, die er bei sich trug, hinterher.«
Ihre Mutter holte hörbar Atem.
»Oh Gott«, rief ihr Vater aus. »Ich wusste, dass er nichts wert war, Darcy.«
»Stimmt das?«, fragte diese nach.
»Ja, leider. Er war ganz und gar kein netter Junge.«
Darcy begann zu weinen. Diane hoffte, dass sie es jetzt endlich begriffen hatte.
»Was werden Sie jetzt tun?«, fragte ihr Vater. »Ich bin mir sicher, dass meine Tochter nichts von diesen anderen Diebstählen gewusst hat.«
»Ich auch. Und was möchten Sie jetzt machen, Darcy?«, fragte Diane.
»Ich weiß nicht. Ich arbeite wirklich gern in diesem Museum. Das mit den Diamanten tut mir leid. Die liegen in diesem Pflanzenkübel. Ganz bestimmt.«
»Ich weiß. Wir haben sie gefunden. Darcy, ich bin sicher, dass Sie gern für das Museum gearbeitet haben, aber Sie haben nicht nur mein Vertrauen gebrochen, sondern auch das der Leute, mit denen Sie zusammenarbeiten.«
»Ich weiß«, flüsterte sie.
Ihre Mutter tätschelte ihr wieder die Hand. Ihre Tochter schien ihr jetzt wirklich leidzutun.
Diane fuhr dann aber fort: »Wenn Sie allerdings bereit sind, als Museumsführerin zu arbeiten, wo Sie keinen Zugang zu den Tresorräumen des Museums und den Sammlungsvitrinen haben, können Sie sich bewähren und Ihre Museumslaufbahn retten.«
»Das heißt, Sie feuern mich nicht?«, fragte Darcy und sah sie fassungslos an.
»Nein, ich werde Sie nicht entlassen. Sie können als Museumsführerin arbeiten. Wenn Sie allerdings von sich aus gehen, werde ich Ihnen kein Empfehlungsschreiben ausstellen.«
»Muss jeder das hier erfahren?«, fragte Darcy. Sie schaute auf die Blumen, die im ganzen Zimmer standen.
»Nein, Sie können ihnen ja erzählen, dass Sie eine Zeitlang mit Kindern arbeiten möchten.«
Darcy warf ihren Eltern einen Blick zu. Die lächelten sie an.
»Vielen Dank«, sagte sie zu Diane. »Danke, dass Sie mir eine zweite Chance geben, wirklich. Warum geben Sie mir die überhaupt?«
»In den letzten paar Wochen sind genug Tragödien geschehen. Das muss endlich aufhören.«
Diane verabschiedete sich von Darcy und verließ den Raum. Ihr Vater folgte ihr hinaus.
»Sie waren mehr als fair zu Darcy«, sagte er draußen. »Meine Frau und ich sind Ihnen dafür sehr dankbar. Sie ist wirklich ein liebes Mädchen. Ich kann nicht verstehen, wie sie auf diesen Typen hereinfallen konnte.« Er schüttelte den Kopf.
»Kerle wie Blake Stanton verstehen es hervorragend, ihre Mitmenschen hereinzulegen«, sagte Diane.
»Das ist ihm bei unserer Kleinen wirklich gelungen«, sagte er bitter.
»Ich hoffe, Darcy macht weiterhin solche gesundheitlichen Fortschritte«, sagte Diane.
»Die Ärzte sagen, dass sie auf einem guten Wege sei. Dafür sind wir auch dankbar. Wenn man sie hier entlässt, würden wir sie gerne nach Hause mitnehmen, damit sie sich bei uns vollends erholen kann. Lässt sich das mit ihrer Arbeit vereinbaren?«, fragte er.
»Das ist kein Problem. Sie braucht erst zurückzukommen, wenn sie wieder ganz genesen ist.«
Diane verließ das Krankenhaus und fuhr ins Museum zurück. Sie war erleichtert, dass sie das Gespräch mit Darcy hinter sich hatte. Sie hatte sich davor gefürchtet, seitdem sie herausgefunden hatte, dass Darcy Blakes Freundin war. Allerdings war es eine willkommene Überraschung gewesen, dass sie alles aus eigenem Antrieb gestehen wollte und echte Reue zeigte. Das hatte es Diane leichter gemacht – und es hatte es leichter gemacht, ihr noch eine zweite Chance zu geben. Jetzt wäre es nur schön, wenn sie auch die anderen gestohlenen Gegenstände bald wiederfinden könnten.
Das
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