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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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das schon selbst mitgeteilt. Sie möchte sich aber unbedingt an die Befehlskette halten.« Diane reichte der Polizistin das Handy. »Es ist Chief Garnett. Er möchte mit Ihnen sprechen.«
    Die junge Polizistin nahm das Telefon zögernd entgegen und behielt Diane im Auge, als sie ihren obersten Chef begrüßte.
    »Sergeant Davis hat mich angewiesen …« Danach kam sie offensichtlich nicht mehr zu Wort. »Ja, Sir«, sagte sie schließlich und gab Diane ihr Handy zurück.
    »Jemand wird Ihnen die richtigen Beutel und Behälter vorbeibringen«, sagte Diane und wählte Nevas Handynummer. Sie teilte ihr mit, was sie erledigen sollte, und entschuldigte sich, sie jetzt für kurze Zeit von ihrer Arbeit vor Ort abziehen zu müssen. Diane überlegte sich schon seit geraumer Zeit, ob sie nicht kleine Seminare abhalten sollte, in denen auch die Streifenpolizisten lernen könnten, wie man mit Beweismitteln umgehen musste. Sie hatte das Ganze immer wieder vor sich hergeschoben, aber jetzt würde sie doch endlich mit Garnett darüber reden.
    Diane lächelte und bedankte sich bei der Polizistin, es war allerdings offensichtlich, dass sie sich keine neue Freundin eingehandelt hatte.
Großartig,
dachte sie,
ich werde bei der örtlichen Polizei wohl nie einen Blumentopf gewinnen können.
    Pilgrim und Rankin, die beiden anderen Gerichtsmediziner, saßen in einem Eck des Zeltes auf Faltstühlen und tranken Kaffee aus Styroporbechern. Sie winkte und ging zu ihnen hinüber. Sie hatten sich regelrecht hinter einigen anderen Faltstühlen verbarrikadiert, die sie mit ihren bestiefelten Füßen in der Balance hielten. Auf den ersten Blick wirkten sie entspannt, bis man dann auf ihren Gesichtern die tiefen Falten entdeckte. Rankin sprach gerade in sein Handy. Lynn saß ein paar Meter von den beiden entfernt und nippte mit einem leicht amüsierten Gesicht an ihrem Kaffee. Sie reichte Diane eine volle Tasse, als diese an sie herantrat.
    »Der ist wirklich gut«, sagte Lynn und grinste Diane an. »Sie waren viel zu nett. Der hätte ich an Ihrer Stelle den Marsch geblasen.«
    »Sie tat nur, was man ihr aufgetragen hatte. Es überrascht mich immer wieder, wie wenig Einfluss ich hier eigentlich habe.«
    Lynn musste jetzt erst recht kichern. Die beiden Frauen rückten ihre Stühle so, dass sie jetzt Rankin und Pilgrim gegenübersaßen.
    »Ich habe gerade mit Whit telefoniert«, sagte Rankin, lehnte sich zurück und steckte sein Handy wieder in die Gürteltasche. »Er glaubt, dass es sich um bis zu dreißig Leichen handeln könnte.«

[home]
    5
    D iane stand in dem kalten Leichenzelt vor einem hellglänzenden Tisch aus rostfreiem Stahl und schaute auf einen blonden Haarschopf hinunter, der von einer schillernd blauen Klammer zusammengehalten wurde. Die Haare und etwas Kopfhaut hingen immer noch an einem Stück Scheitelbein von der rechten Seite eines Schädels.
    Explosionen und Brände sind manchmal recht seltsam. Sie vernichten oder schwärzen fast alles, aber gelegentlich lassen sie etwas so Ungewöhnliches übrig wie hier diese wunderschöne blonde Haarlocke, die irgendwie zusammen mit einem Stück Kopfhaut und Knochen fast unversehrt diese Explosion überstanden hatte.
    Diane vermaß die Größe und die Wölbung des Knochens, bevor Jin ihn dann fotografierte.
    Jin war ein idealer Assistent für eine solche Arbeit, und dies nicht nur wegen seines brennenden Interesses für DNA -Analysen, sondern auch wegen seiner Eigenschaft, selbst unter solchen Umständen fast niemals die gute Laune zu verlieren. Das Zelt, in dem sich im Moment nur sie, die Gerichtsmediziner, einige Polizisten und etliche Brandleichen befanden, wäre ohne ihn ein noch weit düstererer Ort gewesen.
    »Viele Haarwurzeln für die DNA -Analyse«, sagte Jin, als er mit einer Pinzette einige Haare samt Wurzeln aus der Kopfhaut zog. Er hatte eine grüne Chirurgenkappe über seine glatten schwarzen Haare gezogen und trug einen grünen OP -Kittel und darunter trotz der Kälte in diesem Zelt nur ein kurzärmliges Hemd. Diane beneidete ihn dafür, dass ihm niedrige Temperaturen überhaupt nichts auszumachen schienen. Sie selbst fror trotz ihrer Winterkleidung wie ein Schneider.
    »Sie wissen ja, wenn wir unsere eigene DNA - …«
    »Ich weiß, ich weiß«, unterbrach ihn Diane, bevor er wieder einmal sein gewohntes Loblied auf ein eigenes DNA -Labor beginnen konnte. Ihr gefiel diese Idee zwar auch, aber sie hütete sich, dies Jin mitzuteilen, weil er dann wahrscheinlich postwendend die

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