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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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Vierzigern, allerdings war sein Alter nur schwer zu schätzen. Seine dunkle Haut war noch völlig faltenlos, und seine Haare hatten noch keine einzige graue Strähne. Er war ein massiger Bursche mit großen Händen und einem ernsten Gesicht und sah immer etwas melancholisch aus. Er hatte großen Respekt vor allen menschlichen Überresten und verfügte über ausgezeichnete anatomische Kenntnisse.
    »Wir haben eine Übereinstimmung«, ließ sich plötzlich Rankin von seinem Sitz am Leuchttisch vernehmen.
    Die erste Übereinstimmung. Zum ersten Mal war dies nicht mehr nur ein verkohltes Etwas, das nur entfernt einer menschlichen Gestalt glich. Kein Herr oder Frau X. Kein anonymer Toter.
    Rankin stand auf und übergab seinen Bericht dem Beamten, der für das Sammeln dieser Formulare verantwortlich war, ein stämmiger Polizist mit welligem, graumeliertem Haar, einem Bulldoggengesicht und einem Körper, der bei aller Schwere doch noch recht agil wirkte. Diane meinte sich zu erinnern, dass sein Name Archie Donahue war. Er arbeitete wohl schon viele Jahre für die Stadtpolizei von Rosewood und war dort für das Beweismittelarchiv verantwortlich. Aus diesem Grund war er auch für diese Arbeit hier gut geeignet, da er es ja gewohnt war, die Lebensspuren von Menschen zu erfassen und zu katalogisieren, mit deren Hilfe sie vielleicht auch nach ihrem Tode noch identifiziert werden konnten.
    Archie saß an dem langen Beweismitteltisch und sah von dem Stapel von Vermisstenanzeigen auf, die er gerade vom Empfangstisch des Kaffeezelts abgeholt hatte. Er wollte sie gerade in den Computer eingeben, in dem alle neu gewonnenen Einzelheiten über die vermissten Studenten erfasst wurden, also alles, mit dessen Hilfe man sie letztlich zu identifizieren hoffte. Archie schien Rankins Bericht nur zögerlich entgegennehmen zu wollen. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass einer der Toten das Kind oder der Enkel eines Bekannten sein könnte. Rosewood war ja keine große Stadt.
    Und wenn es stimmte, dass alle Einwohner dieser Welt nur sechs Verwandtschaftsgrade voneinander entfernt waren, so verringerte sich das in Rosewood wohl auf ein bis zwei Grade. Viele hier aufgewachsene Kinder besuchten auch die örtliche Universität. Jeder in Rosewood würde jemanden kennen, der von dieser Katastrophe direkt betroffen war.
    Diane sah, wie seine Hand zitterte, als er den Bericht las.
    »Bobby Coleman … Ich kenne seinen Vater«, flüsterte er mit seiner rauhen Stimme, die von seiner Liebe zum Whisky und zu Zigaretten zeugte.
    Alle Anwesenden, Pilgrim, Webber, Diane, sogar die Assistenten, hörten sofort zu sprechen und zu arbeiten auf und würdigten durch eine spontane Schweigeminute Bobby und den Kummer seiner Angehörigen.
    Brewster Pilgrim brach dann als Erster das Schweigen. »Diane, Sie müssen mir hier mit etwas helfen.«
    Pilgrim war der amtliche Leichenbeschauer von Rosewoods nördlichem Nachbarcounty. Er war etwas übergewichtig und sah mit seinen weißen Haaren und seinem gleichfarbenen Bürstenschnurrbart wie der ideale Großvater aus.
    »Ich kann hier das Geschlecht nicht feststellen«, sagte er dann. »Es ist ja auch kaum noch etwas zu erkennen.«
    Diane wechselte ihre Handschuhe, ging zu Brewster hinüber und schaute in die geöffnete Körperhöhle des vor ihm liegenden verkohlten Leichnams hinein.
    »Wir hätten Ihnen das gleich geben sollen«, sagte er dann. »Es ist ja auch kaum noch etwas Fleisch übrig. Er muss sich an der heißesten Stelle des Feuers aufgehalten haben. Und schauen Sie einmal hier. Ich glaube, ein Balken muss auf ihn gefallen sein. Sehen Sie sich nur das zerschmetterte Becken an!«
    Der Leichnam war bis auf die Knochen hinunter vollständig verkohlt. Es war zwar noch etwas Fleisch vorhanden, das meiste war allerdings verbrannt. Der Kopf fehlte völlig. Er war wohl in der extremen Hitze einfach explodiert. In einer flachen Schale neben den sterblichen Überresten lagen einige Schädelfragmente, an denen noch etwas geschwärztes Fleisch klebte. Man hatte sie ganz in der Nähe gefunden, so dass anzunehmen war, dass sie zu demselben Körper gehörten.
    »Ich glaube, Sie haben recht mit Ihrer Vermutung.« Sie untersuchte das gebrochene rechte Hüftbein und das rechte Schambein. Es sah tatsächlich so aus, als ob etwas sehr Schweres auf den Unterleib des Toten gefallen wäre und alle Knochen zerschmettert hätte. »Es ist tatsächlich ein ziemlich androgynes Becken«, stimmte Diane zu.
    Sie kratzte etwas Fleisch vom

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