Brandzeichen
tut.«
»Nun, hier sitzen sie in der ersten Reihe«, sagte Diane.
Während sie mit Lynn durch den Matsch stapfte, musterte sie die Menge, die sich hinter der Polizeiabsperrung zu sammeln begann. Auf der Straße parkten bereits Autos, soweit man sehen konnte. Zu viele Menschen, dachte sie. So viele vermissten bestimmt nicht ihre Kinder.
»Die meisten Schaulustigen wollen einfach etwas Sensationelles sehen«, sagte Lynn, als hätte sie Dianes Gedanken gelesen. »Wenigstens hoffe ich, dass nicht derart viele Leute irgendwelche Angehörigen verloren haben.«
Als sie sich der Menge näherten, konnte Diane die besorgten Eltern und Freunde deutlich an den verzweifelten und ängstlichen Blicken erkennen. Die Augen der neugierigen Gaffer glänzten dagegen vor makabrer Erwartung. Sie wollten unbedingt mitbekommen, was in diesem ausgebrannten Haus vor sich ging. Ein Mann mit einer Kamera wollte unter dem Absperrseil hindurchschlüpfen, wurde allerdings von einem Polizisten daran gehindert.
»All diese Menschen …«, flüsterte Lynn.
Diane versuchte, allen Blicken auszuweichen, und war froh, als sie das Kaffeezelt erreicht hatten. Ein junger Polizist trug einen Behälter mit vollen Kaffeebechern an ihnen vorbei, die für seine wachestehenden Kollegen bestimmt waren. Er nickte ihnen freundlich zu.
Das Zelt war mit Ausnahme der Gerichtsmediziner immer noch fast leer. An einer Seite stand ein langer Tisch, auf dem eine große kommerzielle Kaffeemaschine und einige Tabletts voller Kuchen und Gebäck standen. Vier Frauen packten gerade Plastikgabeln und ganze Packungen von Styroporbechern aus. Als sie Diane und Lynn bemerkten, begannen sie, zwei dieser Becher mit Kaffee zu füllen.
Eine Polizistin richtete einen Schreibtisch direkt am Eingang her. Diane nahm an, dass dies der Ort sein würde, wohin man später die Röntgenbilder und alle Gegenstände bringen würde, anhand derer man vielleicht die Opfer identifizieren konnte, wie etwa Zahnbürsten, Haarbürsten und andere Gegenstände, auf denen eventuell DNA -Spuren zu finden waren. Diane kannte diese Polizistin nicht. Sie hatte eigentlich gedacht, inzwischen alle Mitglieder der Polizei von Rosewood kennengelernt zu haben, aber offensichtlich waren in letzter Zeit ein paar neue hinzugekommen.
Die junge Frau sah aus, als käme sie gerade frisch von der Polizeischule. Mit ihrem glatten faltenlosen Gesicht hätte man sie sogar noch für eine Gymnasiastin halten können. Sie holte gerade aus einer großen Einkaufstasche mehrere Packungen von verschließbaren Kühlbeuteln unterschiedlicher Größe heraus und legte sie auf den Schreibtisch.
Lynn Webber ging zu den Frauen hinüber, um sich ihre Tasse Kaffee abzuholen, aber Diane machte am Schreibtisch halt.
»Hallo.« Sie hoffte, freundlich zu klingen. »Sollen diese Beutel später Gegenstände zum DNA -Vergleich aufnehmen?«
»Und Sie sind wer?«, brummte die junge Frau, ohne von ihrer Arbeit aufzublicken.
»Oh, entschuldigen Sie.« Diane hielt ihr den Ausweis entgegen, den sie um den Hals trug. »Ich bin Diane Fallon, die Leiterin des hiesigen Kriminallabors.«
Die Frau schaute auf und lächelte sie jetzt leicht gequält an.
»Ja, ich soll die Proben von den Eltern einsammeln.«
»Plastikbeutel sind zwar für den Transport von Beweismitteln geeignet«, sagte Diane. »Aber wenn man sie dann länger aufbewahren will, ist Kunststoff manchmal nicht so günstig. Ich bringe Ihnen besser ein paar spezielle Beweismittelbeutel …«
»Mein Sergeant hat mich angewiesen, diese hier zu nehmen.« Sie klang kurz angebunden, schaute Diane nicht in die Augen und packte weiterhin ihre Kühlbeutel aus.
»Wenn Eltern zum Beispiel ein noch leicht feuchtes Handtuch abgeben sollten, wäre …«
»Ich mache das, was mir mein Sergeant sagt.«
»Das ist ja auch ganz in Ordnung. Es tut mir leid, dass ich Sie damit behelligt habe.« Diane holte ihr Handy aus der Tasche und rief Garnett an. »Chief Garnett, ich hätte gerne, dass wir die Proben von den Familienmitgliedern in den Beweismittelbeuteln aus unserem Labor sammeln, und würde Sie deshalb bitten, dies dem diensthabenden Sergeant mitzuteilen, damit er die Anweisungen für die Beamtin hier entsprechend ändert.«
Diane machte eine kleine Pause. Die Polizistin schaute sie mit großen Augen an.
»Ich bin im Kaffeezelt oder wie Sie das nennen. Die Polizei stellt hier einen Schreibtisch auf, um die Proben entgegenzunehmen.«
Diane hörte Garnett eine ganze Zeitlang zu. »Ich habe ihr
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