Brandzeichen
notwendigen Geräte bestellen würde.
Das Problem bestand darin, dass die Stadt Rosewood ein solches DNA -Labor nicht bezahlen wollte. Diane vermutete, dass die Stadtoberen hofften, sie werde schließlich mürbe werden und es dann über ihr eigenes Museumsbudget finanzieren. Immerhin besaß dieses Museum, das ja organisatorisch nichts mit dem Kriminallabor zu tun hatte, bereits ein eigenes DNA -Labor, und sie dachten sich wohl, dass es dann auf ein zweites auch nicht mehr ankomme. Bei einer ersten Berechnung hatte sie tatsächlich herausgefunden, dass sich ein zweites DNA -Labor bei einem entsprechenden Gebührensatz vielleicht sogar selbst tragen würde, aber auch das wollte sie Jin noch nicht mitteilen.
»Sie wollen sich ein eigenes DNA -Labor einrichten?«, fragte jetzt auch noch Lynn Webber nach, die gerade ein inneres Organ, das wie ein Herz aussah, auf die Feinwaage legte.
Diane sah Jin von der Seite an, der unverwandt auf den Zeltboden hinunterschaute, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Offensichtlich hatte er also auch Lynn für seine Werbekampagne für ein solches Labor gewinnen können.
»Jin hätte das gern.« Diane vermied es, ihr eine direkte Antwort zu geben, und hoffte, sie werde das Thema dann fallenlassen.
»Es würde sich wahrscheinlich sogar selbst finanzieren«, sagte Lynn und entfernte das Organ von der Hängewaage. Diane warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. Lynn lächelte freundlich zurück.
»Wahrscheinlich weiblich«, sagte Diane und deutete auf die menschlichen Überreste auf dem Tisch. »Es ist ein recht kleiner Schädel.« Sie schaute sich noch einmal das gewellte lockige Haar an und strich mit ihrer behandschuhten Hand darüber. »Und es ist ein weiblicher Haarschnitt und Clip.« Danach trug sie diese Angaben in ein Formular ein.
Jin packte das kleine Stück eines Menschen, der gestern noch lebendig gewesen war, in eine Schachtel, beschriftete sie und legte sie auf einen Laborwagen. Später würde sie jemand in den Kühlanhänger bringen. Nachdem er die Haarproben etikettiert hatte, holte er den nächsten der kleinen Behälter, in die man die zu untersuchenden Körperteile gelegt hatte. Diesmal handelte es sich um die abgetrennte Hand.
»Das ist wirklich eigenartig«, sagte er. »Sie ist kein bisschen verbrannt.«
Als ob dies sein Stichwort wäre, schaute Rankin von der Röntgenaufnahme hoch, die er gerade auf einem Leuchttisch untersuchte. »Stimmt es, dass man letzte Nacht Ihr Auto rauben wollte?«, fragte er.
Diane zuckte zusammen. Jeder, der Rankins Bemerkung gehört hatte, hörte zu arbeiten auf und starrte sie an. Sie arbeiteten bereits seit drei Stunden und hatten in dieser ganzen Zeit nur Bemerkungen ausgetauscht, die direkt mit ihren Untersuchungen zu tun hatten. So hatte etwa Lynn Webber einmal gemeint, dass das Opfer, das sie gerade obduzierte, auf der Stelle tot gewesen sein müsse, und Rankin, dass der von ihm Untersuchte wohl an Rauchvergiftung gestorben sei. Es war deshalb wohl eine willkommene Abwechslung, einmal über etwas ganz anderes reden zu können.
»Boss, davon haben Sie uns ja gar nichts erzählt«, rief Jin aus.
»Ich habe gehört, Sie hätten ihn in Ihrem Auto eingeschlossen«, fuhr Rankin fort. Allen Rankin war der amtliche Leichenbeschauer der Stadt Rosewood. Er war älter als Pilgrim, etwa so alt wie Lynn Webber, und immer noch sehr schlank. Das Braun seiner Haare war zu einheitlich, um ganz natürlich zu sein. Er schaute Diane interessiert an und erwartete wohl, dass sie ihnen jetzt die ganze Geschichte erzählen würde.
»Also, um Himmels willen«, meldete sich jetzt Lynn zu Wort und schüttelte den Kopf. »Was genau ist passiert, und wie um alles in der Welt konnten Sie ihn in Ihrem Wagen einschließen?«
»Es geschah, als ich meine Wohnung nach der Explosion verlassen musste«, sagte Diane.
»Richtig, Sie wohnen hier ja ganz in der Nähe«, sagte Rankin.
»Wie haben Sie davon erfahren?«, fragte ihn Diane.
»Ich habe meine Quellen bei der Stadtpolizei«, antwortete er.
Da sie sie alle immer noch erwartungsvoll anschauten, musste Diane ihnen jetzt die Geschichte von dem Jungen mit der Pistole erzählen, der nur noch eine Hand besaß.
»Er hat eine Hand verloren«, rief Jin aus und schaute auf jene, die jetzt vor ihm auf dem Tisch lag. »Etwa diese da?«
»Ich glaube schon, dass sie es ist. Er verlor seine rechte Hand, und dies hier ist die rechte Hand eines Mannes. Ich nehme an, dass sie von einem Sägeblatt abgetrennt wurde,
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