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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Connor
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begann, das Zimmer und vor allem das Innere des Schrankes genau zu untersuchen. Ganz hinten im Schrank unter einem großen Stapel Sportausrüstung fand sie tatsächlich eine kleine Zugangstür zu einem kleinen Raum zwischen Schrank und Wandschräge. Sie war sich sicher, dass die Kinder diesen Ort als ihr Versteck benutzten. Das Türchen sollte also leicht zu öffnen sein.
    Sie schloss die Schranktür von innen, öffnete das Zugangstürchen und schlüpfte mit ihrem Glasmesser und ihrem Schläger in das dahinterliegende Versteck. Die Kinder hatten auf dieser Seite der Tür sogar einen kleinen Riegel angebracht. Er sah zwar nicht sehr robust aus, aber immerhin war es ein Riegel, den sie jetzt auch schließen konnte. Es war ein winziger Raum, ideal für kleine Kinder, aber ganz gewiss zu klein für einen Erwachsenen. Er bekam sogar von einem kleinen Rundfenster etwas Licht. Sie schaute auf den Vorgarten hinaus, ob sich dort etwas bewegte. Der verharschte Schnee glitzerte im Mondlicht in unterschiedlichen Blauschattierungen. Es war wunderschön. Wie seltsam, dass ihr so etwas jetzt auffiel.
    Da, neben diesem Baum bewegt sich etwas.
Eine schattenhafte Gestalt drückte sich gegen den massiven Stamm dieses Baumes. Sie war schlank, nicht so massiv wie die, die unten im Haus von Zimmer zu Zimmer ging. Sie waren also zu zweit. Sie wusste jetzt, wer da hinter ihr her war. Sie mussten sie beobachtet und auf sie gewartet haben. Warum hatten sie sie aber nicht überfallen, als sie vorhin aus ihrem Haus gekommen war oder als sie das Wäldchen durchquert hatte? Hatten sie sie nicht rechtzeitig gesehen, oder fuhr gerade ein Auto vorbei? Sie versuchte, sich zu erinnern, was ihr beim Verlassen ihrer Wohnung aufgefallen war. Tatsächlich war sie erstaunlich unachtsam gewesen. Sie nahm sich vor, in Zukunft aufmerksamer zu sein.
    In diesem Moment knarrte die Treppe. Diane schlug das Herz bis zum Hals. Ihre Kehle brannte von der Gallenflüssigkeit, die aus ihrem Magen hochstieg. Sie betete zum Himmel, dass er seine Suche in der Annahme aufgeben würde, dass sie einen Weg aus dem Haus gefunden hätte und im angrenzenden Wäldchen verschwunden sei. Sie überlegte sich, ob sie ihnen nicht tatsächlich davonrennen könnte. Sie war jünger. Und sie war sich sicher, dass sie auch fitter war. Warum hatte sie nicht eine der Pistolen aufgehoben und war damit aus dem Haus gerannt?
Weil du eine Scheißangst hattest,
gab sie sich selbst die Antwort.
Gerade hatte man direkt vor deiner Nase zwei Leute erschossen, und du dachtest, du seist als Nächste dran, und bist deshalb eben in Panik geraten.
    Diane hörte den Fußboden quietschen. Er war also bereits im Kinderzimmer.
Gib keinen Laut von dir, huste nicht, niese nicht und atme ganz langsam.
Tatsächlich wollte sie laut schreien. In ihren Ohren rauschte das Blut. Verdammt, warum war sie nur solch ein Feigling? Sie war doch mutig, wenn sie nur an ihren Fingernägeln über dem Abhang einer Höhle hing.
    Okay, stelle dir einfach vor, dass du in einer Höhle bist. Eine hübsche, dunkle, kühle Höhle.
Sie umklammerte den Waschlappengriff ihres Behelfsmessers fest mit der Hand, als sie hörte, wie er die Schranktür öffnete.
Ganz still jetzt!
Eine halbe Ewigkeit passierte gar nichts. Was machte er denn nur so lange?
Mach die Tür zu und suche woanders weiter, verdammt.
Sie wartete. Die Tür wurde zugemacht. Sie wartete weiter. Sie hörte, wie er das Zimmer verließ.
Bleibe einfach bis morgen früh hier drin,
befahl sie sich selbst.
Bleib bis morgen hier.
    Sie hörte, wie er einen anderen Raum betrat. Sie dankte Gott für diese quietschenden Fußböden. Er suchte das ganze obere Stockwerk ab. Dann hörte sie ihn die Treppe hinuntergehen. Sie lugte aus dem Fenster. Der Schatten war verschwunden. Vielleicht hielt sich die Besitzerin dieses Schattens inzwischen auch in diesem Haus auf und half ihm jetzt bei der Suche.
    Diane spitzte die Ohren und hörte tatsächlich leise, undeutliche Stimmen. Sie konnte kein einziges Wort verstehen. Dann wurden sie lauter. Warum? Stritten sie sich? Oder sprachen sie etwa mit ihr?
    Sie kamen wieder die Treppe herauf, aber sie hörte danach kein Quietschen mehr. Sie hatten also im Gang angehalten.
    »Diane.«
    Sie kannten also ihren Namen.
    »Wir wissen, dass Sie hier sind.«
    Es war die Stimme einer Frau. Die Stimme aus der Bibliothek, die Joggerin von vor zwanzig Jahren, und Diane wettete, dass sie Oralia Lee Parrish Rawson hieß.
    »Diane, wir wissen, dass Sie hier irgendwo

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