Brandzeichen
hatte, zu diesen Handwurzelknochen. Aber Jin musste auf jeden Fall DNA -Proben nehmen, die diesen Befund bestätigen oder widerlegen würden.
Als ob er ihre Gedanken erraten hätte, sagte Jin in diesem Moment: »Wir werden in den meisten Fällen die Mitochondrial- DNA verwenden müssen. Die Kern- DNA wurde durch die große Hitze zu stark zerstört.«
Diane nickte. »In den meisten Fällen können wir die DNA -Proben mit dem Zahnstatus und Röntgenaufnahmen abgleichen. Nur in einigen wenigen Fällen sind wir ganz allein auf die DNA angewiesen.«
»Übrigens, Boss«, begann Jin.
»Ich weiß, ich weiß, Jin. Wenn wir unser eigenes DNA -Labor hätten, könnten wir das alles noch heute Abend erledigen und würden morgen bereits die Identität aller Opfer kennen.«
»Das stimmt, aber eigentlich wollte ich Ihnen einen ganz anderen Vorschlag machen: Da ich ja die Proben erst später in unserem Labor extrahieren kann, könnte ich jetzt vielleicht Neva und David helfen, die restlichen Spuren zu sichern. Dann wären wir hier viel früher fertig.«
»Das ist eine gute Idee.«
Jin zog seine Handschuhe und seinen grünen Laborkittel aus. Gerade als er hinausgehen wollte, betrat David mit einer Schachtel in der Hand das Zelt.
»Wir haben noch einen Körper gefunden.«
Er brachte die Knochen zu Dianes Tisch. Seine dunklen Augen funkelten. Diane wusste, dass eine weitere Überraschung auf sie wartete. Das war immer der Fall, wenn David diesen Gesichtsausdruck hatte.
»Wir haben sie inmitten der Reste eines metallenen Bettgestells gefunden. Daneben lagen die halbverbrannten Fuß- und Kopfbretter eines Betts«, sagte er und machte dann eine längere Kunstpause. »Wir nehmen also an, dass der Tote zum Zeitpunkt des Brandes in seinem Bett lag. Und jetzt halten Sie sich fest. Er wurde erschossen.«
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13
E rschossen?«, sagte Diane.
Allen Rankin schaute von dem Leichnam auf, den er gerade untersuchte. »Jemand wurde erschossen? In diesem Haus? Vor dem Brand?«, sagte er. »Das ergibt ja eine ganz neue Situation.«
David stellte die Schachtel auf eine fahrbare Krankentrage, die neben Dianes Tisch stand, und reichte ihr dann Schnappschüsse vom Tatort. »Ich bringe dir die offiziellen Aufnahmen, sobald ich sie habe«, sagte er.
Diane schaute sich die kleinen Fotos an, die die Knochen noch vor Ort zeigten. »Genau so habt ihr sie gefunden?«, vergewisserte sie sich.
»Genau so. Man hat ihn in den Kopf geschossen. Anscheinend trat die Kugel durch die linke Wange ein und dann durch die rechte Kopfseite wieder aus«, erklärte David.
Diane öffnete die Schachtel und begann, die Knochen auf ihrem Arbeitstisch in die anatomisch richtige Lage zu bringen. Bisher waren die geborgenen Knochen je nach Verbrennungsgrad in unterschiedlichen Schattierungen von Schwarz und Grau gefärbt gewesen. Diesen verkohlten Knochen fehlten die helleren Grau- und Weißtöne. Sie wiesen stattdessen meist eine tief dunkelbraune Farbe auf. Darüber hinaus haftete an ihnen keinerlei verkohltes Fleisch.
Grover half Diane, die Knochen auszulegen. Die Gerichtsmediziner verließen ihre eigenen Arbeitsplätze, um sich das Mordopfer anzusehen. Wie Grover wollten sie etwas mit eigenen Augen betrachten, das der ganzen Untersuchung eine ganz neue Richtung gab. Diane merkte, dass sie genauso neugierig waren wie sie selbst.
Sie nahm den Schädel in die Hand und untersuchte die Schusswunde. Die Kugel war offensichtlich durch das linke Unteraugenloch, durch das Nerven, Arterien und Venen in den Schädel geleitet werden, eingedrungen und dann auf der rechten Seite durch die Lambdanaht, an der sich Scheitelbein und Hinterhauptsbein begegnen, wieder ausgetreten, wobei sie größere Schädelfragmente mit sich gerissen hatte.
Diane zog ihre Handschuhe aus und berührte mit den Fingern einen Oberschenkelknochen.
»Da stimmt etwas nicht, oder?«, sagte Grover.
»Alle Achtung, Sie kennen sich wirklich mit Knochen aus«, sagte Diane. Sie erinnerte sich daran, wie er einmal die Knochen eines Mordopfers für sie gereinigt und sie danach, einschließlich der Rippen, korrekt nach links und rechts getrennt hatte.
»Was ist los?«, fragte Pilgrim. »Stimmt irgendetwas nicht?«
»Schauen Sie sich doch einmal das Foto an«, antwortete Diane. »Achten Sie besonders auf die Anordnung der Knochen.«
»Er muss in einer übermäßig gebeugten Lage gewesen sein, als er starb«, sagte David. »Glaubst du, man hat ihn erst auf diese Weise zusammengeschnürt und dann regelrecht
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