Brandzeichen
einzelnen Knochenstücken bestehen konnte.
»Dann mache ich mich mal besser wieder an die Arbeit«, sagte sie.
Das Leichenzelt sah immer noch so aus, wie sie es verlassen hatte. Auf jedem Tisch lagen verkohlte Leichen. Jin stand an ihrem Arbeitsplatz und versuchte gerade, einige Knochen in die richtige Ordnung zu bringen. Archie arbeitete sich durch ganze Schachteln voller Gegenstände und medizinischer Unterlagen, die er von Eltern bekommen hatte, die ihre Kinder vermissten. Diane lief es kalt über den Rücken, wenn sie sich vorstellte, wie leicht auch Stars Unterlagen in diesen Schachteln hätten liegen können. Alle schauten von ihrer Arbeit auf, als sie das Zelt betrat.
»Wir waren so froh, zu hören, dass Sie Star gefunden haben«, sagte Lynn Webber. »Wir haben hier alle mitgefiebert.«
»Ich weiß das wirklich zu schätzen, Leute. Ich kann euch gar nicht sagen, was für eine schreckliche Nacht das war, bevor wir sie gefunden haben. Dabei tat sie nur das, was sie tun sollte, nämlich sich zusammen mit einer Freundin auf die Prüfungen vorzubereiten.«
Sie machte eine kleine Pause, als sie ihren Platz am Untersuchungstisch einnahm. »Ihre Freundin, Jenny Baker, ist von Bobby Coleman gefragt worden, ob sie nicht auf die Party mitgehen wolle. Sie hat sich dann entschieden, lieber für ihre Prüfung zu büffeln.«
»Gott segne sie dafür«, sagte Lynn.
»Ich kenne die Bakers«, sagte Archie. »Ich bin froh, dass ich nicht neben Bobbys Begräbnis auch noch das ihre besuchen muss.«
»Ich weiß nicht«, sagte Rankin, »vielleicht hätten sie Leute von außerhalb holen sollen, um diese Leichen zu identifizieren. Wir kennen einfach zu viele dieser Studenten persönlich. Ich zum Beispiel bin gut mit einem Elternpaar bekannt, dessen Sohn im Krankenhaus liegt. Sie versuchen gerade, seinen Arm zu retten.«
»Ich weiß«, sagte Diane. »Eine meiner Museumsangestellten liegt dort im Koma.« Diane zog sich ihren Laborkittel und Latexhandschuhe an. »Aber wer könnte diese Aufgabe besser erledigen als wir? Und wenn es uns schwerfällt, sollten wir uns an die Eltern und Verwandten dieser Kids erinnern, die unsere Freunde und Kollegen sind.«
»Damit haben Sie recht«, bestätigte Rankin. »Es ist wohl tatsächlich unsere Aufgabe.«
»Gibt es hier etwas Neues?«, fragte Diane.
»Sie haben in den Trümmern des Kellers einen weiteren verkohlten Körper gefunden«, sagte Lynn. »Damit sind es insgesamt dreiunddreißig Leichen. Garnett hat uns gebeten, zuerst einmal die Leichname aus dem Keller zu untersuchen. Er möchte wissen, welche in der Umgebung des Labors gefunden wurden. Außerdem konnte Brewster zwei weitere Studenten anhand ihres Zahnstatus identifizieren.«
Noch eine Leiche. Diane hoffte, dass es nun endgültig die letzte war. Sie schaute auf die Knochen, die vor ihr lagen. Jin hatte sie auf mehrere Tabletts gelegt, die alle ein Etikett trugen.
»Ich hielt dies für die beste Methode«, erklärte er ihr. »Jedes Tablett repräsentiert das Suchquadrat, in dem die jeweiligen Knochen gefunden wurden. Nach der Untersuchung bringe ich sie zur DNA -Analyse ins Labor.«
Diane nickte, griff sich ein verkohltes Dreiecksbein – einen der Handwurzelknochen – und begann, es zu vermessen.
»Ich habe gehört, dass Sie im Krankenhaus eine kleine Auseinandersetzung hatten«, sagte Rankin einige Minuten später.
»Mit wem sprechen Sie?«, fragte Pilgrim.
»Mit Diane«, antwortete Rankin. »Erzählen Sie uns, was passiert ist.«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich wollte Darcy Kincaid besuchen, die Museumsmitarbeiterin, von der ich vorhin erzählt habe.« Diane beschrieb ihnen dann die Ereignisse, die sich im Krankenhaus abgespielt hatten.
»Was?«, rief Lynn Webber aus. »Sie machen Witze. Sie hat Sie dort mitten im Wintergarten angegriffen?«
»Im Gang dahinter. Sie versetzte mir einen Schlag, hat mich aber nicht verletzt. Der Polizist, der auf ihren Sohn aufpasste, hat sie dann verhaftet.«
»Warum hat sie Sie überhaupt angegriffen?«, fragte Jin, der das Ganze nach dem Grinsen auf seinem Gesicht eher lustig zu finden schien.
»Sie behaupten, ihr Sohn sei ein unschuldiges Opfer und ich wolle ihm aus irgendeinem Grund etwas anhängen. Jedenfalls bin ich ihrer Meinung nach die Übeltäterin, und sie werden dafür sorgen, dass man mich feuert. Außerdem wollen sie die Polizei von Rosewood verklagen.«
»Ich glaube, sie sollten sich das besser noch einmal überlegen«, sagte Brewster Pilgrim. »Die
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