Brandzeichen
vor allem, dass sie das Museum in Ruhe lässt. Erzählt mir, was ihr bisher herausgefunden habt.«
»Wir sollten eigentlich mit Ihnen nicht darüber sprechen«, sagte Jin. »Garnett hat uns das verboten. Aber ich werde Sie informieren, wenn Sie das verlangen.«
»Nein, so etwas würde ich nie tun. Garnett möchte nur die Beweisaufnahme nicht gefährden.«
Nur schade, dass er sich nicht auch so für die Beweisspuren der Explosion eingesetzt hat,
dachte sie.
»Hat er Sie auch angewiesen, David nichts zu erzählen?«, fragte sie weiter.
»Nein, hat er nicht«, sagte Jin.
»Gut. Informieren Sie David. Ich werde jetzt meine Berichte über die Explosionsopfer fertigstellen. Sind schon irgendwelche DNA -Analysen zurückgekommen?«
»Nein«, sagte er. »Das wird noch eine Weile dauern. Also, wenn wir es selbst …«
»Ich weiß«, sagte Diane. »Wir brauchen unser eigenes Labor. Finden Sie mir Blakes Mörder, und ich werde mich bei Garnett für ein DNA -Labor einsetzen.«
Jin schaute sie mit großen Augen an. »Im Ernst, Boss?«
»Ja.«
Jin rieb sich die Hände. »Okay, David. Fangen wir an«, sagte er dann.
»Du meinst es wirklich ernst, oder?«, versicherte sich David.
»Todernst«, bestätigte Diane.
Diane zog sich in ihr Osteologielabor zurück und begann, alle Forensik-Berichte noch einmal zu überprüfen, um sie dann mit den dazugehörenden Knochenstücken im Sicherheitsgewölbe zu verstauen.
Das einzige Skelett, das sie noch nicht untersucht hatte, war das des Toten, den man vor langer Zeit in den Kopf geschossen hatte. Diane brachte seine Knochen auf einem Labortisch in die anatomisch richtige Position. Den Schädel legte sie auf einen Haltering. Sie betrachtete einen Augenblick lang die braunen und schwarzen Knochen, bevor sie jeden einzelnen zu untersuchen begann.
Die meisten Knochen waren noch vorhanden, nur ein paar ganz kleine fehlten. Nicht mehr vorhanden waren die Fingerspitzen der linken Hand, außer denen des Daumens und Zeigefingers, alle distalen Fingerknochen der rechten Hand, drei Handwurzelknochen der linken und einer der rechten Hand. Alle Fußknochen waren noch vorhanden. Diane hielt das unter den gegebenen Umständen für ziemlich erstaunlich.
Außerdem fehlte das Zungenbein, dieser kleine gebogene Knochen am Mundboden unterhalb der Zunge. Auch alle Röhrenknochen waren noch vorhanden. Natürlich gingen diese nicht so leicht verloren, wenn man Knochen in einer Kiste oder Schachtel aufbewahrte. Das menschliche Skelett hat auf jeder Seite zwölf Rippen. Hier fehlten die elfte und die zwölfte – die sogenannten »fliehenden« oder »Fleischrippen«, da sie frei in der Bauchwand enden – der linken und die zwölfte der rechten Seite.
Sie suchte alle Rippen nach Kerben oder Einschnitten ab, die von einem Messer oder einer Kugel stammen könnten. Nichts. Sie vermaß die Röhrenknochen mit Hilfe eines Knochenmessbretts. Die linken Beinknochen – der Oberschenkel-, der Schienbein- und der Wadenbeinknochen – waren zusammengenommen etwa 1,5 Zentimeter kürzer als die auf der rechten Seite. Er musste also leicht gehinkt haben. Darüber hinaus war an den Röhrenknochen nichts Ungewöhnliches zu erkennen.
Weiterhin fehlten zwei Brustwirbel. Das Steißbein wies einen kleinen verheilten Bruch auf. Er musste irgendwann gefallen sein und sich dabei das Steißbein angebrochen haben. Es bereitete ihm wahrscheinlich für den Rest seines kurzen Lebens Probleme. Diane untersuchte jeden einzelnen Wirbel. Es gab keine anderen verheilten Brüche und keinerlei Anzeichen für eine Wulstbildung oder irgendwelche Abnutzungskrankheiten. Abgesehen von seinen Zähnen, war er im Wesentlichen gesund.
Mitten in der Untersuchung kam David herein, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben sie.
»Neva ist gerade zurückgekommen. Sie hat uns von deinem Wagen erzählt. Anscheinend ist kein Auto sicher, in das du dich einmal gesetzt hast.«
»Offensichtlich«, sagte Diane, ohne von den Knochen aufzublicken.
»Ich hatte ein langes Gespräch mit Neva und Jin«, sagte er dann. »Ich nehme an, dass du gerne auf dem Laufenden bleiben würdest. Und da Garnett ihnen nicht verboten hat, mit mir über diesen Fall zu sprechen, und er mir auch nicht untersagt hat, dich zu informieren, bin ich jetzt hier.«
Er warf einen Blick auf das Skelett auf dem Tisch. »Ist das der Typ, der unter dem Bett lag?«
»Genau der. Ich dachte mir, ich untersuche einmal seine Knochen. Es ist eine angenehme Abwechslung.«
»Was
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