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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Fünf-und Zehndollarscheine in die Höschen schoben. Der Hüne in den schwarzen Lederjeans erhob sich von seinem Stuhl und führte sie durch den Perlvorhang in einen drei Meter breiten und vielleicht sechs Meter langen Raum, in dem sich sechs weitere junge Frauen in hohen Absätzen und Bikinihöschen gerade darauf vorbereiteten, die bereits auf der Tanzfläche befindlichen Tänzerinnen abzulösen. Sie überprüften ihr Make-up im Spiegel, legten Lippenstift auf oder plauderten miteinander. Sie alle waren ebenso gut gebaut wie die Mädchen draußen. Einige hatten harte Gesichter, anziehend, aber hart, andere dagegen sahen unschuldig aus wie Lehrerinnen. Alle waren sie die Art Frau, deren Bilder in Magazinen wie >Playboy< zu finden waren und die die Männer sich gewöhnlich in die Spinde klebten. Der Hüne führte Travis - und Travis führte Nora, indem er sie an der Hand hielt -durch den Ankleideraum zur Tür am anderen Ende. Während sie durch den Raum gingen, legte eine der Oben-ohne-Tänzerinnen - eine auffallend gutaussehende Blondine - Nora die Hand auf die Schulter und trat neben sie.
    »Bist du neu hier, Honey?«
    »Ich? Nein. O nein. Ich arbeite nicht hier.« Die Blondine, angesichts deren unübersehbaren körperlichen Vorzügen Nora sich wie ein Junge vorkam, sagte:
    »Die Ausstattung dazu hast du, Honey.«
    »O nein« war alles, was Nora darauf erwidern konnte.
    »Gefällt dir meine Ausstattung?« fragte die Blondine.

    »Oh, Sie sind sehr hübsch«, sagte Nora.
    »Gib's auf, Schwester«, sagte Travis zu der Blondine.
    »Bei der Dame läuft auf die Tour nichts.« Die Blondine strahlte ihn an.
    »Wenn sie's probiert, wird's ihr vielleicht gefallen.«
    Sie verließen durch eine Tür die Garderobe und kamen in einen schmalen, schäbigen, spärlich erleuchteten Korridor, und erst jetzt wurde Nora klar, daß das ein Antrag gewesen war. Von einer Frau!
    Sie wußte nicht, ob sie lachen oder sich übergeben sollte. Wahrscheinlich beides.
    Der Koloß brachte sie in einen Büroraum am anderen Ende und ließ sie dort stehen, nachdem er ihnen angekündigt hatte:  »Mr. Van Dyne ist in einer Minute bei Ihnen.« Das Büro hatte graue Wände, graue Stahlsessel, Aktenschränke und einen grauen Schreibtisch aus Stahlblech, der zerbeult und verschrammt war. An den nackten Wänden hingen weder Bilder noch Kalender. Auf dem Schreibtisch waren weder Schreibzeug noch Papier oder irgendwelche Akten zu sehen. Der ganze Raum sah aus, als würde er nur selten benutzt.
    Nora und Travis setzten sich auf die zwei Stahlsessel vor dem Schreibtisch. Die Musik aus der Bar war immer noch zu hören, aber nicht mehr betäubend laut. Als Nora sich gefangen hatte, fragte sie: Wo kommen die alle her?«

    »Wer?«

    »Alle diese hübschen Mädchen mit ihren langen Beinen und kleinen Pos und all dem anderen, die alle bereit sind ... das zu tun -wo kommen so viele her?«

    »Da gibt es außerhalb von Modesto eine Zuchtfarm«, sagte Travis.
    Sie starrte ihn mit aufgerissenen Augen an.
    Er lachte und sagte:
    »Tut mir leid. Ich vergesse immer wieder, wie unschuldig du bist, Mrs. Cornell.« Er küßte sie auf die Wange. Seine Stoppeln kratzten ein wenig, aber trotzdem war es schön. Obwohl er die Kleidung von gestern trug und sich nicht rasiert hatte, schien er ihr, gemessen an dem Spießrutenauf, den sie hinter sich gebracht hatten, um dieses Büro zu erziehen, sauber wie ein frisch geschrubbtes Baby. Er sagte:
    »Ich sollte dir ernsthaft antworten, weil du nicht weißt, wann ich Witze mache.« Sie blinzelte.
    »Also gibt es keine Zuchtfarm bei Modesto?«
    »Nein. Alle Arten von Mädchen machen das. Mädchen, die hoffen, im Showbusiness zu landen, gehen nach Los Angeles, um da Filmstar zu werden, schaffen es aber nicht. Also geraten sie in L.A. in Lokale wie dieses. Oder sie gehen nach Norden nach San Francisco oder Vegas. Die meisten von ihnen sind in Wirklichkeit ganz anständige Mädchen. Sie sehen das als eine Art Zwischenstadium an, eine Chance, sehr schnell Geld zu machen und sich einen gewissen finanziellen Rückhalt zu schaffen, um es dann noch einmal in Hollywood zu probieren. Dann gibt es einige - die Selbsthasser - die es tun, um sich zu erniedrigen. Andere befinden sich in Aufruhr gegenüber ihren Eltern, ihren ersten Männern, der ganzen, verdammten Welt. Und manche sind Nutten.«
    »Und die Nutten picken hier ihre ... Freier auf?« fragte sie.
    »Teilweise - teilweise auch nicht. Manche tanzen wahrscheinlich nur, um eine nachweisbare

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