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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gewisse Chance bestand, daß ein Haftbefehl gegen Travis ergangen war, trug er sich in dem Motel unter seinem Namen ein. Er hatte keine andere Wahl, weil Nora weder Kreditkarten noch einen Führerschein besaß. Heutzutage wurde am Empfang zwar Bargeld angenommen, aber nicht ohne Ausweis; der Computer der jeweiligen Motelkette verlangte Daten über die Gäste. Marke und Zulassungsnummer seines Wagens gab er freilich nicht korrekt an; er hatte nämlich außer Sichtweite des Büros geparkt, weil er vor dem Angestellten diese Einzelheiten verheimlichen wollte. Sie nahmen nur ein Zimmer und behielten Einstein bei sich Travis war so erschöpft, daß er Nora gerade noch einen Gutenachtkuß geben konnte, ehe er in tiefen Schlaf sank. Er träumte von Kreaturen mit gelben Augen, mißgestaltetem Kopf und einem Krokodilmaul voll Haifischzähnen. Fünf Stunden später, zehn Minuten nach zwölf Uhr mittags, wachte er auf. Nora war vor ihm aufgestanden, hatte geduscht und dann die einzigen Kleider, die sie bei sich hatte, wieder angezogen Ihr Haar war feucht und klebte bezaubernd an ihrem Nacken.
    »Das Wasser ist schön heiß«, sagte sie.
    »Das bin ich auch«, sagte er und umarmte und küßte sie.
    »Dann solltest du dich besser abkühlen«, sagte sie und entzog sich ihm.
    »Da sind kleine Ohren, die uns belauschen.«
    »Einstein? Der hat große Ohren.« Im Badezimmer fand er Einstein auf dem Waschtisch Steher. und aus dem Waschbecken trinken, das Nora für ihn mit kaltem Wasser gefüllt hatte.
    »Weißt du. Pelzgesicht, für die meisten Hunde ist die Toilette eine völlig ausreichende Trinkwasserquelle.« Einstein nieste ihn an, sprang vom Waschtisch und trottete aus dem Bad. Travis hatte kein Rasierzeug mit, fand aber, daß ein eintägiger Stoppelbart ihm genau das Aussehen liefern würde, das er für die Arbeit brauchte, die er sich für heute abend im Tenderloin-Viertel vorgenommen hatte. Sie verließen das Motel und aßen im nächsten McDonald's das sie finden konnten. Nach dem Mittagessen fuhren sie zu einer Zweigstelle der Santa-Barbara-Bank, bei der Travis sein Scheckkonto unterhielt. Sie benutzten seine Computer-Bankkarte, seine Mastercard und zwei seiner Visa-Karten, um insgesamt vierzehnhundert Dollar in bar abzuheben. Anschließend suchten sie ein Büro von American Express auf und besorgten sich dort mit seiner Go ld Card die maximal zulässigen Dollars in bar und viertausendfünfhundert in Reiseschecks. Zusammen mit den zweitausendeinhundert in bar und den Reiseschecks, die von ihren Flitterwochen übriggeblieben waren, verfügten sie jetzt über achttausendfünfhundert Dollar in flüssigen Mitteln. Den restlichen Nachmittag bis zum frühen Abend gingen sie einkaufen. Mit den Kreditkarten kauften sie einen kompletten Satz Gepäckstücke und genügend Kleidung, um die Koffer damit zu füllen. Hinzu kamen Toilettenartikel für sie beide und ein elektrischer Rasierapparat für Travis.
    Travis kaufte auch ein Scrabble-Spiel, und Nora sagte:
    »Du bist doch nicht in der Stimmung für Spiele, oder?«
    »Nein«, erwiderte er geheimnisvoll und genoß ihre Verblüffung sichtlich.
    »Das erkläre ich dir später.«
    Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang, als sie die Einkäufe im geräumigen Kofferraum des Mercedes verstaut hatten, fuhr Travis ins Herz von San Franciscos Tenderloin, jenem Teil der Stadt, der unterhalb der O-Farrell Street eingezwängt zwischen Market Street und Van Ness Avenue liegt. Es war ein Viertel mit schmierigen Bars, in denen Oben-ohne-Tänzerinnen auftraten, Go-go-Kneipen, wo die Mädchen überhaupt nichts anhatten, Salons, wo Männer pro Minute dafür bezahlten, bei nackten jungen Frauen sitzen zu dürfen und über Sex zu reden, wo man aber gewöhnlich mehr als bloß Gespräche geboten bekam. Diese Entartungen waren für Nora eine schockierende Entdeckung, da sie doch angefangen hatte, sich für erfahren und weltoffen zu halten. Auf eine Jauchegrube wie Tenderloin war sie nicht vorbereitet gewesen. Die Augen gingen ihr über beim Anblick der grellen Neonreklamen, die Peepshows, Damenschlammringkämpfe, schwule Bäder und Massagesalons anpriesen. Einige der Aufschriften waren ihr völlig unverständlich, und sie fragte:
    »Was heißt das eigentlich ->mit Blick ins Himmelreich    »Das heißt, daß die Mädchen völlig nackt tanzen und während ihres Tanzes die Schamlippen auseinanderschieben, um mehr von sich sehen zu

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